Hope World

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Als ich die große Glastür zu dem Café aufdrückte, kam mir der vertraute Geruch von gerösteten Kaffeebohnen entgegen. Draußen war es kalt und es sah so aus, als würde es heute noch anfangen zu regnen, weshalb ich froh war endlich an meinem Ziel angekommen zu sein.

Ich begrüßte Jin, welcher schon hinter der Bar stand und Meisterwerke in Form von Kaffee zubereitete. Bei ihm hatte jeder Kaffee seinen eigenen Charakter, denn das war laut Jin das, was guten Kaffee ausmachte. Auch verzierte er den Milchschaum des warmen Getränks immer wieder mit einer Figur. Manchmal war es ein Stern, ein Blatt, ein Schriftzug oder gelegentlich ein kleines Herz. Diese persönlichen Figuren waren auch der Grund warum das Café so gut lief, seit dem er da war. Der 24-Jährige hatte mich, nachdem er den Job seiner Träume hier bekommen hatte, ebenfalls dazu überreden können mich hier, als Kellner zu bewerben. Ich hatte zugestimmt, anfangs nur, weil ich knapp bei Kasse war und als Student Geld sowieso immer gut gebrauchen konnte, aber jetzt liebte ich den Job mehr als alles andere und würde ihn für kein Geld der Welt mehr hergeben.

„Bring das zu Tisch 13, bitte", Jin schob mir zwei Espressi hin, als ich gerade aus dem Lager kam und ich nickte ehe ich die Bestellung zu besagtem Tisch brachte.

Als das erledigt war, sah ich mich um, bevor ich einen Tisch mit drei Mädels entdeckte welche offenbar darauf warteten, dass ich ihre Bestellung entgegennahm.

Ich kannte eine von ihnen, sie hieß Kira und war eine der Mädchen in meinem Studiengang, die eigentlich ganz okay waren.

„Was kann ich euch bringen?", fragte ich sie, als ich an ihrem Tisch ankam und Kira schenkte mir ein freundliches Lächeln. „Hast du Kiba?" Ich nickte. „Klar, dreimal?" Sie bejahte und ich verschwand wieder zu Jin, um die Bestellung herzurichten.

„Da drüben sitzt jemand, der dich offenbar ganz gut findet." Ich deutete in Kiras Richtung und Jin nickte wissend. „Sie ist eine von denen, die mich in der Mensa immer anstarren." Es klang eher abschätzig als zufrieden. Eigentlich hatte Jin am Anfang noch die ganze Aufmerksamkeit genossen, die er von den Mädels der Uni bekommen hatte, da er so gut aussah und wie ein Magnet wirkte, was weibliche Lebewesen anging.
Aber dann war es ihm alles ein wenig zu viel geworden und jetzt verdrehte er nur noch die Augen, wenn ihm jemand nach seiner Nummer fragte. „Bring ihnen doch ihre Bestellung, danach lässt sie dich bestimmt in Ruhe." Er nickte und stellte die drei gefüllten Gläser auf ein Tablett. „Na gut, aber wehe, wenn nicht."

Ich beobachtete ihn grinsend, wie er zu dem Tisch herüberging und Kira und ihren Freundinnen ihre Bestellung übergab. Er wechselte ein paar Worte mit ihnen und Kira sah so aus, als wolle sie vor Freude platzen, während Jin einfach nur da stand, die Hände in die Hüfte gestemmt und sie mit einem kleinen Lächeln begutachtete. Es war ein Kellner-Lächeln, nichts was man mit ehrlichem Interesse oder ähnlichem gleichsetzen konnte.

„Die sind eigentlich voll okay", bemerkte mein bester Freund, als er zurückkam und ich zuckte mit den Schultern. „Nicht alle Mädchen sind gleich, Jin, merk dir das mal." Ich lachte und machte mich daran die Arbeitsfläche zu wischen.

Im Laufe des Nachmittags leerte sich das Café allmählich, was auch Jin und mich ein wenig zur Ruhe kommen ließ, zumindest so lange bis die Tür aufging und ein hochgewachsener junger Mann mit weiß gefärbten Haaren das Café betrat. Als Jin ihn erblickte wurden seinen Augen groß und er drehte sich in Panik zu mir. „Heilige Scheiße, was macht der denn hier?" Er kaute sich nervös auf der Unterlippe herum und fixierte die Kaffeemaschine, als wäre sie das interessanteste der Welt.

Namjoon, welcher die Ruhe selbst ausstrahlte, kam zur Bar und begrüßte mich mit einem Lächeln. „Hey Hoseok, ich..." plötzlich hörte man ein Klirren und es wurde ganz kurz totenstill. Ich blickte zu Jin, welcher gerade fluchend nach einem Lappen griff. Namjoon lachte. „Normalerweise bin ich immer, der der alles fallen lässt." Jins Kopf war inzwischen hochrot geworden und ich kniete mich neben ihn, während wir gemeinsam den verschütteten Kaffee aufwischten.

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