"... STELLT DAS FEUER EIN, EIN KIND BEFINDET SICH AUF DER SCHUSSLINIE... "Ich blicke auf und gucke in 2 braune, große Teddybär- Augen. Sie schaut mich an mit ihrer Puppe im Arm. Ohne auch nur einmal über mein Handeln nach zu denken laufe ich geradewegs auf das kleine Mädchen zu. Im Hintergrund höre ich nur die Stimmen meiner Kollegen, die mir Warnrufe hinterher schreien, aber im Moment sehe ich nur das kleine Mädchen vor mir und stelle mir meine jüngere Schwester an ihrer Stelle vor. Ich würde mir wünschen, dass jemand meine Schwester rettet und genau das tue ich jetzt auch. Doch bevor ich das kleine Mädchen erreiche höre ich Schüsse, unmittelbar vor mir. Im nächsten Moment sehe ich nur wie das kleine Mädchen zu Boden sinkt mit ihrer Puppe in der Hand. Schnell laufe ich auf sie zu und fange sie auf. Ich rufe nach Hilfe und halte ihren kleinen, blutüberströmten Körper in den Händen.
Schweiß gebadet stehe ich auf, wieder nur ein Albtraum. Erschöpft aber dennoch halbwach greife ich nach meinem Handy. 3:24, schon wieder. Leise steige ich die Treppen runter in die Küche um ein Glas Wasser zu trinken. "Kannst du wieder nicht schlafen ?" Ich erblicke in die müden Augen meiner Schwester. "Ja." entgegne ich ihr erschöpft. "Kann ich bei dir schlafen? Ich habe einen Horrorfilm geguckt und kann jetzt nicht mehr schlafen." Skeptisch gucke ich sie an aber willige ein. Ich weis genau, dass sie nur bei mir schlafen will, weil sie genau weiß das ich alleine nicht mehr schlafen kann. Müde lege ich mich wieder ins Bett, leise höre ich dem Atem meiner Schwester zu und falle so in einen friedlichen und zum Glück Traumlosen Schlaf.
Sie gehen mir nicht aus dem Kopf, diese großen gelb bräunlichen Augen. Für einen kurzen Moment sah ich Honig, Gold, Frieden, Liebe, Zufriedenheit, Ja ich sah Utopia in ihren Augen. Mein Utopia. Es zerreißt mir mein Herz, gesehen zu haben, wie das kleine Kind in meinen Armen ihren letzten Atemzug tat. Dieser reine und unschuldige Mensch. Wie soll ich in so einer Welt friedlich leben und Leben hinein setzten. Meine Familie wird nie verstehen, wie ich mich fühle und was ich empfinde, sie haben nicht mit meinen Augen gesehen, mit meinen Ohren gehört, mit meiner Nase gerochen und mit meinem Mund geschmeckt. Die Leichen am Boden, die Schüsse und Bomben, das Geschrei der Menschen, die Gebete und die Verzweiflung. All das wird seit dem Tag, an dem ich das erste mal den Sand unter meinen Füßen gespürt habe, mit meiner Waffe in der Hand, bereit für meinen Frieden zu kämpfen, für mein Utopia, ein Teil von mir sein.
"Aram" holt mich die Stimme meiner kleinen Schwester wieder zurück in die Realität. Ohne ihr zu antworten mache ich mich auf den Weg runter in die Küche. " Was möchtest du essen" "Egal". Wie in letzter Zeit immer häufiger antworte ich in einfachen Sätzen. Mir tut es zwar leid für meine Mitmenschen aber es fehlt mir einfach an Motivation Gespräche zu führen. Ich habe verlernt mich zu unterhalten. Meine kleine Schwester kommt damit aber gut zu Recht. In meiner Familie ist sie die einzige, die mich nicht bedrängt. Sie gibt mir Zeit, Nähe und gleichzeitig den von mir benötigten Abstand. Vielleicht liegt es einfach auch daran das wir Zwillinge sind und eine Art Verbindung zwischen uns herrscht die die anderen nicht verstehen können. Oft habe ich das Gefühl Arin versteht mich besser als ich selber. Es ist so als würde sie wissen was ich denke und welchen Schritt ich als nächstes mache. Sie ist wie mein fehlendes Stück. Ich vertraue ihr sehr viel an und sie tut es mir gleich, auch wenn es mal zu Reibereien zwischen uns kommt sind wir am Ende eine Einheit und stehen dem anderen zur Seite. Auch wenn wir Zwillinge sind, unterscheiden wir uns in einigen gravierenden Dingen. Arin ist eher aufgedreht und rechthaberisch. Sie redet viel und gerne, hat viele Freunde und mag es Menschen um sich herum zu haben. Ich Frage mich, ob es Gottes Absicht war uns so unterschiedlich sein zu lassen und wenn Ja, welche Vorteile und Nachteile werden sich noch daraus ergeben.
Mittlerweile sitzen wir beide im Wohnzimmer und schauen uns eine Serie an. Es ist ein Ritual von uns, abends beisammen zu sitzen, eine Serie zu gucken und dabei was warmes zu trinken. Morgen geht es los für uns beide. Die Uni. Wir studieren beide auf der selben Universität, ich studiere Philosophi und Deutsch auf Lehramt und Arin studiert Mathe und Politik auf Lehramt. Auch wenn es sich unmöglich anhört könnte ich mir nicht vorstellen ohne meine Schwester auf die Uni zu gehen, seit wir auf dieser Welt sind, gehen wir nie getrennte Wege, im Kindergarten und in der Schulzeit waren wir immer in einer Klasse. Das wir beide nun unterschiedliche Vorlesungen haben ist eine komische und neue Vorstellung für mich. Es fällt mir schwer in Kontakt mit anderen Menschen zu treten, deshalb war ich auch ungern ohne Arin, da ihr das Freunde finden und Kontakte knüpfen immer etwas einfacher fiel als mir. Dank ihr habe ich Freunde gefunden und Leute kennengelernt.
Mein bester Freund ist Momo er ist der typische gute Laune Typ und das komplette Gegenteil von mir. Er wohnt bei uns in der Nähe. Arin und ich sind aufgrund unseres Studiums hierher gezogen und werden gelegentlich bestimmt mal unsere Familie besuchen fahren. Momo wollte auch erst bei uns einziehen ist dann aber aus familiären Gründen in eine eigene Wohnung gezogen."Ari ich gehe schlafen ok?" "Vergiss nicht deinen Wecker zu stellen, wir müssen früh aufstehen. Erster Tag, guter Eindruck und so" ich nicke ihr zu uns begebe mich in mein Zimmer, mache mich fertig fürs Bett und atme tief aus als ich endlich im Bett liege. Wie Ari wohl fühlt wegen morgen, ob sie aufgeregt ist. Auch Quatsch sie ist eine selbstbewusste Person mit starkem Auftreten, auch wenn sie einen erwachsenen Eindruck macht. Umsomehr ich an Arin denke fällt mir das kleine Mädchen wieder ein. An ihre Augen, die mich voller Schmerz angeschaut haben. Nachts ist es für mich noch am schlimmsten, denn dann ist es dunkel und meiner Fantasie ist freien Lauf geschenkt. Sobald Ich meine Augen zu mache befinde ich mich wieder dort und laufe über die Leichen und Trümmer. Ich habe nie wirklich mit Arin über meine Zeit im Krieg gesprochen. Ob ich es gerne tun würde ist die eine Frage, aber ich denke sie würde mit den Dingen die ich gesehen habe nicht klar kommen. Ich habe das Gefühl sie davor beschützen zu müssen, sie ist mein kleiner Sonnenschein und ich möchte nicht, dass sie ihr Lächeln verliert.
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Der Löwe In Mir
General Fiction"... STELLT DAS FEUER EIN, EIN KIND BEFINDET SICH AUF DER SCHUSSLINIE... "Ich blicke auf und gucke in 2 braune, große Teddybär- Augen. Sie schaut mich an mit ihrer Puppe im Arm. Ohne auch nur einmal über mein Handeln nach zu denken laufe ich geradew...