Unerwünschtes Wiedersehen

141 4 0
                                    

Nach weiteren 1,5 Stunden hatten wir es endlich in den Flieger geschafft. Doch von Entspannung war bei mir keine Spur. Allerdings nicht aufgrund meiner kleinen Verrücktheit. Nein nein nein! Ich war immer noch stinksauer. Ich saß also auf meinem Platz und kochte innerlich vor Wut. Ich konnte diesen Typen einfach nicht vergessen!
Und so erging ich mich in Schimpftiraden über diesen dreisten gutaussehenden Kerl, der mir einfach nicht mehr aus dem Kopf ging. Meine Mom rollte mit den Augen, blätterte in einem Magazin und versuchte so unauffällig wie möglich zu wirken.
„Und dann rempelt der Typ mich doch einfach an und lässt mich da liegen. Und als wär das nicht schon schlimm genug grinst er mir auch noch direkt ins Gesicht und geht dann einfach! Dieser.... also... das geht doch nicht. Was für ein Vollidio...."
Ich stolperte über das nächste Wort, denn ich bemerkte plötzlich, dass ein Mann im Gang neben uns stand. Wie lange er dort schon stand wusste ich nicht.
„Entschuldigung. Würden Sie bitte aufstehen? Mein Sitzplatz ist am Fenster." Mit dieser Stimme hätte er Kühlschränke am Nordpol verkaufen können. Ich war bereits verzaubert bevor ich mit meinem Blick auch nur über seine Brusthöhe hinausgekommen war. Was ich allerdings sah als ich endlich bei seinem Gesicht ankam verschlug mir die Sprache. Es war mir nur allzu bekannt und das gefiel mir kein bisschen.
„SIE!" platzte ich heraus. Doch weiter kam ich nicht. Meine Mom hatte ihm bereits Platz gemacht und zog mich nun ungeduldig und deutlich peinlich berührt hinter sich her um ihn durchzulassen.
Ein diabolisches Grinsen huschte über sein Gesicht als er sich an uns vorbei zwängte und zu seinem Sitz durchrutschte. Das durfte doch nicht war sein!
„Vielen Dank die Damen, mein Name ist übrigens Loki."

Auch eine 10 minütige Beschwerderede bei der Chefstewardess brachte nichts. Sie dachte nicht daran mir einen anderen Sitzplatz zuzuweisen. Ich saß fest neben diesem Schnösel und seinen unvergleichlichen Auge... Schluss damit. Mein Körper sendete mir eindeutig die falschen Signale. Ich blickte zu ihm zurück und betrachtete ihn genervt. Ich konnte nicht umhin zu bemerken, dass sein Anzug saß wie angegossen. Er betonte seinen schlanken wenn auch nicht übermäßig durchtrainierten Körper.  Er wusste seine Erscheinung einzusetzen das musste man ihm lassen. Sein charmantes Lächeln hatte ihm bereits die gesamte weibliche Aufmerksamkeit in unserer Reihe beschert, die nun wie verrückt mit den Wimpern klimpernd um seine Aufmerksamkeit wetteiferten. Er hatte das natürlich längst bemerkt und schien es zu genießen. Er war bester Laune.
Ich fragte mich wie viel er wohl von meiner vorherigen Schimpftirade mitbekommen hatte und die Röte kroch mir ins Gesicht. Es half alles nichts. Ich konnte ja nicht ewig auf dem Gang stehen bleiben, obwohl ich das ernsthaft in Betracht zog. Ich seufzte und ergab mich meinem Schicksal die nächsten 9 Stunden neben diesem Kerl zu sitzen. Ich quetschte mich am Getränkewagen vorbei und ließ mich trotzig auf meinen Sitz plumpsen. Meine Mutter ignorierte wohlwissentlich mein Schnauben und blätterte zur Tarnung weiter in ihrer Zeitschrift. Schön! dachte ich. Schön! Ich kramte in meinem Rucksack und beförderte meinen Zeichenblock zu Tage. Zeichnen beruhigte mich normalerweise und ich hoffte, dass das auch diesmal funktionieren würde.

Wie ich mein Herz verlorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt