Kapitel 1

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Die Nadel der Tattoowiermaschiene begann zu brummen. Ich war so aufgeregt das ich das Gefühl hatte mein Herz würde aus der Brust springen. Innerlich bereitete ich mich auf den Schmerz vor, von dem ich keine Ahnung hatte wie genau er sich anfühlen würde. Und ich hasste Ungewissheit. Ich musste mich immer auf alles genaustens vorbereiten und alles wissen. Doch ich war überrascht als mein Tattoowierer Chris die Nadel ansetzte, denn es schmerzte nicht. Schon fast angenehm brummte es in meinem Nacken. Wer hätte das gedacht? Meine Freundin drückte meine Hand. ,,Alles gut?" Ich nickte und grinste etwas. Meine Arme waren eingeschlafen und mir war etwas kühl doch ich fühlte mich gut und konnte es kaum erwarten nach drei Stunden in den Spiegel zu blicken. Die Rose, die ich schon seit drei Jahren im Kopf hatte zierte nun meinen Nacken. Genauso wollte ich es schon immer. Drei Dornen. Jeder für einen Abschnitt meines Lebens der mich geprägt, mich herausgefordert oder teilweise sogar zerstört hat. Meine Gedanken schweiften wieder ab zu meiner Grundschule und dem wohl schlimmsten Erlebnis meines Lebens. Augenblicklich biss ich mir auf die Lippe. Das war meine persönliche Macke. Somit holte ich mich mit einem kleinen Schmerz wieder zurück in eine andere Gedankenwelt. Mein Tattoowierer lächelte. ,,Super, dass es dir gefällt. Wir sehen uns dann beim nächsten mal. Und immer schön eincremen!" Nickend verließ ich nachdem ich bezahlt hatte das Studio und lief gemeinsam mit Mary zurück zum Auto. Immer wieder grinste sie mich an. ,,Und wie fühlst du dich?" Ich lächelte. ,,Gut...ich hätte nicht gedacht das es so einfach wird. Du solltest wirklich keine Angst davor haben. Du willst doch seit Ewigkeiten auch dein Tattoo. Trau dich doch einfach und tu es. Überwinde dich!" Ein Schulterzucken war meine Antwort. Manchmal verzweifelte ich an ihr. Es gab so viele Dinge, die sie unbedingt machen wollte aber nicht tat weil sie Angst davor hatte, sich nicht blamieren wollte oder irgendwelche anderen Gründe. Ich mochte sie, das tat ich wirklich aber zu viel war zu viel und teilweise war es wirklich schon anstrengend. Deshalb war ich auch ein klein wenig erleichtert als ich sie vor ihrer Haustür absetzte und allein in meinem Auto saß. Diese Momente brauchte ich manchmal einfach. Allein sein und nachdenken, Musik hören oder einfach wieder planen was ich noch alles unternehmen könnte. 

Zuhause war niemand. Meine Eltern waren arbeiten und mein Bruder in der Schule. Mein Blick glitt zum Handy. Eine Nachricht von Nadien. Schnaufend ließ ich mich in mein Bett plumpsen und öffnete die Nachricht.

,,Naaaa, schon aufgeregt und die Koffer gepackt? Morgen abend geht es los!!!!"

Ich tippte zurück: ,,Klar Koffer ist schon lange fertig, ich habe schon vor einpaar Tagen Sachen beseitegelegt die ich anziehen will."

Wahrscheinlich nahm ich wie immer viel zu viel mit und hätte am Ende des Urlaubs keinen Platz mehr für die Sachen die ich gekauft hatte. Der letzte Urlaub vor dem Ernst des Lebens und bevor sich all unsere Wege trennen würden. Ich fragte mich, zu welchen Leuten der Kontakt wohl bestehen bleiben würde und welche ich aus den Augen verlor. Fest stand für mich das ich mit Nadien immer Kontakt haben und halte würde, sie war sowas wie mein persönlicher Psychologe, nachdem mich meiner rausgeschmissen hat mit der Begründung er sieht keine Notwendigkeit der Behandlung bei mir. Tja der Meinung war aber auch nur er. Die letzten Sachen fanden einen Weg in meinen Koffer, ich schloss ihn und stellte alles griffbereit für die Reise ab. Tatsächlich freute ich mich denn ich liebte das Meer, das Tauchen und selbstverständlich wollte ich braun werden. Ja das klingt komisch, aber ich bin nun mal ein regelrechter Blassschnabel wie meine Mutter immer sagt. Ich tippte eine weitere Nachricht in mein Handy, doch diesmal an meinen Freund. Noch führten wir eine Fernbeziehung doch schon in zwei Monaten würde ich in die selbe Stadt wie er ziehen und meinen Job beginnen. 

,,Vermisse dich jetzt schon. Aber wir sehen uns ja nach dem Urlaub wieder wenn du mich vom Flughafen abholst!" 

Es würde wahrscheinlich wie immer eine Weile dauern, ehe er antwortete. Er arbeitete bei der Polizei und da er diese Woche Nachtdienst hatte schlief er den ganzen Tag über und das bedeutete, dass der Kontakt momentan ziemlich eingeschränkt war und das machte mich wahnsinnig. Ich war wohl gezeichnet durch meine vorherige Beziehung, denn mein Exfreund hatte mich wegen einer anderen sitzen lassen und hätte ich ihn nicht immer wieder angeschrieben, weil ich mich gewundert habe das er ewig nicht auf meine Nachrichten antwortet hätte er wohl nie etwas gesagt. Seitdem bekam ich immer wieder Angst, wenn ich über zu lange Zeit keine nachrichten bekam. Es war verständlich, dass er beschäftigt war und nun mal keine Zeit hatte um mir zu schreiben, gerade wenn er schlief doch ich konnte es einfach nicht unterdrücken, so sehr ich mich auch dazu zwang. Wie von automatisch tippten meine Hände auf die App iPhone-Suche und orteten seinen aktuellen Standort. Er war zuhause. Was auch sonst. Kopfschüttelnd schloss ich die App wieder, legte das Handy beiseite und rollte mich im Bett zusammen. Dachte an die schönen Momente mit ihm. An den Abschlussball, wie er meine Hand ergriff und mir sagte er wolle mit mir kurz verschwinden wären meine Eltern nicht noch da....Wie er danach mit mir ans Wasser fuhr, wir uns küssten und die Hände nicht voneinander lassen konnten, bis er mich ans Auto drückte und mir sagte wenn wir jetzt nicht fahren müssen wir auf den Rücksitz gehen...und schon fielen mir die Augen zu.

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