Rettung in der Not

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Mit einem dumpfen Bauchgefühl radele ich durch die Straßen Kiels.

Es regnet in Strömen, natürlich fing es erst an, als ich losgefahren bin.

Ich bin jetzt schon durchnässt.

So kann ich unmöglich der Familie gegenüber treten.. Ich beschließe ein paar Meter entfernt mein Fahrrad anzuschließen und mich wenigstens etwas ansehnlicher zu machen.

Wahrscheinlich bringt es nur etwas für die Psyche und ich sehe genauso elend aus, wie auch schon zuvor.

Nervös und mit Scham drücke ich auf die Klingel. Ich muss aussehen wie ein streuender Hund. Nach höchstens 3 Sekunden wird die Tür aufgerissen.

Mit tiefer Dankbarkeit schaut ein Braunes Augenpaar mich an.

,,Hallo..'', unsicher wie ich ihn nenne soll, stoppte ich.

,,Harald.'', hilft er mir auf die Sprünge und bittet mich höflich hinein.

Erst jetzt scheint er zu bemerken, dass ich komplett nass bin.

,,Ach du scheisse, bist du mit dem Fahrrad gefahren?''

Ich Möchte gerade bejahen, da werde ich durch eine helle Stimme unterbrochen.

,,Freyaaaaa!'', schreit Jasper, läuft auf mich zu und erdrückt mich beinahe. Ich erwidere seine Umarmung herzlich und vergesse für einen Moment, dass ich gerade den Flur voll tropfe.

,,Ich muss jetzt los, Jasper, kannst du Freya den Kleiderschrank von Mama zeigen? Du kannst dir dann neue Kleidung raussuchen. Such dir einfach irgendwas aus.'', rattert Harald runter und nur mit Mühe verstehe ich alles.

Ich nicke etwas unschlüssig, während ich Harald dabei beobachte, wie er seine Tasche nimmt noch einmal winkt und schwups ist er weg.

Na super. Jetzt bin ich hier mit einem kleinen Kind, in einem fremden Haus und mit klitschnassen Klamotten.

Einen besseren Anfang in meinem Job kann ich mir echt nicht vorstellen.

Haralds Sicht

Meine Finger tippen ungeduldig aufs Lenkrad. Das Training hat bereits vor 5 Minuten begonnen.

Was mache ich bloß für einen Eindruck vor Filip unserem neuen Trainer. Es ist schließlich gerade erst unsere zweite Trainingseinheit.

Bis zum diesem Zeitpunkt habe ich selber nie verstanden wieso man es nicht rechtzeitig zum Training schafft.

Und nun gehöre ich selbst zu dieser Sorte.

______

Ich sprinte über den Parkplatz, ziehe mir schnell meine Hallen Schuhe an, ehe ich noch einmal vor der Hallentür tief durchatme.

Aus der Halle ist das quietschen der Schuhe zu hören und automatisch klopft mein Herz noch schneller.

Alfred hatte es gehasst wenn man zu spät kommt und ich bin mir sicher, dass es bei Filip nicht anders sein wird.

Drinnen sind die Jungs schon mitten im schwitzen und sind dabei 50 und 100 m Sprints zu absolvieren.

Entschlossen gehe ich auf Filip zu, der mit dem Rücken zu mir steht und die Jungs beobachtet.

Ich spüre die Blicke einiger Jungs auf mir, versuche dies aber auszublenden.

Ich räuspere mich und als hätte Filip gespürt, dass ich gerade gekommen bin, dreht er sich aprupt um.

Schweigend mustert Filip mich. Doch er muss auch gar nichts sagen, sein Blick spricht Bände.

Ich schlucke den kleinen Kloß hinunter und beginne zu reden:

Heimat, ein GefühlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt