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POV von ???

Die kälte des Meeres traf mich wie ein Schlag und ich musste mein ansteigendes Zittern unterdrücken. Ich zog mich auf mein Surfbrett und liess mich darauf nieder und sah in den sternenbedeckten Himmel. Die Sterne waren aussergewöhnlich grell und leuchteten so stark, dass man für heute Nacht die Lampen an den Strassenrändern abgeschaltet hatte. In mir breitete sich eine angenehme Stille aus und ich schloss die Augen und genoss die Meeresbrise, die mir zugeweht wurde. Trotz der Erdbeben, die es heute gab, war es heute in der Nacht ungewöhnlich still, die Nachrichtensender hatten uns geraten Zuhause zubleiben solange man nicht wusste, was die Ursachen dafür war, dass die Welt heute Nachmittag kurz verrückt gespielt hatte. Ich musste leicht schmunzeln, ich hatte dank diesem Naturphänomen die beste Welle meines Lebens geritten. Solch eine Welle habe ich nie gesehen, geschweige davon gehört, obwohl ich früher neben der Küste in Florida gewohnt habe und dort hatte es Krasse Wellen. Florida, das war eine schöne Zeit. Ich seufzte und konnte feststellen, dass ich nicht mehr entspannt war, wie noch vor einigen Sekunden zuvor. Der Gedanke, dass ich nun meilenweit entfernt von meinem Geburtsort und dem Strand, mit dem ich aufgewachsen bin, versetzte mir einen Stich. Vielleicht hatte ich Glück und die Schule würde Morgen ausfallen wegen den heutigen Ereignissen. Ich liess noch einige Sekunden meine Augen geschlossen, bevor ich mich daran machte zum Strand zurückzukehren. Niemand mochte es der neue an einer Schule zu sein, besonders nicht, wenn man mitten im zweiten Semester auftaucht. Ich verbannte meine Gedanken aus meinem Kopf und konzentrierte mich auf das Wasser, das meine Hände während dem Paddeln streiften. Beim Surfen gibt es keine Gedanken, nämlich nur deine Seele, die sich mit dem Meer verbindet und zu eins wird. Ich konzentrierte mich auf mein Mantra, das ich jederzeit aufsage, wenn ich mich zu entspannen versuchte" Das wahre Glück ist, Sand unter den Füssen, Wind im Haar, Salz auf der Haut und das Meeresrauschen in den Ohren." Ich spürte, wie sich meine Schultern entkrampften und lächelte in mich hinein. Am Strand angekommen, steckte ich mein Brett in den Sand und liess mein Blick noch das letzte Mal übers Meer schweifen, bevor ich mich wieder Nachhause begeben werde. Voller Ehrfurcht betrachtete ich die Ebbe und verlor mich in der unendlich weiten Sicht des Meeres.

"Für immer verzaubert von Glitzern des Meeres, dem Rauschen der Wellen und der Weite des Horizonts."

Ich war den Tränen nahe, es fühlte sich an, als würde er es mir direkt ins Ohr flüstern.  Ich erschauerte an meinem ganzen Körper und blinzelte mir meine Tränen weg. Er ist weg und er wird auch nicht mehr zurückkommen.

Ich wollte mich abwenden, als ich von Schritten hinter mir abgelenkt wurde. Wer war um diese Zeit noch am Strand? Als ich mich umdrehte verschlug es mir den Atem. Ich hatte noch nie in meinem Leben eine solch wunderschöne Frau gesehen. Ihre roten Haare fielen in Wellen ihre Schultern herab und ihre Haut war von den Sternen gesegnet. Wie war es möglich, dass eine menschliche Haut so geschmeidig leuchten kann? Mit jedem Schritt, den sie mir näher kam, umso mehr fingen die Sternen an zu leuchten und der Boden unter mir fing an zu zittern. Ihre wunderschönen Augen, die ich die Farbe nicht einmal wagte zu beschreiben, waren starr aufs Meer gerichtet. Sie würdigte mich keines Blickes währenddessen sie nackt an mir vorbei lief mit einem lächeln richtung Meer. Ich war wie erstarrt und konnte nur dabei zusehen, wie sie sich dem Meer näherte, das plötzlich wegen ihrer Anwesenheit die Ebbe verschwinden liess und kräftige Wellen schlagen liess. Wer nun, schwimmen gehen würde, würde sich sein sicheren Tod holen. Ich riss mich aus meiner Erstarrung und holte sie mit schnellen Schritten ein und versperrte ihr den Weg.

Meine Worte blieben mir im Hals stecken, als sie mir direkt in die Augen sah, alle meine Gedanken wurden auf einem Schlag weg gewischt und ich sah vor mir nur ihre atemberaubenden Augen. Sie betrachtete mich mit einem schrägen Lächeln auf den Lippen.

- Was willst du Sterblicher?

Ihre Stimme liess mich alles um mich herum vergessen und eine Wärme breitete sich tief in mir aus. Sie sang nicht, aber ihre Stimme klang wie eine wunderschöne Melodie ,von der man nie genug haben kann. Wer war dieses Mädchen und was tat sie mit mir? Ich war wie gebannt und klebte an ihren Lippen. Als sie sah, dass ich keiner Antwort möglich war, schob sie mich nur kopfschüttelnd beiseite und lief weiter. Mein Mund war nicht möglich Sätze zu bilden, aber mein Verstand war noch nicht komplett von ihrer Schönheit geblendet. Bevor sie sich in die Wellen stürzen konnte, riss ich sie in letzter Sekunde mit solch einer Wucht weg, dass wir beide hart auf den Sand fielen.

POV von Kalia

Hart stiess ich auf den Boden auf, und zog vor Schmerz tief die Luft ein. Wo war ich überhaupt?

- G-Geht es dir gut?

Erschrocken wich ich von der Person aus, auf der ich gerade gelandet war. Nach wenigen Malen Blinzeln wurde mir bewusst, dass ich gerade auf einen Jungen gefallen war. Er blinzelte mich verwirrt zurück an und sah so aus, als wäre er selbst gerade von einer Starre erwacht. Er sah mir mit sehr viel Willenskraft ins Gesicht und versuchte so gut wie möglich nicht nach unten zu starren. Ein Blick an mir selbst wanderte nach unten und liess mir sofort röte ins Gesicht schiessen. Warum zur Hölle war ich nackt? Ich taumelte einige Schritte nach hinten, als ich plötzlich ein lautes Murmeln an meinem Ohr hörte.

Wie kann er es wagen, unsere Königin von Nachhause gehen abzuhalten?

Der Fremde Junge kriegte mich zu fassen, bevor ich wieder vor Übelkeit auf den Boden aufgestossen wäre. Er hielt mich so nah an sich dran, dass nun auch ihm die Röte den Hals auf kroch. Als ich ihm ins Gesicht sah, bereute ich es sofort. Er hatte sehr dunkle grüne Augen, die man leicht mit schwarz verwechseln könnte, wenn man nicht genau hinschaut. Ich war mir selbst nicht genau sicher, ob es sich um ein dunkel Grün handelt, oder um schwarz, denn seine nassen Braunen Haaren fielen ihm fast komplett über die Augen. An seiner Lippe entlang hatte er eine grässliche Narbe, die seinem Jungenhaften Gesicht eine härte gab, dass ich leicht zurück zuckte. Ich musste mir den Drang unterdrücken seine Narbe zu berühren. Ich starrte ihn unverhohlen an und bemerkte erschrocken, dass er mich genauso gleich freiheraus musterte. Er lächelte mich unsicher an, ich spürte ein Flattern in meiner Magengrube, dass ich damit antwortete, in dem ich ihn von mir nervös weg stiess. Ich liess mein Blick zum Meer wandern, damit ich ihn nicht mehr ansehen musste. Was ist passiert? Warum bin ich hier? Als ich das Meer beobachtete, spürte ich einen Stich in meinem Herzen, das sich wie Heimweh anfühlte und das Murmeln im Hintergrund wurde präsenter denn je, eine solch grosse Wut überrannte mich und liess meine eigene Hände zittern. Die Elemente waren wütend, schrecklich wütend auf den fremden Jungen.

Der Sterblicher denkt, er kann es wagen sie von kommen abzuhalten?

Er muss sterben!

Niemand fasst unsere Königin an ohne Erlaubnis!

Wie kann er es wagen, der Glanz der Sterne zu beschmutzen?

STIRB! STIRB! STIRB!

Ich musste sofort von hier verschwinden, denn ich konnte allmählich nicht mehr die Stimmen von meiner eigenen unterscheiden und die Wut breitete sich jede Sekunde auch in mir aus. Das Zittern an meinen Händen wanderte zum Boden und unter mir begann es erneut zu beben.

Wie kann er es wagen, mich von meinem Handeln abzuhalten? Mich die Königin?

Ich erschrack, denn diese Gedanken kamen nicht von mir. Es kam von der Macht, die sich weiter in mir ausbreitete. Dieses mal war das Beben noch stärker und das Meer hinter mir tobte. Ich musste hier weg, bevor ich die Kontrolle verlor.

- Hey? Wo gehst du hin? Brauchst du hilfe?

Ich ignorierte ihn währenddessen ich meine Wut zu unterdrücken versuchte, jeden Schritt denn ich tat um mich von ihm zu entfernen, umso mehr bekam ich den Drang ihn zunichte zu machen. Er kam mir hinterher und versuchte mich zum stehen zu bringen.

- Hörst du mich? Wie bist du hierher gekommen?

STIRB

- Hey? Warte!

STIRB

- Soll ich für dich jemand anrufen?

STIRB.

Es ist zu laut. Die Stimmen werden zu laut. Ich muss etwas dagegen tun.

Pov von ???

Plötzlich fängt sie an zu rennen, schneller als es für einen Mensch möglich ist und bevor ich sie aufhalten konnte, war sie schon verschwunden und mit ihr das Licht der Sterne.

Allein war ich nun, verfolgt von ihrer Stimme, die mich bis ins Land der Träume verfolgen wird.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 08, 2020 ⏰

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The lost sirenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt