Nach einigen Albträumen, aus denen ich leider nicht aufgewacht bin, wache ich auf. Es ist gerade Mitternacht und vereinzelt hört man Stimmen im Bus. Damit Jule auf mich aufmerksam wird, stoße ich ihn mit meinem gesunden Bein an. Er sieht auf und grinst mich an. "Na. Gut geschlafen." "Etwas ungemütlich aber es ging. Wo sind wir gerade?" "In Gelsenkirchen. Also in einer halben Stunde da. Achja, dein Handy hat die ganze Zeit geklingelt. Mario hat es nach einer Zeit ausgemacht." "Ok. Danke" Ich nehme mein Handy in die Hand, mache es an und erschrecke mich. 50 Anrufe und über 600 WhatsApp-Nachrichten. "OMG." "Wie viele Nachrichten sind es?" "Mehr als 600 Nachrichten und 50 Anrufe." "Na viel Spaß. Von wem sind sie?" "Klassenkameraden und so.
" In der Klassengruppe sind es 252. Ich öffne den Chat und fange zu lesen an.
Romeo: Habt ihr gesehen und gehört was Paul über Melina erzählt hat?
Elena: Klar. War ja nicht zu übersehen/überhören. Aber er erzählt sowieso nur Bullshit.
Lea: Woher willst du das wissen?
Elena: Vor ein paar Tagen hat er noch zu mir gesagt, dass sie noch nicht miteinander geschlafen haben, weil Melina noch nicht will.
Lea: So schätze ich sie auch ein. Sie ist nicht so eine die sich mit 15 schon alles nehmen lässt.
So geht die Diskussion weiter. So wie ich das herauslese, steht meine ganze Klasse hinter mir. Als ich alles gelesen habe, fange ich an eine Nachricht zu tippen.
Ich: Hallo Leute.
Ihr habt alle gesehen/gehört was Paul über mich erzählt hat. Elena hat recht. Wir haben bis jetzt nicht miteinander geschlafen, weil ich mich nicht dazu bereit gefühlt habe. Als Paul und ich zusammengekommen sind, hat er unauffällig Kameras in meinem Zimmer angebracht, damit er überwachen kann was ich mache. Irgendwann habe ich eine dieser Kameras gefunden und ihm davon erzählt. Er hat zugegeben, dass sie von ihm sind und er Bilder hat, die eigentlich niemand sehen sollte. Er hat gedroht, wenn ich jemanden davon erzähle oder ihn verlasse kommen sie ins Internet. Vor zwei Wochen habe ich ihn mit Lisa erwischt und ihm gesagt, dass das mit uns jetzt aus ist. Deshalb hat er seine Drohung war gemacht. Von mir aus können wir, wenn Daniel und ich nächsten Montag wieder in die Schule kommen, dieses Thema besprechen. Seid mir nicht böse bis dorthin würde ich gerne meine Ruhe haben.
Liebe Grüße, eure Melina
Ich sende sie und schließe daraufhin diesen Chat. Ich gehe in die Gruppe meiner Fußballmannschaft. Ihnen schicke ich eine ähnliche Nachricht. Die restlichen 128 Nachrichten sind aus 32 Chats. Auf alle bis auf einen antworte ich. Nämlich den von Paul. Dieser fängt schon toll an. "Na du Schlampe,..." Wenn ich das nur sehe, steigen mir Tränen in die Augen. Schnell schließe ich WhatsApp und lege mein Handy mit dem Bildschirm nach unten auf den Tisch vor mir. Stumm schaue ich aus dem Fenster links neben mir und beobachte die Lichter der Autos, die an uns vorbeifahren und in die andere Richtung fahren. Mittlerweile wachen auch die auf, die bis jetzt noch geschlafen haben. Als der Bus in Brackel steht, gehen alle aus dem Bus. Ich versuche mit den Krücken die schmale Treppe hinunterzukommen. Dies funktioniert jedoch nicht so wie ich es mir vorstelle. Ich falle fast hinunter hätte mich Mario, der hinter mir aus dem Bus steigt, nicht an der Hüfte gepackt und so vor dem Fallen bewart.
„Pass auf, Kleine.", meint mein großer Bruder.
„Danke aber ich bin nicht klein.", entgegne ich ihm.
„Nicht schon wieder diese Diskussion", stöhnt Daniel genervt auf.
Mein Rucksack hängt über meiner Schulter und Mario zieht unsere Koffer hinter sich her. Er gibt alles in den Kofferraum während ich es mir auf dem Beifahrersitz gemütlich mache. Als wir dann auf dem Weg nach Hause sind, stellt Mario mir Fragen.
"Hat sich dieser Paul jetzt nochmal gemeldet?"
"Ja,leider. Er hat mir eine WhatsApp-Nachricht geschickt. Ich hab sie mir aber noch nicht angesehen. Die fängt schon so schrecklich an."
"Darf ich wissen, wie?"
"Mit <<Na du Schlampe>>"
"Ok. Willst du ihn anzeigen?"
"Ich weiß es nicht. Ich habe Angst, dass er mir dann noch schlimmere Sachen antut.", seufze ich verzweifelt auf.
"Welche?"
"Mich Krankenhaus reif schlagen, Vergewaltigen. Man ich traue im doch alles zu."
"Hat er dich schon mal geschlagen?"
*Stille*
"Melina, sag mir jetzt hat er dich schon mal geschlagen?"
"ja"
„Wie oft und wie fest?", fragt er nach einiger Zeit, in der wir geschwiegen haben.
„Meistens nur leicht aber einmal musste ich ins Krankenhaus mit einer Platzwunde", erzähle ich ihm, wobei meine Stimme nicht mehr als ein Flüstern ist.
„Wir reden morgen nochmal ok. Ich würde in am liebsten umbringen."
„Glaub mir Mario. Ich auch."
„Ach ja. Ich hab es geschafft nachdem du eingeschlafen bist, die Bilder von Instagram zu löschen."
„Danke, aber die haben doch sicher schon Leute gescreenshotet aber es ist Gott sei Dank ein Anfang."
"Willst du morgen mitkommen wenn ich Ann vom Flughafen holen muss?"
"Gerne"
Bei Mario Zuhause angekommen, nimmt er unsere Koffer. Ich hänge mir meine Sporttasche und meinen Rucksack über die Schulter und humple hinterher. "Willst du im Gästezimmer schlafen oder bei mir?", werde ich nach einer kurzen Führung durch das Haus gefragt. "Wenn es dir nichts ausmacht gerne bei dir" "Hätte ich sonst gefragt." Wir machen uns Bett fertig und im Bett kuschle ich mich an meinen Bruder, der mich schützend umarmt. Schon nach ein paar Minuten drifte ich in meine Traumwelt ab.
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180° Drehung meines Lebens ! PAUSIERT !
FanfictionMelina ist schüchtern und verträumt. Sie liebt Fußball und Bücher. An ihrem 16. Geburtstag lernt sie ihre leibliche Familie kennen, nachdem ihre Adoptiveltern bei einem Autounfall ums Leben kamen, bei dem sie auch verletzt wurde. Von diesem Moment a...