In einem Dorf wohnte einst ein Mädchen, das war schlau und engagiert. Das Mädchen war sehr beliebt, denn es verstand, wie es sich zu verhalten hatte, so dass jeder es mochte oder zumindest niemand es nicht mochte. Es tat viel. Engagierte sich freiwillig bei allmöglichem Zeug. Es bereitete ihr Stress und Plage, doch sie wusste, dass sie die Beste sein wollte. Und das in allem. Nun wurde ihr gerade dies zum Verhängnis. Nach außen kam sie nicht mehr mit. Viel zu viel zu viel kam Tag ein Tag aus auf sie zu. Und mehr und mehr Freunde wollte sie haben. Mehr und mehr Beziehungen. Nur aber keinen festen Freund. Eine Beziehung schien ihr zu nichtig, für einen großen Geist wie ihren. Strebten die Meisten doch eine Beziehung an, so war es besonders keine zu wollen. Besonders zu sein, bedeutete für sie, besser zu sein. Wobei hier muss ich wohl revidieren. Besser zu sein, bedeutete für sie, besonders zu sein. Das war ihr größtes Ziel. Und nie war sie zufrieden. Nie besonders genug. Sie ging dabei einen harten Weg. Sie wollte sich nicht rausstellen und alle Welt anschreien: „Sie her ich bin besonders!" Was sie wollte war, dass die Menschen sie respektierten und von selbst anerkannten was sie war. Vielleicht gab sie zu viel auf die Meinung der Anderen, aber sie wollte ja auch mit jedem gut stehen.
Nach Jahren der Mühen zog ein Junge in ihr Dorf. Er war besonders. Er viel auf. Bald schon freundete sich das Mädchen mit ihm an. Ihre Haare waren gefärbt. Die Beiden näherten sich an und nach einiger Zeit standen sie sich so nahe, dass jeder von einem Paar sprach. Das waren sie nicht. Aber dennoch glichen sie in vielem einem Pärchen. Sie führte ihn ein in ihre Welt. Vertraute ihm weit mehr als er ihr. Der Junge war sehr beliebt bei ihren Freunden und was ihr erst gefiel, wurde bald schon zur Plage. Er befreundete sich so gut mit ihren Freunden, dass diese bald nicht mehr sie anschrieben, ob er mit käme zum Treffen, sondern ihn direkt und er erst frage musste sie mitzubringen. Nur wenige blieben ihr treuer als ihm. Zu dieser Zeit legte sie sich in die Badewanne. Im warmen, eigentlich zu heißen Wasser, wollte sie der Schande, wie sie es empfand, der Demütigung, dem Scheitern ein Ende bereiten. Sie ertrug es nicht, dass er ihr in wenigen Wochen nahm, wofür sie Jahre gebraucht hatte. Kurz bevor sie sich den verhängnisvollen Schnitten unterwerfen wollte, klingelte ihr Telefon. Der Junge war am anderen Ende. Ihr war selbst nicht klar, warum sie abgenommen hatte. Vielleicht war es die Hoffnung auf einen kleinen Wink von Zuwendung einer ihrer alten Freunde gewesen. Die Hoffnung jemand würde sich nur für sie interessieren und nicht für den Jungen. Der Wunsch es gäbe jemanden da Draußen, bei dem sie die größte Bedeutung in seinem Leben habe. Als sie seine Stimme hörte, wurde ihr schlecht. Als sie etwas heiser Antwortete, erkundigte er sich nach ihr. Als sie mit ihm sprach, verging ihre Stimmung. Nach dem Telefonat übergab sie sich ins Badewasser. Die Zeit strich voran und der Junge stellte ihre Vormachtstellung in vielen Bereichen in Frage. Er übertrumpfte sie. Doch konnte sie ihm nicht böse sein. Sie sagte auch nie ein Wort zu ihm den sie mochte ihn und wollte ihn nicht ausbremsen. Sie wurden ein Paar und der Vergleich mit ihm wurde schlimmer. Doch sie liebte ihn sehr. Sie hatte ihre Prinzipien verraten, um mit ihm zusammen zu kommen. Die Konkurrenz zwischen ihnen wurde schlimmer und bald stand sie in seinem Schatten. Die Angst holte sie ein, dass sie hinter ihm untergehen würde. Dass keiner sie mehr besonders fände, da ihr Freund ja viel besonderer war. Sie hatte Angst von den Wellen die sein Schiff aufwarf, von ihrem Boot geworfen zu werden und zu ertrinken. Sie versuchte sich erneut umzubringen. Der Versuch scheiterte nur knapp, da ihre Eltern sie gerade noch rechtzeitig ins Krankenhaus brachten. Dem Jungen, der sich wunderte warum sie im Krankenhaus sei, erzählte sie, es ginge um eine OP die ihr sehr unangenehm sei und er solle deshalb niemandem davon erzählen. Als sie dann begann ein eigenes Haus zu bauen, endschied sich der Junge daneben zu Bauen. Sie waren zwar zusammen, doch bei ihnen war es kompliziert. Und so wollten sie auch getrennt wohnen. Sie ärgerte sich darüber, denn es war ihre Idee gewesen, als Einzige in ihrem Alter ein eigenes Haus gebaut zu haben und damit wieder als besonders angesehen zu werden. Nun tat der Junge dasselbe, nur das er noch ein wenig höher baute. Da wurde sie wütend, denn alles was sie hörte war, wie alle über das große Haus des Jungen sprachen. Sie wurde so wütend, dass sie einen Schrank, den sie selbst gebaut hatte und in den sie viel Arbeit gesteckt hatte, in Stücke schlug und als sie sah was sie getan hatte, ärgerte sie sich so über ihr Verhalten, dass sich ihr ganzer Hass gegen sie selbst richtete und sie, um Nichts mehr zu zerstören, ihre Hand gegen die Wand schlug bis sie blutete. Am nächsten Morgen ging sie in die Schule und hoffte jemand würde ihren Verband an der Hand bemerken. Die Verletzung machte sie ja besonders. Aber da war keiner der sie fragte, was geschehen sei. Als sie endtäuscht nach Hause kam, überlegte sie: "Wenn ich mein Haus grün streiche, dann ist es das einzige Haus des Dorfes, das grün ist. Daher strich sie es und als sie dem Jungen es zeigte, meinte er: "Grün gefällt mir ja nicht so gut. Meins habe ich weiß gestrichen." Das Mädchen, das sein Haus daneben ja auch sah erwiderte: „Aber weiß ist doch so gewöhnlich." Aber der Junge meinte nur, es sei ihm egal, da es ihm nur darum ginge, was ihm besser gefiele. In diesem Moment begriff das Mädchen, dass es dem Jungen nicht darum ging, besonders zu sein. Alles was er wollte war dem direkten Nutzen zu zuordnen. Natürlich verglich er sich, aber nicht mit dem Ziel besonders zu sein. Und trotzdem bekam er all die Aufmerksamkeit, die Anerkennung. Obwohl er sie nicht einmal begehrte. Das Mädchen musste erneut erbrechen. Doch nach einigen Tagen ergriff sie neuen Mut und baute einen Turm auf ihr Haus, damit ihr Haus größer sei, als das des Jungen. Dieser wiederum baute auch einen. Noch höher und schöner. In dem Turm waren eine Kletterwand, ein Whirlpool und ein Spielezimmer. Er war Kletterer, was sie schon immer betrübt hatte, da sie einst selbst Kletterer war, allerdings nun weit hinter seinen Leistungen zurück lag. Die Leute liebten seinen Turm und keiner fragte nach dem des Mädchens. Da fragte das Mädchen den Jungen, warum er immer höher als sie baute. Er Antwortete darauf, er wolle sie immer übertreffen. Sie verstand den Grund nicht, doch es führte zu ihrem nächsten Wutanfall. Sie wusste, dass wenn sie konkurrieren wollte, es sie noch mehr stressen würde, als sie ohnehin schon wurde. Und er schien es ja ohne Mühen wegzustecken. Es war unfair. Woher auch immer nahm er viel mehr Kraft als sie. Ihr waren die Mittel ausgegangen. Doch wo die bauenden Mittel fehlen, finden sich die zerstörenden. „Mag sein das ich nicht genug Steine hab, um das höchste Haus zu bauen. Doch ich habe noch das Feuer, um das höchste zu verbrennen und meins zum höchsten zu machen." Und in der nächsten Nacht brannte sie das Haus des Jungen ab. Sie erzählte zudem überall, er habe sie betrogen. Darauf verlor er alle Freunde, die er durch sie gewonnen hatte. Ein paar Anrufe und siehe da, ihr Einfluss war nicht geschwunden, der Junge verlor bald alle Stellungen. Der Junge, verhasst von allen, wendete sich an sie, denn er glaubte, sie sei die Einzige Person, die ihn noch liebe. Trotz der Gerüchte die sie verbreitet hatte, vergab er dem Mädchen und wandte sich an sie. Da erst wurde ihre Sicht klar und sie erkannte, wie sehr ihre Liebe vom Neid verblendet gewesen war und sie erzählte ihm diese Geschichte. Dann griff sie einen Silberdolch und erstach sich selbst. Der Junge aber erhängte sich noch am selben Tag aus Scharm über sein Handeln.
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Die Tragödie eines Strebenden
Cerita PendekDies ist eine Kurzgeschichte, deren Thema in gewisser Hinsicht die heutige Gesellschaft beschreibt. Es geht um ein Mädchen, welches an sich selbst den Anspruch stellt, die Beste in allen Dingen zu sein. Sie strebt immer nach dem höchsten, um besonde...