Prolog

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Wie üblich wachte Samuel früh am Morgen auf, noch bevor sein Wecker klingelte. Ziemlich verschlafen öffnete er seine Augen und sah auf das Display des Weckers, das anzeigte, dass er wirklich eine Minute vor dem Klingeln des Weckers aufgewacht war. Erleichtert streckte er seine Hand aus, um den Wecker auszuschalten, damit er nicht noch mit seinem plötzlichen Klingeln seine Freundin wecken würde, die ganz ruhig neben ihm lag und schlief. Mit einem leisen Klicken schaltete er den Wecker aus und konnte es sich nicht verkneifen das schlafende Mädchen neben sich zu beobachten, so wie er es immer wieder schon getan hatte.
Stella Morgan, seine Freundin, war ein hübsches Mädchen, die Hübscheste damals in ihrer Klasse. Schon in ihrer Schulzeit hatte sie mehrere Männerherzen erobert, doch sie hatte nie diese Chancen ausgenutzt, nicht so wie ihre Mitschülerinnen. Viel eher war sie die Ruhige in der Klasse gewesen und hielt sich versteckt, damit ihre Schulkameradinnen sich aufspielen konnten und sie meistens gar nicht entdeckt wurde wegen dem Auftreten der anderen. Erst spät hatte Samuel ihr schließlich seine langjährige Liebe gestanden, nachdem sie mehrere Jahre gut befreundet waren und jetzt waren sie schon seit drei Jahren ein glückliches Paar.
Einen Moment lang strich Samuel seiner Freundin durch die Haare und musterte sie immer noch völlig verträumt. Er konnte ihr gar nicht oft genug sagen, wie sehr er sie liebte, auch wenn er wusste, dass es keine Wörter gab, die ihr sagen konnten, wie sehr er sie wirklich liebte. Trotzdem meinte sie dann immer belustigt, aber doch gerührt, dass das alles doch nicht stimmen konnte. Sie wusste zwar selber, dass ihre Gefühle für Samuel groß waren, doch sie konnte nicht glauben, dass es keine Worte dafür geben sollte. Sie nahm alles gerne als Herausforderung, auch wenn sie dann lieber schwieg, wenn sie realisierte, dass sie es nicht geschafft hatte diese erfolgreich zu meistern. Alles mögliche, dass sich als Problem rausstellte, nahm sie sich dann als Herausforderung und versuchte zu beweisen, dass es trotzdem möglich war, auch wenn es wirklich unmöglich schien. Deshalb wollte sie die Herausforderung immer wieder annehmen, dass es doch Worte gab, die solch eine Liebe in Worte fassen konnten und damit neckten sich die beiden meistens gegenseitig, auch wenn sie dann wirklich immer nach irgendwelchen Worten suchten, doch diese immer noch nicht gefunden hatten.
Samuel stand schließlich lautlos auf und ging ins Bad, um sich zu duschen, damit er dann frischgeduscht bei der Arbeit erscheinen konnte. Er war froh, dass der Wecker nicht geklingelt hatte, sonst wäre Stella jetzt auch wach und das wollte er ganz sicher nicht. Sie war erst letzten Abend spät nach Hause gekommen, wegen einem Fest ihres Chefs und jetzt brauchte sie dringend den wohlverdienten Schlaf. Obwohl Samuel heute lange arbeiten musste und wohl erst spät am Abend zurückkehren würde, wollte er ihr danach die große Frage stellen. Er wollte sie heiraten, mit ihr alt werden und einfach glücklich sein. Schwach musste er lächeln, als er an diese Zukunft dachte und stellte sich unter die Dusche, als er sich ausgezogen hatte.
Nachdem er sich geduscht hatte und lange über seine Zukunft mit Stella nachgedacht hatte, trat er schließlich aus der Dusche.
Hastig zog er seine langweilige Arbeitskleidung an und war immer noch völlig in Gedanken versunken, bei seiner Freundin, die ihm wirklich alles bedeutete. Glücklich ging er wieder zurück ins Schlafzimmer, damit er sich noch von ihr verabschieden konnte, auch wenn Stella wahrscheinlich nicht viel davon mitbekam.
Sanft gab er ihr schließlich einen Kuss auf die Stirn, als er wieder neben ihrem Bett stand und strich ihr liebevoll eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Ich liebe dich, Stella. Warte heute Abend, bis ich zurück bin. Du darfst doch nicht schlafen, wenn ich dich heiraten will.", hauchte er lächelnd und gab ihr erneut einen Kuss auf die Stirn, bevor er sich von seiner Freundin löste. Stella hatte ihn wahrscheinlich nicht gehört, sie hatte nur schwach im Schlaf gelächelt, so als ob sie es verstanden hätte und hatte sich dann umgedreht, damit sie weiterhin ruhig weiter schlafen konnte. Langsam und mit einem Lächeln auf den Lippen ging er zur Haustür, zog seine Schuhe an und verließ danach die kleine Wohnung, die er mit Stella teilte.
Ruhig stieg er in sein Auto und fuhr schließlich los, damit er nicht zu spät bei der Arbeit erschien. Leise summend drehte er das Radio auf, als eines seiner Lieblingslieder erklang, weshalb seine gute Laune sofort stieg. Heute war wirklich ein guter Tag, das Radio lieferte ein gutes Programm, Stella konnte ausschlafen und er würde heute Abend vielleicht schon mit seiner Traumfrau verlobt sein. Wahrscheinlich war alles zu perfekt oder es war einfach Schicksal, dass sich alles für den Rest seines Lebens ändern würde, in einem kleinen, fatalen Augenblick.
„Stella, ich liebe dich...", sang er leise zu der Melodie mit, was ziemlich schief klang. Trotzdem, dass er gerade etwas abgelenkt war, war er noch auf die Straße vor sich konzentriert und sah nur kurz zur Seite, als er an einer Kreuzung ankam. Kein Auto war zu sehen, das gerade auch durch wollte, deshalb fuhr er weiter, bis ihn von der Seite her plötzlich ein Auto rammte. Der Fahrer war viel zu schnell gefahren und hatte auch nicht an der Kreuzung gehalten, so wie er das eigentlich hätte tun sollen.
Samuels Wagen wurde vom Aufprall zur Seite gedrückt, bis er von der Straße abkam und in einem Graben neben der Fahrbahn landete.
Für Samuel ging alles viel zu schnell, weshalb er es auch nie ganz realisierte. Im ersten Moment sang er noch glücklich von seiner Freundin, bevor er schließlich nur noch den Graben näherkommen sah.
Als er mit voller Wucht darin landete und sich auch noch mehrmals überschlug, ging der Airbag nicht auf. Samuel wurde nach vorne gegen die Windschutzscheibe gedrückt im ersten Moment und wurde dann wieder gegen die Seite gedrückt, als der Wagen schließlich im Straßengraben aufprallte und zum Stillstand kam. Alles ging viel zu schnell und im ersten Moment starrte er nur mit großen Augen an die Autodecke, die völlig verformt war.
Er fühlte keinen Schmerz, keine Angst, nichts. Zuerst dachte er, dass er vielleicht unverletzt war, doch nach wenigen Augenblicken schoss Schmerz in sein Bein und seine Seite. Er bewegte keuchend seinen Kopf zur Seite, damit er den Grund des Schmerzes ausfindig machen konnte, doch das einzige, das er sehen konnte, war viel Blut und der zerfetzte Stoff seiner Kleider. Das Auto hatte seinen Wagen also schlimmer gerammt als er gedacht hatte, weshalb sich die scharfen Metallsplitter der Autotür sich in Samuels Fleisch gebohrt hatten. Auch als sich der Wagen überschlagen hatte, blieb er nicht unverletzt, doch daran wollte er gar nicht denken.
Sofort fing Samuel an panisch nach Luft zu schnappen und fühlte so gleich, dass seine Kräfte nachließen, wegen des Blutverlusts. „Oh verdammt... Oh verdammt...", wisperte er leise und spürte warme Tränen, die seine Wangen runter rannen, wahrscheinlich wegen der Panik und der komischen Kälte, die sich in seinem Körper ausbreitete.
„Oh verdammt...", hauchte er ein letztes Mal mit schwacher Stimme, bis schließlich alles schwarz vor seinen Augen wurde und er nur ganz gedämpft die Sirenen in der Ferne hören konnte, die ihm hätten das Leben retten können. 

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