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Tag 2

Heute ist Donnerstag, also habe ich heute erst zur dritten Stunde, geil. Dort treffe ich aber leider wieder auf meinen Französisch-LK mit Charlotte, na super. Wie erwartet guckt sie mich mal wieder herablassend an; eine andere Reaktion hätte ich auch nicht von ihr erwartet. Auch ansonsten zieht sich die Stunde mal wieder enorm, sodass ich leise erleichtert seufze, als es beginnt, zum Stundenende zu klingeln. Jetzt ist erstmal Hofpause, die ich wieder mit meinen zwei ehemaligen Freundinnen verbringe, indem wir etwas die Straßen, die unser Schulgebäude umgeben, ablaufen. Dabei reden wir über belangloses Zeug. Ich vermisse meine Freundinnen, denn ich weiß, dass ich nur mit ihnen offen und ehrlich reden kann und dass nur sie meine Persönlichkeit schätzen und sich für mich interessieren. Das ist auch der Grund warum ich jetzt nicht anfange wie ein Wasserfall zu reden. Denn in Anwesenheit der richtigen Menschen kann ich das - reden bis ich müde werde über die kleinsten Sachen, die mir irgendwie mal aufgefallen sind, oder die mir andere Menschen erzählt haben.

Schließlich, nach der Pause, geht's zu meinem Mathe-LK, mit dem ich die kommenden 90 Minuten verbringen werde. Und dort werde ich auch Sam wiedersehen. Er sitzt genau hinter mir. Schade nur, dass seine Freunde und er sich öfters über mich lustig machen und mir auch gerne mal von hinten alte Taschentücher in meine Jacke stecken. Jeder normale Mensch fragt sich jetzt: warum magst du ihn bitte wenn er doch sowas macht? Aber ja, ich kann es ja selber nicht erklären, warum ich ihn so anziehend finde. Es ist einfach so.
Als ich den Raum betrete sitzt er noch nicht im Raum, sondern nur ein Mädchen aus meinem Französisch-LK mit sehr großen Ehrgeiz, sowie mein Sitznachbar, den ich eigentlich echt nett finde, ein großes Musiktalent - er mischt eigene, sehr gute, Beats. Auch mit meinem Lehrer verstehe ich mich sehr gut.
Kaum dass ich mich gesetzt habe, fange ich also schon an mit ihm zu quatschen. Es soll jetzt nicht so wirken, als ob ich mich bei ihm einschleime oder meine Zeit mit den Lehrern verbringen muss, weil ich so einsam bin; ich verstehe mich nur mit 1,2 Lehrern besser als mit so manchen Mitschülern. Doch dann gehe ich in ein Gespräch mit meinem Sitznachbarn über seine Beats über - in dem Moment, als Sam mit seinen Freunden den Raum betritt. Und oh Gott ich muss ihn einfach anstarren, auch wenn ich probiere, es nicht so auffällig zu machen. Er hat einfach so perfekte schwarze wuschelige Haare und seine Augen - die sind hell und ein Mix aus eisblau mit grün und meiner Meinung nach das Schönste an ihm. Dann ist er einfach perfekt groß, ich schätze 1,80m, und man sieht ihm einfach an, dass er Fußball spielt - übrigens meine Lieblingssportart.
Er und seine Freunde setzen sich also hin und ich kann nicht anders, als ihnen zuzuhören. Dabei reden sie eigentlich nur über belanglose Sachen wie über Songs oder Fußballergebnisse, also nichts Persönliches. Trotzdem hoffe ich immer, noch etwas Neues über ihn zu erfahren. Aber bevor das jetzt falsch herüberkommt - ich bin wirklich absolut KEIN Stalker, ich höre nur immer viel zu und so erfährt man doch wirklich eine Menge über Menschen.

Während die Stunde sich hinzieht, überlege ich krampfhaft, wie ich es schaffen könnte, nach der Stunde in ein Gespräch mit ihm zu kommen, doch mir fällt einfach keine Möglichkeit ein, in der ich nicht blöd rüberkomme. Scheiße. Aber vielleicht ja dann Montag, wenn ich ihn in Mathe wiedersehe??
Und schon klingelt es zum Stundenende, neben dem Anstarren von Sam habe ich so gut es geht versucht, mich zu beteiligen. Während ich zusammenpacke läuft Sam an mir vorbei - natürlich ist er viel schneller als ich - und unsere Blicke streifen sich dabei. Sofort bekomme ich eine Gänsehaut und verspüre das Bedürfnis ganz schnell wegzugucken. Warum reagiere ich nur so auf ihn? Er bekommt das noch nicht mal mit, aber trotzdem passiert es. Wow. Komisch.
Warum kann ich nicht einen Jungen kennenlernen, der auch an mir interessiert ist und dann auf IHN so reagieren, statt auf einen Jungen wie Sam? Wenn ich das nur wüsste ...

Die restlichen Stunden - Englisch, und Sport mit Susanne, oh wie schön, - vergingen jedoch recht schnell und auch der Abend verlief wie üblich. Wie sehr freue ich mich, dass nächste Woche endlich die Mottowoche losgeht, die ich mit meinen Freundinnen verbringen kann, und dann die Unterrichtszeit vorbei ist. Oh mein Gott. Welch schönes Gefühl. Und schon falle ich in einen tiefen glücklichen Schlaf.