-Afrodite-Die Entscheidung ist endgültig gefallen. Ich fahre diesen Sommer ins Feriencamp nach Zypern. Solche Institutionen haben mich nie wirklich angesprochen. Dafür meine jüngere Schwester um so mehr. Letztes Jahr war sie schon mit dem Camp in der Toskaner. Als unsere Eltern für diese Jahr ihre Erlaubnis für das Camp erteilt haben, war die Abmachung das ich mit gehe. Tja, und meine Begeisterung hält sich bisher immer noch in Grenzen im Vergleich zu Ivi. Ihre Augen funkelten seither und sie ist nicht mehr zu bändigen.
Tagtäglich informiert sie sich nach Sehenswürdigkeiten oder Aktivitäten die sie unbedingt sehen und erleben möchte. Ich kann sie von der einen Seite sehr gut verstehen, all ihre Freunde werden ins Camp geschickt mit denen sie letztes Jahr eine echt tolle Zeit verbracht hat.
Die Postkarte, die sie uns letztes Jahr zugeschickt hat, hängt an unseren Kühlschrank die den schiefen Turm von Pisa abbildet, sie erinnert wie begeistert sie von ihrem ersten Trip war.Gott wie sehr habe ich meine kleine Schwester vermisst, auch wenn es nur eine kurze Trennung von 2 Wochen waren. Ivi und ich habe eine sehr enge Bindung zueinander. Das Hängt damit zusammen das unsere Eltern aufgrund ihrer Arbeit ziemlich viel zutun haben und kaum zuhause sind. Deswegen bemuttere ich sie, tröste sie und bewahre sie vor dummen Fehlern. Kann sein das ich es manchmal übertreibe aber das kann mir keiner als etwas schlechtes vorwerfen. Ich sorge mich um meine Schwester ihr Glück ist mir das heiligste. Deswegen habe ich es als Augabe gesehen mich erst mal über das Camp zu erkundigen. Es ergab sich nichts auffallendes, die Bewertungen schnitt sehr gut ab, sie schwärmten von der Organisation und dern Angebote. Bis zu dem Zeitpunkt war ich positiv eingestellt, doch als ich Entstehungsgeschichte des Feriencamps herausgefunden hatte, berührte es mich. In der Gründungsgeschichte schrieb die Gründerin selbst: „In meiner Kindheit waren die Sommertage für mich die schönsten im Jahr. Dieses zauberhafte Sommergefühl wollte ich auch in meinen Enkelkindern erwecken. Ich erschuf einen Ort voller Abenteuer und spannender Erlebnisse, damit sie dort mit anderen Kindern gemeinsam spielen können und eine unvergessliche Zeit gemeinsam haben. Nun kann ich als Erwachsene Frau in meinem Alter sagen, dass die gemeinsamen Sommertage mit meinen Enkelkindern, die schönsten Tage meines Lebens sind."- Maria Wassiliadou. Die Vision dieser Dame ist sehr rührend. Ihre persönliche Bindung verleiht der Organisation einen unantastbaren Charakter. Ich konnte Ivi mit gutem Gewissen ins Feriencamp schicken.
Nun ist meine Zeit gekommen, dieses Jahr soll ich für vier Wochen mit nach Zypern reisen. Ich stütze meinen Kopf mit meinen Hände auf dem Esstisch ab und massier meine Schläfe. Die Tage rücken immer näher und die Chance meine Eltern umzustimmen, scheint dafür umso ferner. Es sind nur noch zwei Tage bis zur Abreise. Ich hatte meine Sommerferien eigentlich komplett anders geplant. Für die Schule wollte ich die drei Lektüren, die für meine Deutschabitur relevant sind, erneut durchlesen. Außerdem müsste ich mich dringend motivieren für Mathematik zu lernen, ich frage mich wie ich es geschafft habe, in diesem Kurs nicht zu Unterpunkten, das ist eigentlich ein Wunder. Ich sollte ernsthaft eine Nachhilfe in Betracht ziehen.
Ein lauter Knall lässt mich aufschrecken. „Bist du verrückt? Du hast mich zu Tode erschreckt!" Ich schaue nach hinten, Richtung Haustüre und sehe Ivi mit zwei großen Koffern neben sich, auf dem Boden stehen. „Sei mir lieber dankbar, dass ich dir deinen Koffer vom Keller hochgeholt habe. Von alleine wärst du nämlich nie auf den Gedanken gekommen, irgendwelche Vorbereitungen für die Abreise zu treffen." Ihre Stimme klingt vorwurfsvoll aber sie hat recht. Ich schiebe es schon die ganze Zeit vor mich hin. „Als ob ich es nicht bemerken würde. Sonst planst du alles ins kleinste Detail und bist auf alles vorbereitet. Wo ist deine To-do-Liste Schwesterherz, oder ist dir das Papier ausgegangen?" „Mach dich nicht lustig über mich Ivi." Egal wie sehr ich sie liebe, ihre dramatische Art wird mir immer ein Dorn im Auge sein. „Planung und Ordnung sind die grundlegenden Dinge für eine erfolgreiche Zukunft." Setz ich besserwissend fort. Es ist verdammt wichtig einen Überblick über seine Ziele zu haben. Doch Ivi hat das einfach noch begriffen. Ich verstehe sie, sie noch in der Mittelstufe und hat noch eine Menge Zeit, sich um ihre Zukunft Gedanken zu machen, doch sie ist manchmal so chaotisch, da mach ich mir nun mal Sorgen. Das Beruhigende ist, dass Ivi eine erstklassige Schülerin ist. Das kann man von mir nicht behaupten, obwohl ich mir viel Mühe gebe und bis spät in die Nacht lerne. „Wie auch immer.", antwortet sie mit einem strengen Ton wobei sie gleichzeitig ihre Augen verdreht. Sie rollt mir den blauen Koffer entgegen. „Dein Koffer. Gern geschehen.", sagt sie ironisch und schenkt mir ein provokantes Lächeln. Während der Koffer vor meinen Füßen rollt rempelt mich Ivi absichtlich an und stampft die Treppen hinauf. Es ist offensichtlich weshalb sich Ivi so daneben benimmt, ihre Emotionen konnte sie noch nie wirklich verbergen. Ich beschließe sie zur Rede zu stellen. „Ivi, was ist los? Du bist schon den ganzen Tag gereitzt.", ruf ich ihr hinterher. Doch sie ignoriert mich, wie ich das hasse wenn sie das tut. Mit dem Koffer in der Hand laufe ich mit einem etwas schnelleren Tempo die Treppen hoch. Ich greife sie am Arm und drehe sie zu mir. „Ivi? Warum führst du dich so auf?'' Sie reißt sich los und funkelt mich böse an. Im Augenblick bin ich froh darüber, dass unsere Eltern nicht zuhause sind. „Du bist los, ich kenn dich Afro, du wirst alles dafür tun, dass wir nicht nach Zypern gehen und du weißt ganz genau, dass ich das Camp liebe." Es bricht mir das Herz, Ivi so zu sehen. Ich will doch nur, dass sie Glücklich und jetzt sammeln sich Τränen in ihren Augen und ich bin daran schuld. „Agapi mou, ich kann dich nicht traurig sehen. Was hab ich nur angestellt? Ich habe nicht bemerkt das ich sie mit meinem Verhalten so sehr verletzt habe, so ein Gefühl wollte ich ihr wirklich nicht vermitteln. „Das hättest du dir früher überlegen müssen. Ständig wirfst du mir vor, dass ich daran schuld bin, dass du mitkommen musst." In der Tat gefühlte drei Mal pro Tag werfe ich ihr das an den Kopf, seitdem unsere Eltern uns die Entscheidung verkündet haben. Ich begreife nicht, weshalb sie mich mit auf diese Reise schicken? Andere Eltern wären Stolz darüber, dass ich mich für mein Abitur vorbereiten möchte. Doch sie meinten, es wäre schön, wenn wir unseren letzten Sommer gemeinsam verbringen, bevor ich Studieren gehe. Eigentlich schicken sie mich nur weg, weil sie einen großen Deal über die Bühne bringen müssen und den Störfaktor "Afrodite" weg haben.
Ich nehme Ivi in den Arm und wisch ihr die Tränen weg, die ich verursacht habe. Wie konnte ich nur so egoistisch sein? Außerdem weiß ich doch, wie sensibel Ivi ist. Sie bricht immer in Tränen aus. Eine Eigenschaft, die sie von mir hat. Doch ich habe für mich beschlossen, diese Eigenschaft vor ihr Verborgen zu halten. Ich möchte nicht, in ihren Augen die schwache ältere Schwester sein. Ich bin nicht auf Fremder Hilfe angewiesen auch wenn sie gut gemeint ist. Viele Menschen verwechseln Tränen mit Schwäche, und da ich keinem diesen Eindruck vermitteln möchte, schluck ich die Gefühle runter und zeige mich stets als die Starke.
„Engel, das hab ich nicht mit Absicht gemacht, aber du weißt, dass ich es nicht leiden kann, wenn Menschen in meiner Planungen eingreifen und alles auf den Kopf stellen. Ich wollte diesen Sommer... " Ivi reist sich aus meiner Umarmung und schubst mich von sich. „Ich begreife nicht, weshalb du dich so aufführst. Wo liegt bitte dein Problem? Wir fliegen nach Zypern, der Geburtsort der Göttin Afrodite." „Warte, ich wusste das nicht." „Gott ist das peinlich. Dazu trägst du noch ihren Namen. " Ivi lacht aus tiefster Seele und ich fühle mich etwas dümmlich. Doch ihr Lachen ist ansteckend. Als wir uns beruhigt haben, zerrt mich Ivi in mein Ankleidezimmer. „So, damit du es nicht drauf ankommen lässt, packen wir jetzt dein Koffer zusammen." Eigentlich habe ich mir meinen Samstagabend anders vorgestellt. Aber wenn es meine Schwester freude bereitet, werde ich mich ihr fügen.
Ich kann es nicht fassen, mein Koffer ist gepackt. Bei den meisten Kleidungsstücken hatte ich nicht mal Mitspracherecht, ob ich es tragen möchte. Doch Ivi schenkte mir gegen Schluss ein breites grinsen, als ich den Reisverschluß meines Koffers zu gezogen habe und das ist was letztendlich zählt- ihre Freude.
Als ich wenig später meine blaue Bettdecke über meinen Körper zog, werde ich das mulmige Gefühl nicht los das ich etwas wichtiges vergessen haben. Auch meine Gedanken lassen mich nicht los und ich weis das diese unruhige Gefühl, mir auch diese Nacht den Schlaf rauben wird.
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Fire & Desire
Romance*****Wird bearbeitet, bitte nicht wundern 😅***** Sie verkörpert die Schönheit. Er die Rage. Diesen Sommer muss die achtzehnjährige Afrodite wiederwillig in das Feriencamp auf die Insel Zypern. Dort erweckt sie mit ihrer unschuldigen schüchternen Ar...