2.KAPITEL

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-Ares-

Ich laufe den Hausflur entlang, greife nach meinem Autoschlüssel, der auf der Kommode liegt und öffne die Tür nach draußen. Hinter mir höre ich die zornige Stimme meines Vaters. Er fordert mich auf, die Autoschlüssel zurückzulegen und mich wieder ins Esszimmer zu begeben. Manchmal muss ich meinen Eltern widersprechen und mein Ding durchziehen. Die neuen Mitteilungen meiner Eltern haben mir übel zugesetzt und ich weiß, dass es nicht die Entscheidung meiner Eltern war, sondern die meiner Oma. Ich muss von hier verschwinden, ich bin wieder voller Zorn, ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Ich knalle die Haustüre mit voller Wucht hinter mir zu. Ich weiß, dass ich mit meiner zornigen Art vieles verbocke, aber ich kann mich nicht mehr zügeln. Eigentlich will ich mich nicht so verhalten- vor allem nicht gegenüber meinen Eltern, aber ändern kann ich es im Moment auch nicht. Die Sonne scheint mir ins Gesicht und eine angenehme Wärme breitet sich auf meiner Haut aus und versetzt meinem Körper eine Gänsehaut. Ich atme tief ein, meine Lungen füllen sich mit frischer Luft und puste diese dann wieder aus. Der Druck in meiner Brust löst sich. Ich blicke ein letztes Mal auf das große weiße Haus hinter mir und laufe quer über den Hof zur Garage. Ich bin froh darüber, dass mir keiner folgt. Meine schwarze C-Klasse steht schon fahrbereit da. Der Geruch von Leder steigt mir in die Nase, als ich in das Auto einsteige. Ich drücke auf das Gas und der AMG-Motor heult auf. Ich blicke in den Innenspiegel und sehe das Haus meiner Eltern immer kleiner werden. Immer wenn ich mich in Sachen hineinsteigere, die mich aufregen, bekomme ich einen leeren Blick. Ich wende mein Blick ab und versuche mich auf den Verkehr zu konzentrieren.

Nach der zehn minütigen Autofahrt sitze ich breitbeinig auf einer Bank und blicke über ganz Stuttgart, die Stadt in der ich geboren und aufgewachsen bin. Das ist mein Rückzugsort den sonst keiner kennt. Hier komme ich her wenn ich meine Wut mal nicht an einem Box-Sack im Studio rauslassen möchte. An diesem Ort befindet ich mich alleine mit meinen Gedanken. Ich fahre mir frustriert durch mein braunes dichtes Haar und massiere meine Schläfe. Was ein Tag? Ich bin froh, dass meine zwei jüngeren Zwillingsbrüder Georgios und Christos nichts von all dem mit bekommen haben. Derzeit befinden sich die Beiden in der Toskana und arbeiten so wie ich letztes Jahr, für zwei Wochen als Jugendbegleiter im Feriencamp meiner Oma. Damals hat Oma uns zu liebe die Feriencamps eröffnet, um uns ein Ort zu schaffen, an den wir unsere Abenteuer ausleben können. Ich bin ihr dankbar für die schöne Zeit und auch als Jugendbegleiter dort zu arbeiten hat mir nie was ausgemacht, außer dieses Jahr.

Der Klingelton meines iPhones erklingt und auf dem Bildschirm erscheint Dionysos Name "Dio". „Ares wo bist du? Oma Maria hat mich angerufen. Ich weiß Bescheid und glaub mir, die Sache ist es nicht Wert so einen Aufstand zu machen." „Keinen Aufstand machen? Bruder willst du mich verarschen? Meine Familie lässt uns nicht den geplanten Sommertrip starten, den wir schon vor Jahren mit Wasili geplant hatten. Ich will ihn nicht enttäuschen. Wasili war Feuer und Flamme, als wir die gesamten Planungen durchgeführt haben. Diese Flamme erlischt, weil wir es ihm zu liebe nicht umsetzten können. Stattdessen soll ich ein weiteres Jahr den netten Jugendbegleiter spielen und jeden Tag kleine Kinder freundlich anlächeln.", schreie ich in das Telefon.

Ein Jahr ist es her, dass wir unsern besten Freund Wasili verloren haben. Es fällt mir so schwer seinen Namen über meine Lippen zu bringen. Ich balle meine Hand zu einer Faust. Es war das schlimmste Jahr meines Lebens. Ich habe meine Prioritäten beiseite geschoben und bin in ein dunkles Loch gefallen. Ich konnte mir keine Zukunft ohne ihn vorstellen, all meine Hoffnungen waren verloren. Nach dem griechisch-orthodoxischen Glauben ehrt man die Toten indem man das gesamte Jahr schwarz trägt. Das war das mindeste was ich für Wasili hätte tun können. Jeden Sonntag morgen führen wir zur Kirche und habe eine Kerze für ihn angezündet. Er hätte das selbe für uns getan.Auf diese Art und Weise habe ich einen Weg gefunden ihm nah zu sein.

Fire & DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt