⌫Oʀᴛʜᴏʀᴇxɪᴇ

~1~

Seungmin POV

Nun saß ich hier wieder allein auf dem Schulhof und betrachtete verschiedene Schüler. Sie standen in verschiedenen Gruppen verteilt auf dem Schulinnenhof. Die meisten Gruppen waren mir unbekannt, da es fast tausend Schüler an dieser Schule gibt. Ja, ich verlor oft den Überblick. Oder es lag daran, dass ich nur meine Klasse wirklich kannte oder ein paar Schüler eine Stufe unter mir. Gut, was heißt hier kennen? Es sind eher einfach nur Menschen, deren Namen ich kannte. Also konnte man sich vorstellen wie viele Freunde ich ungefähr hatte... Richtig so gut wie keine.
Ich wusste selbst nicht wirklich wieso. Immer wenn ich jeglichen Kontakt knüpfen wollte, gingen die Leute an mir vorbei und ignorierten mich, als wäre ich durchsichtig. Anfangs fühlte es sich schwer an, also suchte ich mögliche Erklärungen, woran es liegen könnte. Ich überlegte lange, doch die Antwort war so simpel. Sie wussten, dass ich schwul bin.

Woher sie das wussten? Naja mein Nachbar, Minho, und ich waren immer relativ gut befreundet, doch als ich ihm gestand, dass ich schwul war, grenzte er sich von mir ab und schrie mich sogar an, warum ich so eklig wäre. An diesem Tag war ich einfach nur so traurig und am Boden zerstört. Ich hatte ihn angefleht mich so zu nehmen wie ich bin, doch er schrie mich weiter an.
Er beleidigte mich und ohne, dass ich es bemerkte, tat es auch der Rest der Schule. Anfangs wurde ich sogar geschlagen. Ich wollte nie wahr haben, dass Menschen so widerlich seinen können, doch mein Schuldasein bestätigte dies. Dabei mochte ich Schule immer. Ich liebte es zu lernen, doch durch solche Menschen hatte ich einfach Angst vor diesem Gebäude.
Nein, Angst ist noch harmlos... Ich hatte Panik.

Auch der Weg nach Hause war nicht besser, weil Minho öfter seine Gang mit zu sich nahm. Da diese Gruppe mich am meisten verabscheute, musste ich wieder Angst haben geschlagen oder beleidigt zu werden. Doch meistens waren es nur böse Blicke oder ein paar dumme Sprüche, weil meine Mutter Zuhause war und würde das rauskommen, wären sie dran. Meine Mutter war nämlich die Einzige, die mich verstand.

Nach Monaten des Schmerzes und der beleidigenden Worten, hörte alles plötzlich schlagartig auf. Ich war verwirrt zu dem Zeitpunkt, warum alle meine Mobber mich plötzlich ignorierten. Hatten sie ein neues Opfer? War ich jetzt nicht mehr der einzige Schwule an der Schule?
Viele Fragen stauten sich in meinem Kopf auf, aber keine wurde wirklich je beantwortet. Also gab ich auf und genoss mein Schulleben wieder etwas mehr. Doch jetzt hatte ich ein komplett anderes Problem...
Ich war allein.
Als ich noch gemobbt wurde, waren da wenigstens Menschen um mich rum, zwar Menschen mit bösen Absichten, aber Menschen.
Schon komisch, dass ich sogar so allein war, das ich solche Menschen vermisste.

Ich schaute mich weiter um und mein Blick blieb an Minho's Gang stecken, die nicht allzu weit entfernt von mir weg stand.
Es waren acht... acht absolut scheußliche Menschen: Minho selbst, Changbin, Jisung, Hyunjin, Felix, Jeongin, Chan und Woojin.
Obwohl ich ehrlich sagen muss, dass mir Jeongin, Chan und Woojin bis jetzt nicht Mal so schlecht aufgefallen sind. Sie standen meist nur daneben und zogen sie, wenn es zu viel wurde, weg.
Die anderen waren irgendwie alle scheiße, besonders einer...
Nicht mal Minho wie man jetzt vermuten würde. Nein, es war dieser Hyunjin. Er war der Größte der Gruppe und gleichzeitig der Hübscheste. Eigentlich rannten ihm alle Mädchen hinterher. Wie können sie jemanden wie ihm nur hinterherrennen? Er ist am Schlimmsten von allen!
Er war der, der am meisten dazu beigetragen hatte, dass es mir schlecht ging! Ich hasse ihn!

Ich seufzte.

Nagut, ich wünschte ich könnte ihn hassen, doch leider muss ich ehrlich sein. Ich habe mich in ihn verliebt. Schon vor viel zur länger Zeit. Noch bevor alles begann. Mehr oder weniger gestand ich Minho nämlich, dass ich Hyunjin liebte und so wurde es auch offiziell, dass ich schwul bin. Natürlich wusste Hyunjin es danach auch, deswegen war er auch der, der mich am meisten verabscheute oder schlug.