⌫Oʀᴛʜᴏʀᴇxɪᴇ

~2~

Hyunjin POV:
Wir beide verließen die Umkleide leise und tappsten zurück zur Halle.
Alle waren nach wie vor damit beschäftigt ihre Aufgaben zu machen.
Ein Glück.

Ich stellte mich bereit und schummelte mich dazwischen.
Kurz schaute ich hinter mich und sah den leicht verwirrten Seungmin am Rand stehen.

Ich lachte leicht und nickte ihm zu. Er schien kurz zu überlegen, bevor auch er sich in Bewegung setzte.
Wir beiden konnten verdammt glücklich sein, dass wir nicht bemerkt wurden.
Naja... sonst, gäbe es ordentlich Ärger mit Mrs. Sportlehrerin.
Ja, ich mochte sie nicht sonderlich.

Mein Blick schweifte wieder zu Minnie. Ja, dass passierte öfter, doch nie hatte er oder irgendjemand anders das mitbekommen.
Ich weiß nicht wirklich wieso, aber ich mochte es ihn anzusehen, jedes mal neue, kleine, süße Merkmale zu entdecken. Er verzauberte mich irgendwie, auf seine ganz eigene Art.
Aber natürlich musste ich am Anfang zu blind sein. Ihn schlagen und beleidigen. Was war ich für ein verdammtes Arschloch!?
Ihn einfach zu hassen ohne wirklich einen ordentlichen Grund zu haben.

Ich weiß noch wie Minho mich vor ungefähr 1 Jahr anrief und mir mit aufgeregtem Ton erzählte, dass Seungmin schwul und wohl übelst in mich verschossen war. In diesem Moment musste ich mich erstmal hinsetzen.
Minho wusste genau, was Problem war, deshalb war er auch so aufgeregt.
Für mich erschien erst alles wie ein Traum. Ewig war Seungmin ein relativ guter Freund von mir und gehörte unserer Clique an, aber dieser Fakt warf mich aus der Bahn. Er war schwul.

Ich hatte meine Gründe, warum ich Schwule hasste.
Ja, mein Erzeuger war auch wie Seungmin. Schwul.
Als meine Mum und er sich kennenlernten, war meine Mutter schon hin und weg von ihm. Es war wie Liebe auf den ersten Blick.

Immer wenn sie die Geschichte erzählte, begann sie zu schwärmen. Und ich lächelte ihr immer zu, da ich mich freute, dass sie für einen kurzen Moment glücklich war.

So geschah es, dass sie begannen zu daten und sich näher zu kommen. Also wie jede typische Liebesgeschichte auch.
So kam nach einer Zeit auch die Schwangerschaft meiner Mum zustande. Da sie dachte, dass es kein Problem für ihren Partner wäre, gestand sie ihm natürlich mit voller Vorfreude die Schwangerschaft. Er wieder rum musste die Lebensplanung meiner Mutter in Handumdrehen zerstören, indem er ihr die Wahrheit gestand.

Das sie die ganze Zeit nur ein Spiel für ihn war und er einfach nur Spaß mit ihr wollte. Das er eigentlich schwul ist und etwas Abwechslung brauchte. Das er ja nie eine so feste Beziehung und erst Recht nicht eine Schwangerschaft wollte.

Meine Mutter war am Boden zerstört und zu allen Überfluss verließ er sie ohne ein Wort vorher gesagt zu haben.
So war sie allein. Sie wurde einfach sitzen gelassen, ausgenutzt und weggeschmissen.

Manchmal konnte dieser Typ echt glücklich sein, dass ich zu diesem Zeitpunkt noch Quark im Schaufenster war, sonst wäre er heute Hackfleisch.

So also hasste ich jeden Schwulen. Jeder von ihnen ist doch gleich, dachte ich immer. Jeder würde dich anlügen oder ausnutzen. Dich hintergehen und verarschen.

Ja, so war meine Meinung lange. Deswegen hasste ich Seungmin auch, obwohl er eigentlich einer meiner besten Freunde war. Wie dumm eigentlich, da ich ja vorher schon wusste, dass er nicht so ist wie mein Erzeuger.

Ich seufzte.

Ich sollte meine Vergangenheit echt hinter mir lassen.

So hasste ich Seungmin lange, aber als er auf einmal schlagartig abnahm, konnte und wollte ich nicht mehr zusehen. Ich musste was unternehmen, bevor er körperlich komplett geschafft ist. Ich überredete alle an der Schule einfach aufzuhören. Es war echt nicht nützlich der Berühmteste der Schule zu sein, aber dafür war es gut.
Alle ließen ihn mehr oder weniger in Ruhe.
Trotz allem nahm er weiter ab.