II. Ein donnerstillender Apfel und Rattenfresse

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Am nächsten Morgen wurde Leah von einem mysteriösen Plätschern geweckt, gefolgt von etwas nassen, das auf ihre Nase fiel. Sie blickte gen Dach - soweit man das Dach nennen konnte- und wurde prompt von einem Regentropfen, der durch ein faustgroßes Loch gefallen war, ins Auge getroffen. Fluchend sprang sie auf und überschritt dabei die von ihr gezogene Kreidelinie. »Du hast die Grenze überschritten. Zurück auf deine Seite!«, grummelte Alec im Halbschlaf. »Da ist ein Loch! Genau über meinem Schlafplatz!«, quiekte Leah und stellte sich bewusst vor den Schlaftrunkenen, die Hände faustgeballt in die Hüften gestemmt. »Ach so? Ich werde den Reparaturservice gleich anrufen, sobald es mich interessiert«, murmelte Alec in seinen Rucksack, den er als Kopfkissen zweckentfremdet hatte. »Gibs zu,«, knurrte Leah ihn an, »du hast davon gewusst und mich absichtlich in diese Ecke gewiesen!« »Sowas würde ich nie tun!« Er stand nun auf, reckte sich genüsslich, als wäre er eine Katze, und ging dann auf Leah zu, die Hände auf ihre Schultern legend. »Aber weißt du was wir jetzt machen, um dieses Problem zu lösen?«, fragte er, ein süffisantes Lächeln auf den Lippen. Leah sah ihn nur ausdruckslos an. Lois Harris war eine ziemliche Schreckschraube gewesen, aber Alec toppte sie allemal! »Ok, nicht so viel Engagement, ich sags dir ja!« Mit einer geschwinden, kräftigen Bewegung schob er Leah zurück auf ihre Seite der Grenze, eher er von ihr abließ und sich die Hände an der Jeans abputzte, als hätte er gerade einen schmutzigen Reifen durch die Gegend gerollt. »Und jetzt bleib gefälligst auf deiner Seite und lass mich mit deinen Problemchen in Ruhe. Ok, Prinzessin?« »Sehr schön! Vielen Dank auch! Gibt es noch etwas das ich vielleicht wissen sollte?«, fragte Leah genervt und schob ihre Habseligkeiten aus der sich bildenden Regenpfütze, sodass sie nun direkt neben der Kreidelinie lagen. »Ja. Du nervst!«, zischte Alec zu ihr hinüber, bevor er sich erneut einrollte und ihr den Rücken zukehrte. 

Seufzend ließ sie sich wieder nieder und rollte mit den Augen. Wie kann ein Mensch nur so unfreundlich und fies sein? Was hatte sie ihm den getan? Was hatte sie der ganzen Welt angetan, dass man sie nun so strafte!? Zitternd drehte sie sich auf die andere Seite und beobachtete wie ein Tropfen, nach dem anderen in die kleine Pfütze plätscherte und dabei kleine Kreise im Wasser entstanden. Warum bin ich überhaupt hier? Ich hätte versuchen können meine Unschuld zu beweisen, aber jetzt wo ich weggerannt bin, glauben doch eh alle ,dass ich es war ,der das Gras gehörte. Eine Träne kullerte ihr über die Wangen und sie versteckte ihr Gesicht in ihren Händen, damit der Idiot von Nebenan nicht mitbekam, dass sie weinte. Mein Leben ist ein einziger Haufen Scheiße! Keine Familie, keine Freunde. Ja noch nicht mal ein Dach über dem Kopf! Und als wäre das alles nicht schon genug, werde ich jetzt vermutlich auch noch von der Polizei gesucht... Erneut brach Leah in Tränen aus und versuchte verzweifelt einen Schluchzer zu unterdrücken. Ihr Körper bebte regelrecht und sie konnte nicht sagen, ob das vom Weinen, oder von der nassen Kälte, die ihr durch die Knochen fuhr, rührte. 

»Was ist denn jetzt schon wieder? «, grummelte es vom anderen Ende der Brücke. »Halt einfach die Klappe, ja?«, schnauzte Leah zurück, Alec immer noch den Rücken zugewandt. »Was ist los?« Seine Stimme war nun viel weicher. »Nichts. Alles bestens!« »Hör mal, tut mir Leid, falls ich dich zu grob angegangen bin, a-« Leah konnte hören wie er Schritte auf sie zumachte. »Du glaubst wohl auch, die ganze Welt würde sich immer um dich drehen, oder?«, wetterte sie ihn an, »Glaubst du wirklich, dass du auch nur ansatzweise in der Lage wärst mich zum heulen zu bringen? Der eiskalte Alec. Ich sag dir mal was, es gibt viel schlimmeres auf dieser Welt als einen großkotzigen Typen wie dich!« Das Knirschen seiner schweren Stiefel auf der nassen Erde stoppte abrupt. »Warum bist du hier?«, fragte Alec ruhig. So ruhig, dass Leah die wahre Absicht seiner Worte nicht deuten konnte. »Keine Sorge, du bist mich bald los! Der Regen hört sicher gleich auf« Leah schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter, versuchte so gefasst wie möglich zu klingen. »Das meine ich nicht«, er setzte sich neben sie auf den Boden. Vermutlich wird er einen Kreisestrich längs über seinen Hintern haben, sobald er wieder aufsteht, dachte sich Leah. »Was ist deine Geschichte?« »Meine Geschichte?«, fragte sie verdutzt. »Naja, du weißt schon, der Grund warum du hier bist«, erwiderte Alec. »Ich hab ziemlich Scheiße gebaut«, erwiderte Leah angehalten. »Was hast du angestellt? Muss ja heftig gewesen sein, wenn du deswegen von Zuhause weg bist«, hakte er nach und Leah konnte spüren, wie seine Blicke ein Loch in ihren Rücke brannten. Also setzte sie sich auf und sah ihm direkt in die tiefblauen Augen. » Ich hab meiner Schwester Pillen besorgt und sie hat mich verpfiffen. Soweit die Kurzfassung.« Leah zog die Knie an sich heran und stützte ihren an ihnen Kopf ab. »Ach, sieh einer an. Haben wir hier eventuell einen kleinen Junkie?«, stichelte Alec. Gerade als er anfing sympathisch zu werden! »Nein! Nur zu deiner Information - den vor dir brauche ich mich nicht zu rechtfertigen- ich habe noch nie etwas davon genommen, geraucht, was auch immer!« »Okay, ist angekommen!« Ergeben hob er die Hände. »Aber warum bist du dann abgehauen? Ich meine, so schlimm ist das nun auch wieder nicht!« »Jemand hat Gras unter meinem Bett versteckt und die Mrs- meine Mutter hat damit gedroht die Polizei zu informieren.« Beinahe wäre ihre perfekt verdrehte Geschichte aufgeflogen! »Eltern sind manchmal echt Scheiße«, murmelte Alec, den Blick auf den Beton vor ihn gerichtet. Leah nickte zustimmend. Wenn er nur wüsste! Seine Eltern haben ihn sicher nicht einfach weggegeben. Für einen Moment war es still. Eine unangenehme, ohrenbetörende Stille. »Was ist deine Geschichte?«, versuchte sie sie zu durchbrechen. »Darüber möchte ich nicht reden«, erwiderte Alec und wirkte dabei etwas gereizt. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 02, 2019 ⏰

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