Die ersten drei Tage vergehen wie im Flug. Frau Müller ist wirklich eine sehr nette und aufmerksame Person. Man merkt sofort dass es ihre Berufung ist zu unterrichten und sich um Schüler zu kümmern. Sie gibt sich sehr viel Mühe, uns den Schulstart so angenehm wie nur möglich zu machen. Sie hat uns direkt am ersten Tag erklärt, dass dieses Schuljahr nicht für das Abitur relevant sein wird bis auf ein oder zwei Fächer, je nach dem was wir abwählen werden. Die nächsten zwei kommenden Jahre dagegen werden sehr wichtig, da sie mit in den Abiturschnitt reinzählen. Außerdem haben wir ein paar Kennenlern-Spiele gespielt, das war anfangs etwas seltsam, da ich mich eigentlich ein wenig zu alt für solche Spiele fühle, zeigt sich aber dennoch als äußerst wirkungsvoll, da ich mir tatsächlich ein paar Namen merken kann. Unsere Klasse besteht nach wie vor hauptsächlich aus Mädchen die überraschender Weise alle sehr nett und aufgeschlossen wirken.
Heute ist Montag, der erste richtige Schultag wobei ich bezweifle, dass irgendein Lehrer tatsächlich richtigen Unterricht mit uns machen wird, vermutlich dürfen wir uns heute alle sehr oft vorstellen. Ich bin trotzdem sehr gespannt auf die ganzen neuen Lehrer und hoffe sie werden alle einigermaßen nett sein. "Hi ihr zwei." Chiara, Helena, Luka und Nils kommen auf uns zu und die zwei Mädchen setzen sich auf ihre Plätze neben Lola, während sich die Jungs wieder hinter uns niederlassen. Helena und Chiara sehen sich heute beinahe zum verwechseln ähnlich. Sie tragen beide eine helle Jeanshose und ein T-Shirt, welches sich nur in der Farbe unterscheidet. Chiara's ist dunkelgrün während Helena's in einem warmen bordeaux erscheint. "Wow, ihr beiden seht aus wie Zwillinge, seid ihr sicher das ihr nur Cousinen seid?", spricht Lola meine Gedanken aus und schaut die beiden staunend an. "Ja wir sind uns sicher, aber das wurde uns schon öfter gesagt", lacht Helena und sie und Chiara werfen einander einen vielsagenden Blick zu. Unser Englischlehrer kommt durch die Tür geschlendert und strahlt eine solche Ruhe aus, das ich mich direkt etwas entspanne und dieses unangenehme Ungewisse etwas in den Hintergrund gedrängt wird. Unser Lehrer trägt ein weißes T-Shirt, darüber eine graue Strickjacke und eine blaue Hose. Er wirkt ebenso wie unsere Klassenlehrerin relativ jung und schon nach ein paar Minuten in welchen er sich als Mister Wagner vorstellt, kann ich sagen, dass es ganz sicher ein lustiges Schuljahr mit ihm werden wird. Er spricht direkt auf Englisch mit uns, was ihn irgendwie noch cooler macht.
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Endlich läutet es zur Mittagspause. "Ich bin mal kurz auf Toilette", sage ich zu den Mädchen. "Okay, viel Spaß", neckt Lola mich und winkt mir hinterher. Grinsend und kopfschüttelnd laufe ich aus unserem Klassenzimmer, quer über den leeren Flur an dem Gelände der Treppe vorbei und rechts in die Toilette. Nachdem ich fertig bin, wasche ich mir die Hände, gehe wieder in den Flur und sehe eine offene Türe die sich direkt Gegenüber der Toiletten befindet. Seltsam, die ist mir grade eben noch nicht aufgefallen. An der Wand hängen teilweise verschiedene Bandposter wie zum Beispiel AC/DC, die Toten Hosen, Queen, Nirvana und vielen weiteren Bands. Von meiner Neugier angetrieben gehe ich auf den Raum zu und erkenne dass es ein Musikzimmer ist. Die übrigen Wände sind mit schwarzem Schaumstoff verkleidet, vermutlich zur Verbesserung der Akustik. Unter den Postern und somit direkt gegenüber der Tür steht ein großes Schlagzeug, links daneben befinden sich mehrere verschiedene Gitarren. Rechts neben der Türe befindet sich ein antiqurisches Klavier. Plötzlich kribbeln meine Fingerspitzen und wie von allein laufe zu dem Hocker, setze mich und lasse meine Finger über das abgenutzte Holz gleiten. Ich schiebe den Deckel nach oben und ohne dass ich viel nachdenken muss bewegen sich meine Finger geschickt über die Tasten und die Melodie von "Another Love" durchbricht die Stille des Raums. Schon nach ein paar Sekunden spüre ich einzelne Tränen über meine Wangen rollen.
Und plötzlich bin ich wieder ein kleines Mädchen, liege in unserem Garten auf dem Rücken und betrachte den Sternenhimmel wärend mein großer Bruder Marc neben mir auf der Decke sitzt, sich an unserer Eiche anlehnt und eben diese Lied auf dem Keyboard auf seinem Schoß spielt. "Also Äffchen, wie viele Planeten gibt es in unserem Sonnensystem und wie heißen sie?", fragt während er sich weiterhin auf auf seine Finger konzentriert. "Hmm, Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere Neun Planeten. Es gibt Neun Planeten und die heißen Merkur, Venus, Erde - da wohnen wir - ", mein Bruder schmunzelt bei dieser Aussage und beobachtet mich mittlerweile wie ich mit den Fingern die Planeten mitzähle, "Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto", beende ich meine Aufzählung und schaue gebannt zu Marc. Mein Bruder hat zu dem Zeitpunkt Astrologie Studiert und mir immer wenn er zu Hause war etwas Neues beigebracht, meistens irgendwelche Fakten über unser Universum, machmal aber auch ein Lied auf seinem Piano. "Sehr gut kleines Äffchen. Ich bin stolz auf dich." Er lehnt sich vor und wuschelt mir liebevoll durch die Haare.
Mittlerweile ist Pluto kein Planet mehr und mein Bruder wuschelt mir auch schon seit einer langen Zeit nicht mehr durch die Haare. Ich spiele die letzten Takte des Lieds und wische mir dann über die Wange. "Wow, das war gut." Vor Schreck drehe ich mich zur Türe und rutsche beinahe von dem Hocker, ich kann mich jedoch grade noch so an den Seiten festhalten. Im Türrahmen lehnt ein Typ. Es ist der Typ der an meinem ersten Schultag in mich hineingelaufen ist. Ich schätze ihn auf 18 oder 19, circa 1,90m groß, er hat braunes Haar und schokoladenbraune Augen, wie ein Teddybär. Außerdem hat er ein schwarzes Piercing in seiner Unterlippe, trägt ein einfaches T-Shirt mit V-Ausschnitt und und eine schwarze lockere Jeans mit ein paar Löchern, die allerdings nicht so aussehen als wären sie dort mit Absicht. "Ähm... Dankeschön und sorry, ich wusste nicht dass der Raum besetzt sein würde."sage ich schnell und fühle mich irgendwie ertappt. "Ist er nicht." Er löst sich aus seiner Position und läuft durch den Raum zu den Gitarren. Dort bückt er sich und hebt ein schwarzes Bündel vom Boden auf, was sich als Jacke entpuppt. "Ich habe nur meine Jacke hier liegen lassen", erklärt er und zieht sich die Jacke an, während er wieder zur Tür zurück läuft. "Wie heißt du?" Schüchtern streiche ich mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr. "Mein Name ist Merle." Der Fremde schaut mir so tief in die Augen dass ich keinen klaren Gedanken fassen kann. "Na dann Merle, ich hoffe ich kann dir mal wieder beim spielen zuhören." Er zwinkert und verlässt den Raum bevor ich ihn nach seinem Namen fragen kann oder überhaupt etwas erwiedern kann.
Mehr als nur ein bisschen durcheinander, verlasse ich ebenfalls das Zimmer und laufe in unser Klassenzimmer zurück, wo ich beinahe mit Chiara zusammengestoßen wäre. "Huch, ups. Tschuldigung", "Sorry", sagen wir gleichzeitig und müssen dann beide lachen. "Wo warst du denn?" erkundigt sich Lola, die noch immer an unserem Tisch sitzt, ebenso wie Helena, Luka und Nils. "Wir dachten schon du bist ins Klo gefallen", grinst Nils mich frech an. "Ha-Ha sehr witzig. Nein, ich war ganz normal auf der Toilette und wollte auch eigentlich gleich wieder zurückkommen, aber da stand eine Tür offen und da war ich neugierig, habe reingesehen und ein Musikzimmer entdeckt, mit einem wunderschönen Klavier." "Hast du gespielt?" unterbricht Lola meine Erzählung aufgeregt und schaut mich gespannt an. Sie weiß dass ich seit Ewigkeiten nicht mehr gespielt habe und weshalb. "Ja habe ich und als ich fertig mit dem Lied war, war da auf einmal Jemand. Ein Typ. Lola es war der Typ, der am ersten Schultag in mich gelaufen ist." Während meiner Erzählung setzen Chiara und ich uns wieder. "Jedenfalls hat er mir ein Kompliment gemacht, mich nach meinem Namen gefragt und ist wieder verschwunden bevor ich ihn nach seinem fragen konnte", beende ich meine Erzählung nachdenklich.
"Wie sah er denn aus?", fragt Helena und räumt nebenbei ihr Essen weg. "Naja er ist ziemlich groß also mindestens einen Kopf größer als ich, schlank, aber trotzdem gut gebaut, dunkelbraune Haare, braun Augen und ein schwarzes Piercing in der Lippe", beschreibe ich ihn und schaue Helena fragend an. "Ah ja, das ist Nick Faber", kommt es prompt von Chiara. Verwundert wende ich mich zu ihr. "Woher weißt du das?" Lola und ich wechseln einen verwirrten Blick miteinander. "Ich weiß das weil mein großer Bruder auch auf diese Schule geht und in derselben Klasse ist wie Nick und zufälligerweise sind sie miteinander befreundet", beantwortet Chiara meine Frage lächelnd. "Hey, dass heißt du müsstest dich doch dann hier perfekt auskennen oder?" Chiara nickt und schaut Lola genauso verwirrt an, wie wir sie bis eben noch angesehen haben. "Okay perfekt. Dann erzähl mal, wie ist dieser Nick so? Ist er Single?", fragt Lola, überkreuzt ihre Beine auf ihrem Tisch und lehnt sich zurück. Obwohl die Frage nichts mit mir zu tun hat spüre ich eine gewisse Hitze in meinen Wangen und ich schaue neugierig zu Chiara.
"Er ist eigentlich ganz cool manchmal bisschen lost haha, ehm... er spielt Gitarre deswegen war er wahrscheinlich auch im Musiksaal, er skatet und ist meistens ganz lustig. Aber so gut kenne ich ihn jetzt auch nicht. Ich werde aber in Zukunft vermutlich öfter bei meinem Bruder in der Pause draußen sein, da wird er bestimmt auch dabei sein, ich kann ihn dir dann gerne vorstellen." Chiara grinst und wackelt mit ihren Augenbrauen. Lola erwidert das Grinsen, richtet ihre Aufmerksamkeit dann aber auf mich. "Ich habe mein Paulchen, aber du kannst ihn gerne Merle vorstellen." Meine Wangen erhitzen erneut und ich bin mehr als froh darüber dass genau in diesem Moment unsere Chemielehrerin durch die Tür kommt und mir dadurch eine Antwort erspart bleibt.
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Wuhu das zweite Kapitel, hat ja auch lang genug gedauert ^_^° ich verspreche, dass die nächsten Kapitel schneller folgen werden :) mir hat einfach irgendwie die Zeit und die Motivation gefehlt. Naja, ich hoffe euch gefällt dieses Kapitel, habt einen wundervollen Tag <3
PS: falls Schreibfehler drin sind, sorry werde es demnächst mal korrektur lesen ;)
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Ein Neues Leben
RomanceEr schaut mich an. Sein Blick ist so intensiv, dass ich das Gefühl habe, ich bin das Einzige was in diesem Augenblick für ihn wichtig ist. Als wäre ich die Droge, ohne die er nicht leben kann oder eine Trophäe, für deren Sieg er alles tun würde. Er...