Kapitel 9

47 2 2
                                    


Dean saß immer noch sichtlich verwirrt vor Sams Laptop, als sein kleinerer Bruder die Tür zum Motelzimmer öffnete. "Was ist denn mit dir los?", fragte dieser und schaute den Älteren skeptisch an. Dean brauchte eine Weile, bis er die Worte in seinem Kopf geordnet hatte. 

"Unser gefiederter Freund ist verliebt..." Sam zog seine Brauchen zusammen. Ihm war das seltsame Verhalten von Cas schon vor einer ganzen Weile aufgefallen, doch ansprechen wollte er ihn darauf nicht. Er würde warten, bis der Engel selbst darauf kam.

"Woher weißt du das?", fragte der Jüngere schließlich. "Du scheinst ja nicht besonders überrascht zu sein. Naja, jedenfalls... die Heulattacke von Cas - das war nicht das Einzige. Er hat mir erzählt, er hat Gefühle entwickelt, so richtig menschliche Gefühle. Als wir wieder hier waren, haben wir recherchiert und heraus gefunden, dass ein Engel nur Gefühle entwickelt, wenn er sich in einen Menschen verliebt hat."

Dean hatte nicht gemerkt, wie aufgebracht er war, bis ihm auffiel, dass seine Hände zitterten. Wieso, konnte er sich aber nicht erklären. Es störte ihn, dass der Engel - sein bester Freund - sich zu einem anderen Menschen hingezogen fühlte. 

"Das... ist verrückt", murmelte Sam und ließ sich auf sein Bett fallen, als er erkannte, was hier los war. Ein Grinsen konnte er aber nicht unterdrücken. "Findest du das etwa lustig?", fragte Dean und seine Nasenflügel bebten vor unterdrückter Wut. Sam beschloss, Dean wieder auf das eigentliche Thema zu lenken und fragte deshalb: "Wo ist Cas jetzt?"

"Woher soll ich das wissen, ich hab' nur noch Flügelflattern gehört und weg war er." Dean lehnte sich lustlos in seinem Stuhl zurück. Hätte Sam es nicht besser gewusst, hätte er annehmen können, dass sein großer Bruder gekränkt war.

"Hast du mal daran gedacht, dass er vielleicht einfach in sein Zimmer geflattert ist?", fragte Sam mit einem vorwurfsvollen Ton in der Unterstimme. Dennoch legte sich wieder ein Grinsen auf seine Züge. "Kann sein", murmelte der ältere Jäger nur. 

"Und?" 

"Was und?"

"Willst du nicht zu ihm gehen?"

"Wieso sollte ich?" Dean stand auf und lief zum Kühlschrank, um sich ein weiteres Bier zu holen. "Weil er dein bester Freund ist. Du dringst sowieso besser zu ihm durch als ich." Sam rollte mit den Augen und der Unterton in seiner Stimme gab Dean zu verstehen, dass er dieses Mal besser auf seinen kleinen Bruder hören sollte.

"Na gut." Er verdrehte die Augen und trat aus ihrem Zimmer, lief einige Meter nach rechts und stand auch schon vor Castiels Zimmer. Er war unsicher, wusste nicht, wie er Castiel gegenüber treten sollte. Seine schwitzigen Hände wischte er an der ausgewaschenen Jeans ab, die er trug. Kurz, bevor er den Türknauf berührte, hielt er inne.

'Vielleicht will er mich auch gar nicht sehen. Ich denke nicht, dass er so offen sein wird und mir einfach den Namen der Person verrät. Außerdem ist er ein gottverdammter Engel, er hat doch sowieso keine Ahnung, was Liebe überhaupt bedeutet.' Obwohl Dean den letzten Satz selbst gedacht hatte, versetzte er ihm einen Stich. Wenn Cas wüsste was Liebe bedeutete, Begierde, Verlangen, Zuneigung... nein, diese Gedanken durfte der Jäger nicht haben. Er atmete noch einmal tief durch, klopfte an die Zimmertür und rief: "Cas?"

Heaven is a place on earthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt