25.Juli.2019

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>> Hey Linus, ist es nicht echt abgefahren geil, dass deine Eltern den ganzen Sommer weg sind? Ich beneide dich richtig, du kannst machen was du willst. Am besten schmeißt du mal ne Party, immerhin habt ihr genügend Platz. Oder noch besser, eine Poolparty. Und bevor du was sagst ja ich weiß ihr habt keinen Pool nur einen Jakoozie, aber das ist voll egal, dass ist eh besser. Und vorallem<<

>> Lousia, wenn du schon einen Roman vorträgst in dieser Lautstärke, dann bitte für alle.<<, unterbroch sie Herr Konrad.

>>Entschuldigung Herr Konrad, aber das ist Privat.<<, warf sie ihm fröhlich schnauzend vor die Füße.

>> Ja Herr Konrad, Louisa ihre Liebesgedichte sind immer Privat.<<, witzelt Fabian.

Fabian, der Klassenclown, bloß beiweitem nicht so lustig wie man ihn sich vorstellen könnte. Trotzdem lacht die ganze Klasse und mir schießt die Farbe ins Gesicht als würde es auch noch stimmen.

>> Okay es reicht. Es ist der vorletzte Schultag, ich hab keine Lust und ihr habt genauso keine Lust hoffe ich. Genau deshalb habe ich einen Film dabei.

Freudejubelnd springt sdie Hälfte der Klasse auf, verrutscht Stühle und Tische, schließt die Vorhänge und schaltet das Licht aus. Lousia hingegen warten noch immer auf meine Antwort.

>>Sorry Lou, aber meine Eltern stehen da garnicht drauf. Außerdem muss ich die sechs Wochen beweisen, das ich allein bleiben kann, dann darf ich in den nächsten Ferien meinen Bruder besuchen.<<

>> Mhm, ich komm dich trotzdem mal besuchen.<<

>>Okay, gern. Ähh wollen, ehhm wollen wir dann nen Film schauen? Oder was anderes, was du willst.<<, stottere ich.

Lou war neu an unserer Schule, sie ist kein übliches Mädchen und hat sich innerhalb eines Halbjahres einen Ruf gemacht. Sie ist nicht die Beliebteste bei den Mädchen und bei den Jungs auch nicht, weil sie mehr Körbe verteilt als jemanden am Tag flechten oder binden kann. Wie auch immer man Körbe herstellt.

>> Nicht vervös werden, hast du überhaupt meine Nummer?<<, fragt sie und schiebt mir einen Zettel rüber.

Jeder andere Junge hätte vor Freude einen Schrei losgelassen, aber für mich ist es nur eine Nummer von einem Mädchen das ich mag, wie Lyida ihre Nummer oder wie Sarah ihre Nummer oder wie Mara ihre Nummer. All die Mädchen haben mir dieses Jahr schon ihre Nummer gegeben und mit allen hab ich gerne Zeit verbracht, aber am Ende war doch immer Maxim der mit dem ich nach Hause bin.

>>Dann schreib ich dir Lou.<<

>> Dann schreibst du mir.<<, und zwinkert mir zu.


Das Schöne am vorletzten Schultag ist, dass wir um 11:20 frei sind. Wir dürfen gehen. Zuhause angekommen warteten meine Eltern schon sehnsüchtig auf mich. Nicht weil sie mich so sehr vermisst haben, sondern weil wir heute alles durchsprechen werden, was ich in den sechs Wochen ohne sie zu beachten habe. Meine Eltern sind laut Aussage meiner Oma steinreich und wüssten nicht zu unterscheiden wie man sein Kind liebt und wie man Geld liebt. Sie hat Recht. Beide arbeiten 40 bis 50 Stunden die Woche, mein Papa als Anwalt, meine Mama in einer Bank und verdienen dort mehr Geld als sie sinnvoll ausgeben können. Der Preis dafür ist, dass sie weder mich noch meinen Bruder Finn wirklich kennen, denn für uns waren immer die Bezugspersonen in der Krippe, im Kindergarten und im Hort da. Manchmal sogar eine private Nanny, die uns in Urlauben und ähnlichen Ausflügen betreute.  Einmal sagte mein Bruder zu meinen Eltern, wir seien für sie eh bloß Statussymbole, wie ihr Jaguar XJ, den sie bloß an besonderen Tagen aus der Garage holen. Damals verstand ich nicht was er meinte, heute weiß ich aber er hat ebenfalls Recht. Finn tat darauf etwas, wofür mir die Eier fehlen würden. Er zog weg. Weit weg, genau gesagt nach Spanien in das von ihm als wunderschön beschriebene Valencia. Dort eröffnete er mit den Geld meiner Eltern ein Restaurant, dass anscheinend recht gut läuft. Seitdem er mit 21 weggzog hab ich ihn nur noch zwei Mal gesehen, zu Opa seiner Beerdigung und zu meinem 16 Geburtstag.

>>Linus, zum Putzen kommt Frau Lingard zwei Mal die Woche, sie hat einen Hausschlüssel. Trotzdem darfst du nicht alles zu müllen. Du kannst den Geschirrspüler einräumen und deine Dreckwäsche selbst zum Waschen legen.<<, sagt meine Mama im strengen Ton.

>>Und es werden keine Partys im Haus oder im Garten veanstaltet, auch keine wo bloß drei oder vier deiner Freunde kommen. Die anderen Punkte haben wir dir alles auf der Liste am Kühlschrank zusammengefasst, es sollte schaffbar sein.<<, ergänzt Papa.

>>Das schaff ich easy. Hab euch lieb.<<

Diesmal ist es nichtmal gelogen, ich liebte sie dafür, dass sie mich erneut alleine ließen. Ich stand auf und war bereit in mein Zimmer zu flitzen.

>>Stopp. Linus warte.<<, pfeift mein Vater mich zurück, >>wegen dem Geld. Hier sind 100€ in bar, der Rest ist auf der Karte, die kann nicht überzogen werden, also teil dir das Geld ein. <<

>>Danke Dad.<<

Diesmal ging ich davon. Ich weiß nicht was mein Papa von mir erwartet, sie lassen mir für jede Woche 100€ da und denken ich komme damit nicht über die Runden. Manchmal denke ich sie sind selbst so naiv, dass sie nicht wissen wieviel Geld man zum Leben wirklich braucht, dann fällt mir aber wieder ein, dass sie nur keine Ahnung haben was ich überhaupt alles in meinem Leben mache und sie nur raten könnten wieviel ich von ihrem Geld verbrasse. Doch halb so wild, mein Vorteil.

Mein Handy vibriert, es vibrierte schon beinahe ständig als ich mit meinen Eltern sprach. Nicht oft genug um ein Anruf zu sein, aber oft genug um zu wissen wer es war.

~ Hey, ich hab endlich Schule aus. 🙂🙃

~ Typischer vorletzter Schultag... Wie war denn dein vorletzter Schultag?🧐

~Linus, ich warte. 😂

~Ich warte. 🤨😂

~Mir ist langweilig, was machst du? 😶

~Sehen wir uns heute?

~Nein, warte ich hab heute keine Zeit!😅

~Vielleicht morgen oder am Wochenende?☺️

~ Meld dich dann, wir essen jetzt. 👋🏻

Und ich dachte Lou hat mich heute schon vollgetextet. Ich lasse erst mein Handy ins Bett fallen und dann mich, angenehm, Frau Lingard hat meine Bettwäsche schon wieder gewechselt, ich hoffe sie sieht darauf keine weißen Flecken. Ich schnappe mein Handy und schreib zurück.

- Sorry, meine Eltern hatten ein Aufklärungsgespräch mit mir.😂😂👌🏻

~ Waaas?😨

-Wie man sich alleine zuhause verhält. 😅😂

~ Oh man, ich dachte schon über was ganz was Anderes. 

-Gott sei Dank nicht. Also am Wochenende machen wir was?

~ Ehm, ja gerne.

-Ich kann an beiden Tagen, wie du willst.🤗

~Dann Samstag bei dir? 🙂🙃

-Dann Samstag bei mir. 😅

~Bis dann. 🥳

Dann bis Samstag denke ich mir. Er wird mein erster Besuch sein sobald meine Eltern weg sind. Maxim hätte morgen auch kommen können, immerhin fliegen meine Eltern in der Früh los, ein Rätsel wie sie beide sechs Wochen Urlaub bekommen haben.

Den restlichen Tag schwimme ich so vor mich dahin in meinen Gedanken.

Der Sommer, in dem ich schwimmen lernteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt