Antonius stand in einer Ecke und beobachtete seinen Bruder. Da hatte er doch ein richtig großes Talent im Schwertkampf, wer hätte das gedacht? Er hatte die Rekruten nun schon eine Weile beobachtet, um sie in ihrem Potential einschätzen zu können. Die besten waren Quintus, Julius und Calvus und nun hatte sich offenbar sein Bruder dazu geschlichen. Mit einer sehr guten Beinarbeit und einer großen Schnelligkeit seiner Bewegungen hatte er den Besten von ihnen zum Aufgeben gezwungen. Antonius musste ihn mal gegen die älteren Soldaten antreten lassen, um zu sehen, wie er sich schlug. Das stand so oder so irgendwann auf dem Trainingsplan.
Also trat der Offizier aus dem Schatten und machte sich mit einem Räuspern bemerkbar. Alles stand sofort still und salutierte. Marcus hatte seine Rekruten wirklich im Griff, das musste man zugeben. Antonius setzte zum Sprechen an: „Ich habe eine kleine Ankündigung für euch. Auch für dich, Marcus. Ich möchte, dass ihr morgen gegen einer unserer erfahrenen Soldaten antretet. Ihr werdet euch im Zweikampf mit einem unserer Besten auseinander setzen. Ich würde dadurch gerne eure Chancen in einem richtigen, auch gerne unfairen Kampf erleben. Ihr könnt nie wissen, wer euch auf dem Schlachtfeld gegenüber steht. Ihr müsst kämpfen können, wie Patroklos gegen Saepedon, den Sohn des Zeus." Die meisten wussten, was er meinte. Patroklos, einer der Helden des Trojanischen Krieges, hatte sich als sein Freund Achill ausgegeben, als dieser sich weigerte, für die Griechen weiter zu kämpfen. Schließlich hatte er den Sohn des Zeus erschlagen, obwohl er nur ein Begleiter des aristos achaion, des Besten der Griechen, war.
Marcus Sestius nickte, er war damit einverstanden. Seine Schüler waren so weit. Antonius verabschiedete sich wieder, dann erklärte Marcus den Rekruten noch einige Dinge über das anstehende Training. Dann wandten sie sich wieder der neuen Technik zu.
Am Nachmittag wurden ihre Übungen abrupt unterbrochen. Die Alarmsignale der Trompeten kündigten einen erneuten Angriff der Germanen an. Sestius fluchte, dann befahl er den Rekruten im Lager zu bleiben und im Zweifel auf Befehle zu warten. Er vermutete nicht, dass sie an die Front mussten, aber im äußersten Notfall würden auch die Jüngeren hinzugezogen werden müssen. Damit lief er in Richtung Versammlungsplatz, um die Truppen zu befehligen.
Die Jungen entschieden sich, einfach erst einmal auf dem Trainingsplatz zu bleiben. So würden sie niemanden dabei behindern, der seine Ausrüstung holte oder sonst irgendwas dringen brauchte und außerdem waren sie gerade in Schwertkampfstimmung. Nach einiger Weile waren sie auf den Geschmack gekommen, zu zweit auf Lucius los zu gehen. Dieser war es natürlich nicht gewohnt, auf zwei Klingen gleichzeitig zu achten, also hatten sie ihm einen Vorteil in Form eines Schildes gewährt. So konnte er die Klingen besser abwehren, doch nach einiger Zeit bemerkte er: „Das stört mich doch nur." Er warf den Schild in hohem Bogen zur Seite, sodass er nun agiler war. Tatsächlich klappte es so besser und bald standen die anderen beiden ohne Schwert da.
Natürlich musste Lucius sehr aufpassen, die Klingen waren schließlich scharf, auch wenn man ihn vielleicht nicht absichtlich verletzten wollte. Vor allem bei Quintus und Julius kam er ein Mal kurz ins Staucheln, doch er fing sich bald wieder. Danach musste er eher in der Verteidigung bleiben und konnte nicht mehr so schnell zuschlagen, was den beiden Jungen schon Siegesgewissheit verlieh. Doch am Ende besiegte er auch sie, doch tatsächlich waren sie nicht wütend. Er hatte eigentlich erwartet, dass irgendwer neidisch sein würde, doch sie freuten sich alle mit ihm. Außerdem waren sie froh, einen Kämpfer wie ihn an ihrer Seite zu haben und erneut wurde Lucius daran erinnert, wie gute Freunde er doch hatte.
Am Abend redeten die Jungen aufgeregt über die morgige Trainingseinheit. Die rätselten, gegen wen sie wohl antreten müssten und schlossen Wetten darüber ab, wer wie lange standhielt. Als Stirrius später zu ihnen kam, erklärten sie ihm, was los sei. Dabei fiel Stirrius auf, wie leise Lucius war und seinen Blick mied. Er selbst haderte noch mit sich. Eigentlich wollte er Lucius auf das Thema ansprechen, andererseits hatte er keine Ahnung, was genau er sagen sollte. Er entschied sich dafür, es noch einige Tage ruhen zu lassen. Vielleicht würde ihm später noch etwas darüber einfallen, wie er die ganze Sache lösen würde.
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Venimus, vidimus, amavimus
RomanceDer junge Römer Lucius wünscht sich schon lange einen Sklaven nur für sich alleine. Als er auf dem Sklavenmarkt am Forum Romanum einen schwer verletzten, jungen Krieger findet und ihn aufnimmt, hat er noch keine Ahnung, wen er da eigentlich vor sich...