Kapitel 9

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„Nun für meine Verhältnisse, also was meine Kultur und Religion betrifft, hatte ich eigentlich eine sehr entspannte und glückliche Kindheit. Ich hatte nicht wirklich Verpflichtungen, da ich nicht das älteste Kind war. Ich habe noch einen großen Bruder und zwei kleine Schwestern. Mein Bruder hatte es viel schwerer als ich; er musste sehr viel im Haushalt helfen, während ich draußen mit anderen Kindern spielen konnte. Meine zwei Schwestern sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Samira, die Jüngere von beiden, ist sehr ruhig und zurückhaltend; Aleyna, die Ältere von beiden, redet dir hingegen den ganzen Tag die Ohren zu. Sie ist sehr selbstbewusst, sehr selbstständig und lässt sich ungern was sagen. Typisch Sternzeichen Löwe", sagte er lachend. „Aber auch wenn die zwei nicht unterschiedlich sein könnten, sie sind immer füreinander da; und auch für mich wenn ich sie brauche."

„Und dein Bruder?", fragte Kira interessiert, „Versteht ihr euch gut?"

„Tarek und ich, naja... Wir hatten damals viel Streit, wenn ich mich richtig erinnere. Aber das hat sich mit dem Alter gelegt. Er ist halt der älteste; was er sagt hat Gewicht weißt du... Das führt wohl oder übel früher oder später nunmal zu Streitereien."

Mo erzählte Kira von seinen Cousinen Liyah, Yara und Leyla, von seiner Mutter und seinem Vater. Er erzählte ihr von den vielen Streichen, die er seinen Cousinen gespielt hatte und von den Tagen, an welchen er von daheim fort ist, um Zeit für sich zu haben. Nicht weit von seinem Heimatdorf war eine noch recht gut erhalten gebliebene Hütte in der er sich dann immer zurückzog.

Gefesselt von seinen Geschichten hörte ihm Kira aufmerksam zu. Mo erzählte ihr sehr viel, schöne und traurige Erlebnisse. Er erzählte ihr von allem, was ihm in den Sinn kam, bis auf diese eine Sache mit der Verlobung. Ihm war es unangenehm darüber zu sprechen, vor allem mit ihr. Mo wusste selbst nicht woran es lag, doch dieses junge Mädchen wirkte unheimlich interessant auf ihn. Er hatte das Gefühl, alles über sie wissen zu wollen. Doch er war sich sicher, selbst wenn er alles über Kira wusste, würde sie dennoch dieselbe Aura ausstrahlen. Mo musste einfach wissen, woran das lag; er musste ehr über Kira erfahren. Geschickt lenkte er das Gespräch von sich weg und ließ Kira mehr von sich erzählen. Er erfuhr vom frühen Verlust ihres Vaters, von ihren Schwierigkeiten in der Schule und den Streitereien mit ihrer Mutter. Kira wollte sich nicht nur beklagen, alles in allem hatte sie doch trotzdem eine recht schöne Kindheit gehabt. Und jetzt, wo sie endlich mit der Schule fertig war, konnte sie endlich auf ihr zukünftiges Studium sehen und das halbe Jahr Urlaub in vollen Zügen genießen.

Während sie sich so unterhielten verging die Zeit wie im Flug. Es war inzwischen schon halb drei in der Nacht. „Ich muss kurz auf die Toilette. Wenn du mich entschuldigst, ich bin gleich wieder da", sagte Mo mit einem liebevollen Lächeln. Danach verschwand er für ein paar Minuten ins Bad. Kira lag immer noch auf der Couch. Während sie nach draußen sah und die Sterne beobachtete wurde sie immer mehr und mehr müde. Sie merkte es gar nicht, aber nach nur kurzer Zeit waren ihre Augen zu und sie schlief tief und fest. Kurz darauf kam Mo aus dem Bad. Während sie so auf der Couch lag und er sie betrachtete wurde ihm nur mehr und mehr klar, wie schön er dieses Mädchen fand. Mo setzte sich ganz leise und vorsichtig neben Kiras Kopf und schaute ihr einfach beim Schlafen zu. Es schien für ihn unmöglich seinen Blick von ihr abzuwenden.

Nach ein paar Minuten lehnte er sich zurück und ließ den Kopf im Nacken sinken. 'Was mach ich hier bloß. Ich bin erwachsen, kann ich mich nicht zusammenreißen?!' sagte er sich selbst mit jedem Gedanken. Mit einmal bewegte sich Kira auf der Couch. Sie drehte sich um; ihr Kopf legte sich auf seinen Schoß, danach schlief sie friedlich und ruhig weiter. Für einige Minuten rührte er sich nicht aus Angst sie zu wecken. Doch dann stützte er mit seiner Hand Kiras Kopf, um aufzustehen. Vorsichtig legte er einen Arm unter ihren Rücken und den anderen unter ihre Beine. Dann hob er sie hoch, um sie in ihr Bett zu tragen. Gerade als er durch Kiras Zimmertür lief wurde sie wach. Völlig schlafgetrunken fragte sie ihn wo er mit ihr hinginge. „Ich bringe dich in dein Bett", flüsterte er ihr zärtlich ins Ohr. Dann legte sie ihren Arm um seinen Hals und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. „Ich will noch nicht schlafen", flüsterte Kira müde. Mo lächelte: „Du schläfst doch schon längst Kira. Ruh dich aus, der Tag war lang." Langsam legte er sie in ihr Bett und deckte sie zu. „Schlaf gut", flüsterte er in ihr Ohr. Dann machte er das Licht aus und ging zurück auf die Couch. Dort starrte er noch einige Zeit in den Himmel, um die Sterne zu beobachten. Seine Gedanken schienen völlig zerstreut. Irgendwann schlief dann auch er endlich ein.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 09, 2019 ⏰

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