Will p.o.v.
Will atmete tief ein und aus. Seine Gedanken rasten. 'Was wenn er mich auch nur ausnutzen wird? Was wenn er mich auch im stich lässt, sowie alle anderen in meinem Leben?' Will schaute zu Nico, der, immer noch mit verweinten Augen, den Kopf gesenkt hatte. Dieser Anblick versetzte Will einen Stich. Dem Blonden seine Vergangenheit preiszugeben musste ihn viel Überwindung gekostet haben. 'Er ist nicht wie all die anderen. Er weiss, was ich durchgemacht habe. Er wird mich niemals verlassen. Wenn er mir vertraut hat, dann kann ich ihm auch trauen.' Will atmete noch einmal durch und begann:"Mein Vater verliess uns, meine Mutter und mich, als ich acht Jahre alt war. Meine Eltern stritten sich sehr oft. Es gab Momente, in denen ich nach Hause kam und sie sich anschrien und sich mit Sachen bewarfen. Meistens schlich ich mich in mein Zimmer und versteckte mich so lange unter mein Bett, bis das Schreien aufhörte. Mein Vater ging dann meistens raus und kam erst spät und betrunken zurück. Meine Eltern redeten immer weniger miteinander und mein Vater kam immer seltener nach Hause. Meine Mutter zog sich immer mehr in sich zurück. Die meiste Zeit arbeitete sie, um mich und sich selbst zu versorgen. Deshalb redete ich fast nie mit meinen Eltern." Will stoppte kurz und blickte zu Nico. Dieser hatte seinen Kopf gehoben und sah Will mit seinen traurigen, dunklen Augen an. Augen, die viel zu viel Schlimmes miterlebt haben. Ihm ist das vorher gar nicht aufgefallen, aber im Licht der Morgensonne, die durch das Fenster schien, konnte er erkennen, dass Nicos Augen gar nicht schwarz, sondern braun waren. Will räusperte sich und fuhr fort. "Versteh mich nicht falsch. Meine Mutter tat alles was sie kann und probierte für mich da zu sein, aber die ganze Sache mit meinem Vater zerrte auch an ihrem Verstand. In der Schule hatte ich nicht viele Freunde, weil ich sehr schüchtern war. Ich war immer sehr nervös mit anderen Menschen zu reden." Will lachte kurz auf, aber es befand sich keine Freude in seinem Lachen. "Kein Wunder, dass meine Freunde mich verlassen haben, nachdem mein Vater sich von meiner Mutter getrennt hatte. Ich hatte damals eine sehr schwere Zeit und zog mich immer mehr in mich zurück. Ich wollte mit niemanden reden und von niemanden angesprochen werden. Und dann war ich plötzlich allein. Aber ich nehm's ihnen nicht übel. Ich wäre auch nicht bei mir geblieben, wenn ich die Wahl hätte." Will grinste zwar, aber man konnte Trännen in seinen Augenwinkeln erkennen. Als er zaghaft zu Nico rübersah, blickte dieser ihn mit wütenden Augen an. Wills Grinsen erstarrte. 'Oh nein! Was habe ich jetzt gesagt? Super Will, wahrscheinlich hast du jetzt den einzigen Menschen wütend auf dich gemacht, dem du vertrauen kannst!' Will seufzte. "Tut mit Leid, Nico. Ich..." Er stockte, als sich plötzlich zwei Hände auf seine Wangen legten und sein Gesicht zu Nico drehten. Will blickte in dessen grossen, braunen Augen und er spürte, wie sein Gesicht warm wurde. Der Jüngere sah ihn mit feurigen Augen an und sagte: "Will, denke niemals , dass du das verdient hast. Es war nie, es ist nicht und es wird nie etwas sein, das du verdient hast. Deine Freunde hätten für dich da sein und dich unterstützen sollen. Aber das waren keine richtigen Freunde, wenn sie dich im Stich gelassen haben. Es ist okay sich mal schlecht zu fühlen, Will. Freunde sollten so etwas verstehen können. " Will schaute Nico erstaunt an. Er hätte jetzt mit allem möglichen gerechnet. Aber dass Nico, der sonst so in sich gekehrt ist, den er immer aufmuntern muss, ihn aufmuntert und ihm sagt, dass er das, was ihm widerfahren ist, nicht verdient hat, erfühlte ihn mit einer Wärme, die er zunächst nicht zuteilen konnte. Dann bemerkte er, dass Nico immer noch seine Hände auf seinen Wangen hatte und er spürte, wie sich sein Gesicht erhitzte. Auch Nico bemerkte das und zog schnell seine Hände weg. Sie beide schwiegen kurz, bevor Will sich räusperte und weiterfuhr. "Nachdem alle meine Freunde mich verlassen haben, war ich sehr einsam und spielte oft allein. Bei irgendeinem Punkt habe ich nicht mehr geredet. Ich antwortete den Lehrern nicht, wenn sie eine Frage stellten, sagte nichts bei Elterngesprächen. Ich redete nicht mal mehr mit meiner Mutter. Und irgendwann war es zu viel. Meine Familie war zerbrochen und meine Mutter und mein Vater trennten sich. Danach entschied das Gericht, dass ich bei meiner Mutter bleiben soll und ich habe mein Vater noch nie glücklicher gesehen." Will gab ein müdes Lachen von sich. "Du hättest ihn sehen sollen. Er ist aufgesprungen, hat ein Freudenschrei von sich gegeben und ist aus dem Gerichtssaal gerannt. Auf dem Weg raus hat er gerufen: 'Auf nimmer Wiedersehen!' Dann habe ich ihn nie wieder gesehen. Und von da an gab es nur noch meine Mom und mich. Und wir waren alles andere als glücklich. Ich sah sie so gut wie nicht mehr. Sie ging früh morgens zur Arbeit und kam erst nach zwölf Uhr Nachts nach Hause. Und wenn ich sie mal sah, dann sah sie sehr müde aus. Die Trennung zerrte an ihr. Vorher war es zwar besser, aber Dad hatte trotzdem seinen Teil dazu beigetragen. Jetzt, da sie alles alleine finanzieren musste..." Will schwieg kurz. "Weil sie so wenig Zeit Zuhause verbrachte merkte sie nicht, wie schlecht es mir ging. Nach einer Weile der Isolation, hat das Mobbing angefangen." Nico zuckte bei dem zusammen. Will schaute ihn an. 'Er müsste ja wissen, wie sich das anfühlt.'
"Die Kinder meiner Klasse nannten mich 'Freak' und 'Heulsuse'. Sie machten sich darüber lustig, dass meine Eltern sich getrennt haben, dass meine Mutter und ich in einer heruntergekommenen Wohnung lebten. Ich wollte, dass sie aufhören, aber ich konnte nie etwas sagen. Ich blieb stumm. Und eines Tages wollte meine Lehrerin mit meiner Mutter reden. Ihr war schon aufgefallen, dass es so nicht weitergehen kann. Mom war sehr überrascht, weil ich ihr nie etwas erzählt habe. Sie gab sich selber die Schuld dafür und als wir wieder Zuhause ankammen, nahm sie mich in den Arm und sagte mir, dass sie von nun an für mich da sein wird." Will sniefte und lächelte. "Ich war so glücklich! Ich dachte alles würde dann besser werden." Plötzlich verschwand sein Lächeln. "Aber so war es nicht." Nico runzelte die Stirn. "Wieso? Was ist passiert?" Will blickte auf die Wand. Er konnte sich ganz genau an den Tag erinnern, bei dem sein Leben noch viel schlimmer wurde. "Zuerst ist alles besser geworden. Meine Mom kündigte und fand einen besseren Job in einer anderen Stadt. Wir mussten umziehen und ich habe die Schule gewechselt. Dort machte ich mich gleich ran einen guten Ruf aufzubauen. Ich hatte so Angst, dass meine Freunde mich wieder verlassen würden, wenn ich Schwäche zeige, dass ich mir eine Maske aufgesetzt habe. Eine Maske, die mich immer lächeln lässt, die mir Sicherheit gibt und keine Schwächen hindurch liess. Und nachdem es uns zu Hause finanziel und familiär besser ging und ich auch in der Schule ein besseres Leben führte, brauchte ich die Maske gar nicht mehr!" Will breitete die Arme aus und fiel rückwärts aufs Bett. Er lächelte. "Zum ersten Mal in meinem Leben war ich glücklich und es gab keine Probleme." Sein Blick verdüsterte sich wieder. "Und dann, ich war dreizehn Jahre alt, wurde ich zum Schulleiter gerufen. Dort sagte er mir, dass meine Mutter anscheinend auf der Arbeit zusammmengebrochen ist und sie jetzt im Krankenhaus liegt. Mir überfiel es eiskalt. Ich hatte schon bemerkt, dass meine Mutter seid ein paar Tagen sehr müde aussah und irgendwie blasser, aber ich dachte das läge an den neuen Arbeitsschichten, in denen sie eingeteilt wurde. Nachdem ich erfuhr in welches Krankenhaus sie gebracht wurde, schnappte ich mein Fahrrad und fuhr so schnell ich konnte dorthin. Aber was ich dort von den Ärzten erfahren habe..." Will spürte wieder die Trännen aufkommen. 'Ich glaube ich habe noch nie so viele verschiedene Emotionen in so kurzer Zeit erlebt.' Will seufzte wieder. "Was ich von den Ärzten erfahren habe ist, dass...dass meine Mutter eine fortgeschrittene Form einer Polyneuropathie hat."----------------------------------------
Hey guys!
Ja, mich gibt es noch! Ich wolltr nicht so lange warten dieses Kapitel tu veröffentlichten, aber ich dachte mir "Wieso nicht als Weihnachtsgeschenk?" Also ja hier ist es😅
Keine Angst die Geschichte ist noch nicht zu ende und ich schreibe dann noch Wills restliche Backstory. Aber ich werde vielleicht noch höchstens 4-6 Kapitel schreiben und dann wird das Buch beendet sein.Also noch schöne Weihnachten und einen guten Rutsch ins Jahr 2020❤️🎉
Lg Pajkea😜
DU LIEST GERADE
Hope to be accepted (Solangelo)
FanfictionNico di Angelo ist einsam. Seit dem Tot seiner Schwester wird er nirgendwo akzeptiert. Auf dem HB Internat wird er gefürchtet und verachtet. Aber als Nico den neuen Schüler Will Solace kennenlernt, ändert sich alles! (Alle Rechte an die Figuren aus...