Teil 7

959 14 0
                                    

Sicht Julia
Die Woche in San Francisco vergeht viel zu schnell. Es war nicht, wie ich anfangs gedacht hatte unerträglich in Niklas Nähe zu sein, sondern wunderschön. Wir haben am Abend nach der ganzen Sache im Restaurant und im Park noch lange in Niklas Wohnung miteinander geredet. Letztendlich bin ich auch dort geblieben und habe für die nächsten Nächte mein Hotelzimmer storniert. Trotzdem wollen wir versuchen alles langsam wieder anzugehen und nichts zu überstürzen. Jetzt sitze ich auf dem Boden in Niklas Schlafzimmer um den Koffer zu packen und überlege mir, was ich eigentlich von der Fortbildung behalten habe. Es war zwar deutlich angenehmer versöhnt mit Niklas in einem Raum zu sitzen, allerdings auch eine etwas schwierigere Angelegenheit, wenn man sich für 4 Stunden am Vormittag und 3 am Nachmittag nicht zu offensichtlich berühren darf. Dafür hatten wir aber dann die Nächte, die vielleicht das ein oder andere Mal etwas zu kurz waren.
Mein Handy klingelt. Ich schaue auf den Bildschirm und erkenne die Nummer meiner Eltern. Ich fange an zu lächeln und nehme den Anruf entgegen "Hallo?!"sage ich glücklich in das Telefon." Mama! Hallo hier ist Finja." fängt meine Tochter an zu reden." Hallo mein Schatz. Na wie geht's? "erwidere ich. "Mir geht es super Mama. Der Opa will heute noch mit mir auf den Spielplatz gehen, weißt du auf den mit dem riesigen Klettergerüst." sagt Finja fröhlich. Ich lächele und merke, dass es in Deutschland ja gerade noch Morgens ist und nicht wie hier später Nachmittag." Das ist ja toll Finja." sage ich. Es klopft an der Tür und Niklas schaut herein. "Darf ich?" fragt er. Ich nicke und spreche wieder in den Hörer:". Und kannst du bei Oma und Opa gut schlafen?" "Ja, kann ich. Die Oma hat mir das Bett dann ins Schlafzimmer gestellt. Und wenn ich dann aufwache und höre das Opa schnarcht und ich nicht alleine bin habe ich keine Angst mehr. Kannst du auch gut schlafen da wo du nochmal bist?" antwortet Finja "Ja ich kann auch gut in San Francisco schlafen." Ich werfe Niklas einen Seitenblick zu und sehe, dass er lächelt. "Oh Mama, Oma hat mich gerade gerufen. Ich glaube es gibt Frühstück."sagt Finja. " Na dann schnell mit dir in die Küche, meine große. Wir sehen uns dann morgen am Flughafen." erwidere ich. Erst nachdem Finja aufgelegt hat, schalte ich mein Handy aus. Ich drehe mich zu Niklas um und sehe, dass er grinst. "Was?" frage ich. "Nichts. Ich bin einfach nur froh, dass ich dich wiederhabe." Ich lehne mich gegen ihn und er legt seine Arme um mich. Eine Weile sitzen wir einfach nur da, bis Niklas anfängt meinen Hals mit Küssen zu übersehen. Er wird immer fordernder, aber ich löse mich aus seiner Umarmung und sage:"Hör auf. Wie soll ich mich denn jetzt auf mein Koffer packen konzentrieren. Wenn du so weiter machst verpasse ich morgen noch den Flieger." Er grinst mich nur an und ich drücke ihm schnell einen Kuss auf den Mund, mache mich aber dann wieder ans Koffer packen. Abends gehen Niklas und ich noch etwas essen. Allerdings kann ich das alles nicht wirklich genießen. Wie ich Abschied hasse, gerade solche, wenn man nicht weiß wann man die Person wiedersehen wird. Niklas scheint das zu merken und sagt mir immer wieder, dass er uns besuchen wird und ich unbedingt mit Finja mal nach San Francisco kommen soll, aber irgendwie beruhigt mich das auch nicht. Es macht mich eher noch nervöser und wahnsinniger. Finja weiß doch gar nichts über ihn. Mehr als ein Bild hat sie noch nicht gesehen. Sie hat zwar ab und zu Fragen gestellt. Wer das auf dem Bild, dass bei mir auf dem Schreibtisch steht ist, aber vielmehr als dass das ihr Vater ist habe ich ihr nie erzählt. Klar wollte sie wissen wo er ist und warum er nicht da ist, aber ich bin auf solche Fragen nie eingegangen. Erst jetzt merke ich wie falsch und verlogen das war und beschließe ihr sobald ich zu Hause bin von ihrem Papa zu erzählen. Wie immer vergeht der letzte Abend viel zu schnell und wir machen uns früh am Morgen auf den Weg zum Flughafen. Ich gebe meinen Koffer ab und Niklas und ich laufen gemeinsam in Richtung Sicherheitskontrolle. Kurz davor stoppen wir um uns zu verabschieden. Wieder einmal kann ich mich nicht zusammenreißen und fange an zu weinen. "Hey. Ich komme euch so bald es geht besuchen und wir telefonieren." flüstert mir Niklas entgegen. Ich schlinge meine Arme um ihn und genieße unsere Vorerst wohl letzte Umarmung. Wir geben uns einen letzten Kuss und lassen langsam, während ich weiter in Richtung Sicherheitskontrolle gehe, unsere Hände auseinander gleiten. Noch einmal schaut Niklas mir fest in die Augen und mir wird klar, was er mir damit sagen möchte. Langsam drehe ich mich um und gehe schnell zur Sicherheitskontrolle, damit ich nicht auf andere Ideen komme. Ich scheine wohl sehr mitgenommen auszusehen, denn die Dame die vor miran der Reihe ist bietet mir direkt als sie mich sieht ein Taschentuch an. Ich nehme es dankbar entgegen. Dieses Mal verpasse ich mein Flugzeug nicht fast sondern bin pünktlich an Ort und Stelle um ins Flugzeug einzusteigen. Auf dem Rückflug habe ich kein First lass Ticket sondern sitze wie jeder normale andere Mensch in der zweiten Klasse, wo ich mich auch deutlich wohler fühle. Irgendwann habe wir es tatsächlich geschafft und der Landeanflug wird angekündigt. Je näher wir dem Erdboden kommen, desto größer wird meine Vorfreude auf Finja. Erst jetzt merke ich wie sehr ich sie eigentlich die ganz Zeit vermisst habe. Kaum sind wir gelandet und ausgestiegen eile ich zur Gepäckausgabe, um meinen Koffer dieses Mal nicht als letzte zu bekommen, sondern möglichst früh damit ich schnell zu meiner Finja kann. Und tatsächlich habe ich meinen Koffer nach 15 Minuten schon in der Hand und schiebe ihn Richtung Ausgang. Dort halte ich fleißig Ausschau nach Finja und meinen Eltern und kann sie nach kurzer Suche auch entdecken. Ich will gerade anfange zu rufen, da hat Finja mich aber schon gesehen und schießt auf mich los:"Mama, Mama. Hier sind wir." Ich breite meine Arme aus und fange sie auf und umschließe sie ganz fest. "Hallo mein Schatz." flüstere ich. Nach einiger Zeit lösen wir uns voneinander und meine Eltern begrüßen mich. Danach steigen wir ins Auto und Finja und ich werden von meinem Vater direkt vor der Haustür wieder rausgelassen. Geinsam mit Finja an der einen Hand und dem Koffer in der andere laufe ich die Trappe bis zu unserer Wohnung hoch. Dort angekommen seufzt Finja glücklich und sagt:"Ich bin froh, dass du wieder da bist, Mama. Oma und Opa sind manchmal ein bisschen anstrengend. Weißt du was ich durfte nur Sandmännchen gucken. Nicht mal Yakari habe sie mir erlaubt." Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen und sage:"Na dann kannst du jetzt ja umso mehr Fernsehen gucken." Finja schaut mich erstaunt an. "Wirklich?" fragt sie mit großen Augen. Ich lächele und sage:"Nein, aber Yakari, darfst du gucken." Dann fällt mir wieder ein, was ich mir gestern vorgenommen habe. Ich mache Finja einen Kakao und mir einen Kaffee und gemeinsam setzten wir uns auf Sofa. Allerdings bitte ich sie vorher darum mir das Bild, was auf meinem Schreibtisch steht zu holen. Sie kommt mit dem Bild in der Hand wieder und sagt:"Oma hat gesagt, dass ich solche Augen wie mein Papa habe. Stimmt das?" Ich schaue sie überrascht an und sage:"Ja, das stimmt. Guck." Ich nehme ihr das Bild aus der Hand und lege ein Bild von ihr daneben. Finja schaut mich an und ich frage sie, was los ist. "Ich finds nur komisch, dass du mir das Bild von Papa zeigst, weil sonst fandest du es immer blöd, wenn ich dich da drüber was gefragt habe." erwidert sie. "Da hats du Recht und das tut mir leid. Aber weißt du was jetzt darfst du mir ganz viele Frage stellen." "Kannst du die auch alle beantworten?"fragt sie mich. "Weiß ich nicht." antworte ich ihr "War das Papa, der bei dir war, als wir gestern telefoniert haben?" fängt sie auch schon an. Ich schaue sie erstaunt an. "Das hast du mitbekommen? Ja das war Papa." sage ich. "Aber warum hast du denn nichts gesagt, dass du ihn gehört hast?" "Ich dachte Mamas brauchen auch Geheimnisse." sagt Finja. "Ach ist das so? Hast du etwa Geheimnisse vor mir?"frage ich sie" Sie ncikt und sagt:"Ja klar. Hat doch jeder." Jetzt bin ich diejenige, die erstaunt guckt und erwidere nur ein 'Aha' "Weißt es ist so. Dein Papa ist vor sieben Jahren nach San Francisco gegangen und da wollte ich eigentlich mit, aber hab das dann doch nicht gemacht." Finja unterbricht mich und fragt:"Weil ich gekommen bin?" "Nein, das wusste ich da noch gar nicht, ich wollte nicht so weit von meiner Familie und meinen Freunden weg sein." antworte ich ihr. "Das verstehe ich Mama, ich will auch nicht ganz weit weg von dir wohnen. Aber was ich nicht verstehe, warum Papa nicht auch hier geblieben ist oder uns wenigstens besucht hat." erwidert sie. Ich weiß erst einmal nicht was ich darauf antworten soll, ich meine es ist schon ein bisschen blöd, wenn man einem fast sieben jährigen Mädchen erzählt, dass der eigene Vater sich von der Mutter getrennt hat. Aber im Grunde genommen waren wir ja schon immer für sie getrennt. Also sage ich:"Dein Papa dachte, dass er mich nicht mehr liebt, dabei hat er mich ganz schrecklich vermisst und dann haben wir nicht mehr miteinander telefoniert und uns auch nicht besucht."Sie erwidert nur ein 'Oh', deshalb erzähle ich weiter:"Na ja und jetzt war ich ja auf dieser Fortbildung und dein Papa hat da noch in dem Krankenhaus gearbeitet und dann haben wir uns da gesehen. Und eigentlich dachte ich er mag mich nicht mehr, aber er war ganz lieb zu mir und hat mir erklärt, warum er das früher zu mir gesagt hat und ich habe ihm von dir erzählt und ihm Bilder gezeigt. Und soll ich dir was sagen er findet dich ganz toll." Finja schaut mich mit weit aufgerissenen Augen an und für einen kurzen Moment denke ich das das jetzt alles dihc ein bisschen zu viel für sie war,aber da fragt sie mich schon:"Aber wenn der Papa dich dann wieder lieb hat, dann kann er dich jetzt auch mal kommen, oder?" Und diese Frage macht mich so glücklich, dass ich Finja in den Arm nehme und anfange zu weinen. Ich flüstere:"Ja, das kann er und er will unbedingt zu deinem Geburtstag kommen, darf er das?" "Ja Mama das darf er, aber warum weinst du jetzt?" sagt Finja "Ich bin einfach nur total glücklich." erwidere ich "Das ist schön!" sagt Finja. "Können Papa, du und ich auch mal telefonieren?" "Wenn du das willst können wir das gerne machen. Ich kann Niklas auch gleich fragen, ob er morgen früh Zeit hat." antworte ich ihr. Sie sagt mir noch, dass sie sich ganz doll freut, dass sie jetzt endlich einen echten Papa hat und dann schreibe ich Niklas und sage ihm bescheid, dass ich Finja alles erklärt habe und sie jetzt gerne mit ihm telefonieren würde. Promt kommt eine Nachricht von ihm. 'Hey schön, dass du gut angekommen bist. Ich würde mich unwahrscheinlich freuen Finja kennen zu lernen.' Ich lächele vor mich hin und schreibe ihm zurück, ob wir uns für Morgen früh zum telefonieren verabreden wollen. Er antwortet mit einem 'Ja, ich freue mich drauf. Richte Finja ganz liebe Grüße von mir aus und schlaft jetzt gut. Hab euch lieb.' Ich richte Finja die Grüße aus und mache sie Bettfertig. Nicht nur für mich war das heute ein anstrengender Tag, sondern auch für sie, denn sie schläft schon bei der Gute Nacht Geschichte ein. Ich gehe dann auch ins Bad und ziehe meinen Schlafanzug an um ins Bett zu gehen. Der Jetlag hat mich dieses Mal doch etwas mitgenommen. Finja und ich schlafen beide aus, was uns der Sonntag auch erlaubt. Danach machen wir uns fertig und frühstücken. Währenddessen erzählt sie mir freudig, wen sie alles zu ihrem Geburtstag einladen will. Die Betonung liegt auf ihrem Papa. Und natürlich ihre ganzen Schulfreunde. Danach verschwindet sie nochmal in ihrem Kinderzimmer mit den Worten 'Ich baue jetzt Playmobil auf, dann können wir nämlich einen Videoanruf mit Papa machen und ich zeige es ihm dann. Aha, so ist das sie will ihren Papa also direkt sehen, eigentlich finde ich das eine sehr gute Idee. Also schreibe ich Niklas, ob das auch für ihn in Ordnung wäre.

Happy againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt