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Am nächsten Morgen wache ich so entspannt auf, wie lange nicht mehr. Mein ganzer Körper fühlt sich ausgeruht und ist bereit für einen neuen Tag.
Den ich mit einer langen Dusche beginne. Immer wieder muss ich an gestern Abend denken und muss wieder lächeln. Ronan blende ich aus, wenn ich an ihn denke, dann ist die entspannte Stimmung gleich wieder weg, das weiß ich. Stattdessen denke ich lieber an Kade. Das ist besser.
Als ich mir die Kleidung für heute aus dem Koffer greife, fällt mir ein kleiner Zettel direkt hinter der Zimmertüre auf. Sind meine Eltern wieder auf einem Ausflug, auf dem ich nicht dabei sein soll? Doch als ich das Blatt hochhebe, fällt mir sofort die kantige Schrift auf. Die eindeutig nicht von meiner Mutter stammt.

Guten Morgen Emilie.
Ich habe Mum und Dad in die Stadt gebracht, da Mum unbedingt ein Museum besuchen möchte. Ich dachte mir, dass möchtest du bestimmt nicht, deshalb haben wir dich schlafen lassen.
Heute Abend gehen wir zusammen Essen, sei dieses Mal bitte pünktlich fertig. Ich hole euch um zwanzig Uhr ab.
Hab einen schönen Tag, Kade

Damit habe ich wieder einen freien Tag, den ich genießen werde. Mit dem einzigen Buch, das ich eingepackt habe, mache ich mich auf den Weg nach unten. Draußen ist es schon wieder sehr warm und ich gehe langsam zwischen den vielen Menschen umher, bis ich an der Bar stehe. Die morgens auch Frühstück zubereitet. Zu meiner Überraschung steht Ric an einem Mixer und winkt mir entgegen.
„Na Emilie, alles klar?" Er betätigt einen Knopf und die Banane im Mixer verwandelt sich in eine Pampe. „Alles super, und bei dir?"
Er nickt als Antwort und ich bin froh, dass wir nicht über den Kuss sprechen. Obwohl er wunderschön war und ich ihn auch gerne wiederholen würde, es war nur ein Kuss. Und auch nicht mehr. Ric hat sein Leben und ich meins und wir beide werden niemals Teil des anderen Lebens sein. Auch wenn sich das hart anhört.
„Was darf ich dir denn bringen?", fragt er und umarmt mich kurz über den Tresen hinweg. Ich sehe mir schnell die große Speisekarte an, die hinter ihm an der Wand hängt und frage mich, warum man die Schrift so klein machen musste. Mit Mühe kann ich schließlich so circa alles entziffern. „Ein Croissant mit Kirschmarmelade und einen Erdbeer-Kokos-Smoothie, bitte", grinse ich ihm entgegen.

Ein paar Minuten später bin ich bereits schweißnass, denn die Sonne hat wirklich Kraft. Schnell greife ich nach der Sonnencreme in der großen Tasche und reibe mir die Schultern und mein Gesicht ein. Hoffentlich bekomme ich keinen Sonnenbrand.
„So, bitteschön", kommt es von Ric und er schiebt mir mein bestelltes Essen über den Tresen. „Danke", grinse ich und nehme einen tiefen Zug aus dem Strohhalm, der in dem rosa Smoothie steckt, „Man sieht sich." Ric schnalzt mir zum Abschied zu und ich gehe in Richtung der gemütlichen Liegen, die auf einer kleinen erhobenen Terrasse errichtet wurden und die noch weitestgehend frei sind.
Das Frühstück war mehr als lecker. Gleich danach versinke ich in meinem Buch, welches ich schon so oft gelesen habe, dass manche Seiten schon ganz fransig sind oder sogar schon halb ausgerissen. Ich weiß ehrlich nicht, warum ich dieses Buch mitgenommen habe. Ich hätte mir ein neues, noch unbekanntes Buch mitnehmen sollen. Das wäre auch noch spannender gewesen.

Aber dieses Buch ist einfach so gut geschrieben, dass es mich nicht stört, dass ich die gesamte Handlung eigentlich schon auswendig kann. Jede Person und ihre Geschichte.
Deshalb lese ich es jetzt wieder und bin wieder begeistert.
Mittags, ich denke es ist schon nach der Zeit für ein Mittagessen kommt Ric vorbei und bringt mir einen Piña Colada. „Ich kann dich ja nicht verdursten lassen". Dankend lache ich und dann trinken wir das Getränk schließlich zusammen, während wir reden. Über belanglose Sachen. Mein Buch, das ihn wirklich zu interessieren scheint, denn er macht sogar ein Bild des Covers. Mexiko, das ihn so sehr interessiert hat, dass er hier jetzt jobbt und noch kein einziges Mal daran gedacht hat, dass er bald nach New York zurück muss.
Mit Ric kann ich einfach reden und die Zeit geht so schnell vorüber, dass er irgendwann das Gesicht verzieht und mir sagt, dass er heute Abend die Schicht im Restaurant von einem Kumpel übernommen hat. Ein letztes Mal drücken wir uns und dann geht er.
Ich sehe ihm hinterher bis er im Hotel verschwindet und mein Buch wieder meine volle Aufmerksamkeit hat.

The Moonlight and YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt