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Als ich am nächsten Tag die Augen aufschlage, ist es bereits Mittag. Die Sonne scheint frontal durch die Fenster, die Klimaanlage muss wohl automatisch angegangen sein, denn es ist angenehm kühl.
Stöhnend stehe ich auf und gehe ins Bad. Ein Blick in den Spiegel und ich fahre leicht zurück. Ich habe gedacht, dass ich komplett zerknautscht aussehe von den Anspannungen des letzten Abends. Allerdings sind nur meine Haare extrem verwuschelt, ansonsten sehe ich gut aus. Ausgeruht. Und friedlich. Ich muss lächeln.
Nachdem ich meine Zähne geputzt und meine Haare wieder in Ordnung gebracht habe gehe ich zurück ins Zimmer. Auf dem Boden hinter der Türe liegt ein gefalteter Zettel, denn ich sofort aufhebe und lese.

Guten Morgen Schlafmütze.
Dad und ich haben beschlossen, eine kleine Stadtrundfahrt zu machen und dann noch an der Promenade etwas zu essen. Da du auf unser Klopfen nicht reagiert hast, wirst du den Tag wohl alleine verbringen müssen. Aber keine Sorge, es gibt Pools und das Meer.
Hab einen schönen Tag und bis später.

Dass sie geklopft haben habe ich verschlafen. Wie fast den halben Tag. Ein Blick aus dem Fenster und ich weiß, wo ich hingehen werde. An den Strand. So wie es aussieht hat das Hotel einen Privatstrand, denn es sind gar nicht so viele Leute dort.
Schnell ziehe ich meinen Bikini an und muss feststellen, dass er am Po etwas eng ist. Da ich ihn schon fast drei Jahre besitze und ihn letztes Jahr gefühlt nie anhatte, überrascht mich das nicht. Im Spiegel überzeuge ich mich, dass es immer noch in Ordnung aussieht. Da ich meinen Koffer noch nicht ausgeräumt habe muss ich etwas suchen, bis ich einen leichten Cardigan finde. Jetzt sieht der Inhalt meines Koffers aus, als hätte ein Sturm darin gewütet. Irgendwann muss ich mich um dieses Chaos kümmern. Aber nicht jetzt.
Mit der Sonnenbrille auf dem Kopf und der Strandtasche meiner Mutter, in die ich sämtliche Sachen gepackt habe, die ich wahrscheinlich sowieso nicht brauche, mache ich mich auf den Weg zu den Aufzügen.

Als ich unten aussteige gehe ich langsam in Richtung Poollandschaft. Ich erwische mich selbst, wie ich mich umsehe und fast schon erwarte, dass Kade oder Ronan plötzlich vor mir stehen. Das ist aber nicht der Fall.
In den großen Pools sind so viele Leute, dass man das Wasser kaum mehr sehen kann. Zum Glück ist der Strand mein Ziel, denn hier bekommt man nicht mal mehr eine Liege. Langsam und ohne nass gespritzt zu werden gehe ich den Weg entlang bis ich zu dem breiten Steg komme, der mit weißem Sand bedeckt ist. Ich ziehe meine Flip Flops aus und sobald meine Füße den Strand berühren schreie ich innerlich auf. Der Sand ist heiß. Sehr heiß.
Schnell, fast rennend bewege ich mich in Richtung des Standes an dem die Handtücher verteilt werden.
„Willkommen", lacht mir ein junger Mann entgegen, der mir gerade seinen muskulösen Körper präsentiert. „Hi", bringe ich noch heraus und setze schnell meine Sonnenbrille auf, damit er nicht sieht, dass ich ihn anstarre. Er sieht gut aus.
„Wie viele Handtücher möchtest du denn?", fragt er mich und mir fällt sofort auf, dass er die höfliche Anrede weglässt. Anscheinend sind wir nicht weit auseinander, vielleicht sogar gleich alt.
„Vier bitte", sage ich lächelnd zurück. Wenn sie schonmal umsonst sind, dann greife ich doch gerne zu. „Sehr gerne", kommt es von ihm und gleich darauf drückt er mir die Handtücher in den Arm. „Du hast frei Wahl". Ich nicke und sehe mich schon um, als er mich nochmal zurückhält. „Wenn du etwas von der Bar haben möchtest, dann komm einfach zu mir. Ich hole es dir dann."
„Danke", sage ich lachend, dann gehe ich schnell auf dem heißen Strand näher an das Wasser. Es sind kaum Kinder da, fast alle Leute liegen auf ihren bequemen Stoffliegen. Ich nehme mir eine Liege etwas seitlich und breite meine Handtücher aus. Ich lasse mich in die weichen Polster fallen und sehe auf das Meer.
So lässt es sich aushalten. Es ist unglaublich warm und schnell creme ich mit Sonnenmilch ein, bevor ich rot werden kann. So ist es perfekt.

Als ich wieder aufwache ist es später Nachmittag. Jetzt sind mehr Menschen im Wasser und ich beschließe ebenfalls, mir eine Abkühlung zu gönnen. Ich ziehe meinen Cardigan aus, überprüfe, ob meine Badehose noch alles bedeckt und gehe dann ins Wasser. Welches überraschend warm ist.
Ich gehe hinein, bis das Wasser mir knapp über die Brust reicht. Ich lege mich auf den Rücken und lasse mich treiben.
Ob Mum und Dad schon wieder zurück sind? Eigentlich ist es mir egal, denn ich werde bestimmt jetzt nicht das Meer wieder verlassen. Die Sonne strahlt auf mich und ich schließe die Augen.

The Moonlight and YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt