Ein kleiner Blick in die Bibliothek

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Die Bibliothek ist ein großes Gebäude, dass eher an eine Kathedrale erinnert, mit den bunten Fenstern und der hohen Decke, den Säulen und Verzierungen...

Der Boden ist mit einem roten Teppich ausgelegt, auf dem es Stühle an Tischen und Kissenhaufen gibt. Die Sonne erhellt den weißen Raum mit den dunklen Regalen durch ein großes, einfaches Dachfenster.

Am anderen Ende der Bibliothek ist ein großer Sessel, auf dem ein großer, dünner Mann sitzt. Seine Hände streichen behutsam über die Seiten eines großen alten Buches das in seinem Schneidersitz liegt, und im Gegensatz zu Markson zeigt er fast gar keine Haut. Die, die man sieht, ist milchig weiß, seine Haare sind aschblond und als er mich bemerkt sieht er mich aus schmalen, dunkelblauen Augen an.

Er klappt das Buch mit einem lauten, hallenden Knall zusammen, faltet sich auseinander und richtet sich zu seiner vollen Größe auf. Markson ist einen Kopf größer als ich, und Gorys, zumindest nehme ich an dass er das ist, ist einen Kopf größer als Markson, also sehr groß. Und dünn...

Seine unverzierte Kleidung besteht aus Leinen, Fellfetzen an allen möglichen Stellen und Lederbändern. Alles an ihm ist lang und schmal, sein Gesicht, seine Nase, alles.

„Ich bin Gorys, der Bibliothekar. Was kann ich für dich tun, Fremder?"

Seine Stimme fühlt sich das entfernte Grollen des Donners an. Er ist fast noch eindrucksvoller als Markson, macht aber einen recht ungeselligen Eindruck, was wahrscheinlich der Grund dafür ist, dass Markson und nicht er der Anführer des Rates ist.

Im übrigen scheint „groß" ein Trend oder eine Voraussetzung im Rat der Ältesten zu sein.

„Ähm, ich suche... weiß ich nicht mehr..."

„Wir haben hier alles. Von Versuchsprotokollen bis zu Schnulzen, was immer dein Herz begehrt." Seine Stimme hat einen ironischen Unterton.

„Ach so...?"

„Sieh dich ruhig um. Wir haben auch ein Portal im Keller. Das führt zu unserer Partnerbibliothek. Dort werden ältere Bücher gelagert, da sie in der Wüste steht..."

„Ok..."

„... Deine Augen sind ja golden!"

„Ja, sind sie..."

„Der Segen Dyuras... Ein wahrlich verwobenes Schicksal hast du da. Vielleicht interessierst du dich für flickende Magie...?"

„Flickende...?"

„Heilt, repariert und desinfiziert."

„Ja, das wollte ich ursprünglich."

„Gut. Wir sind gerade dabei, die alten Dokumente zu kopieren, damit die Lehrlinge sie verwenden können. Folge mir."

Er drückt auf ein Symbol an einer Säule und ein Teil der Säule öffnet sich.

„Du stellst dich hier hin, fährst nach unten und steigst wieder aus. Ich komme sofort nach, also beweg dich nicht."

„Ok."

Ich tue wie mir gesagt wurde und warte auf Gorys. Der Keller ist ein hohes, warmes, trockenes Gewölbe mit vielen Laternen. Überall gibt es Tische an denen ein paar Leute sitzen und schreiben.

Gut, dass ich weder Rüstung noch Waffen dabei habe, sonst würde ich hier unangenehm auffallen und in alles rein rennen.

Gorys kommt an und zeigt mir ein bisschen, was er so auf seinem Spezialgebiet zu bieten hat. Es ist schön mit jemanden zu reden, der nicht den Auftrag hat, mich zu testen oder mich ausstechen möchte.

Zwischendurch kommt Mhrya, seine Frau dazu. Sie ist unglaublich vergesslich, aber angeblich eine brillante Lehrerin mit vielen Erfahrungen, an die sie sich bei bestimmten Stichwörtern erinnert.

Es macht überraschend viel Spaß mit uralten Wesen über vergilbte Seiten zu reden. Ein paar Bemerkungen über ihre Vergangenheit fallen.

Gorys war wohl ursprünglich der Schatzmeister eines wichtigen Herren aus dem Norden, und Mhyra stammt aus dem Orient, eine Gelehrte auf der Suche nach neuem Wissen.

EridymeonWhere stories live. Discover now