Kapitel 1

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Donnerstag, der 19. Oktober 2017

Stille trat ein. Keine angenehme Stille. Plötzlich ertönte ein Knall. Der Knall einer Pistole? War es das, worauf alle gewartet hatten? Die Stille brach unmittelbar zusammen. Geschrei schallte in allen Räumen und Fluren. Und ich? Was tat ich? Ich versuchte erneut meine innere Ruhe zu finden. Was soll schon passieren? Diese Frage lief mir ununterbrochen durch den Kopf. Was, soll schon passieren? Wusste ich eine Antwort darauf? Und wenn nicht, wollte ich eine Antwort darauf haben?

Freitag, der 16. März 2018

Mein Wecker klingelte wie üblich um 5 Uhr in der früh. Ich quälte mich mühsam aus meinem Bett. Die Angst davor nach dem Vorfall am 19. Oktober letzten Jahres, in die Schule zu gehen, hatte mich noch nicht vollständig verlassen. Als ich die Bushaltestelle erreicht hatte, rang ich nach Luft. Es gab wenige Tage, an denen ich nicht an einer Panikattacke litt. Dieser gehörte nicht dazu. Zu interessieren schien es jedoch niemanden. Die nächste Panikattacke ereilte mich im Bus. Die Frage „Was soll schon passieren" verfolgte mich jeden Tag. Ein Schauer lief über meinen Rücken. Die Stimmen der anderen Fahrgäste konnte ich nur noch schwer entziffern. Ich schloss meine Augen. Ohne es mitzubekommen schlief ich ein. Es war als würde ich den 19. Oktober 2017 noch einmal erleben. Ich hörte den Knall, darauf folgte Geschrei. Schweißgebadet erwachte ich aus meinem Traum. Ein Mädchen, welches ich vorher noch nie gesehen hatte, versuchte mit mir zu reden, doch ich war nicht in der Lage ein Wort heraus zu bringen. Das fremde Mädchen schaute mich nervös an. Es waren einige Minuten vergangen, bis ich schließlich doch einen Ton hervorbrachte. Ein leiser, fast lautloser, Ton kam über meine Lippen. Ich versuchte zu sprechen, doch als ich meinen Mund öffnete kam nicht einmal ein weiterer Ton heraus. Der Bus hielt wie gewöhnlich an meiner Schule, welche zufälligerweise ebenfalls die Schule des fremden Mädchens war. Sie half mir vorsichtig hoch und wir verließen den nahezu leeren Bus. Da wir noch Zeit hatten, bevor die Schul anfing, saßen wir uns auf eine nahegelegene Bank. Ich sackte in mich zusammen. Das Mädchen hielt mir eine Wasserflasche ins Gesicht, welche ich nur verschwommen erkennen konnte. Ich griff nach ihr und führte sie langsam zu meinem Mund. Ich brachte ein >>Danke<< hervor. Nachdem das Mädchen mich nach meinem Empfinden gefragt hatte, stellte sie sich vor. Ihr Name war Lily. Sie war die neue Schülerin an meiner Schule und wenig später fanden wir auch heraus, dass sie in meine Klasse gehen würde. Ich war mittlerweile wieder in der Lage in vollständigen Sätzen zu reden. Nachdem ich einen weiteren Schluck Wasser getrunken hatte, ging es mir sichtlich besser. Wir standen auf und gingen in unsere Klasse.

Niemand wollte ihr glaubenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt