Kapitel 1

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Flügelschlagend fliege ich über die Häuser eines kleinen Dorfes, an meiner Brust trage ich ein Baby, welches ich mit einem Tuch an mich gebunden habe. Diese kleine Bestie sabbert mich schon den ganzen Flug lang voll, weshalb ich mich nur umso mehr beeile es endlich abzuliefern.

Ich lande auf einem bestimmten Haus und öffne das Fenster zum Kinderzimmer, durch welches ich in den Raum steige. Dieses Zimmer gefällt mir. Die Wände sind himmelblau gestrichen und weiße Möbel füllen den Raum. In dem winzigen Himmelbettchen liegt ein brauner Teddybär mit großen schwarzen Kulleraugen. Ein Lächeln legt sich auf meine Lippen. Irgendwie erinnern mich seine Augen an die meinen. Obwohl sie durch und durch schwarz sind sind sie dennoch voller Liebe.

Ich stelle mich vor das Bett und nehme vorsichtig das schlafende Kind aus dem Tragetuch.

„So, du kleines Sabbermonster. Das hier ist dein neues Zuhause. Ich bin mir sicher du wirst dich hier sehr wohl fühlen!", flüstere ich und hauche ihm sachte einen Kuss auf die Stirn.

Ich lege es in das Kinderbettchen und sehe mich noch ein letztes Mal im Zimmer um, bevor ich das Baby für immer verlasse. Die Eltern haben sich viel Mühe beim Einrichten gegeben. Sie werden sich sicherlich gut um ihr neues Familienmitglied kümmern.

Als ich aus dem Fenster steige, werfe ich einen letzten Blick über die Schulter, bevor ich das Zimmer verlasse und das Fenster hinter mir schließe.

Gerade als ich in meine Kinderstube zurückfliegen will erblicke ich die Nordlichter, wie sie sich über den Himmel schlängeln. Der Weihnachtsmann ruft alle Hüter zu sich.

Sofort stoße ich mich vom Dach ab und fliege Richtung Nordpol, dem Ursprung der Nordlichter. Dort ist Nords Hauptrevier versteckt.

Ein paar Minuten später lande ich auch schon vor Nords Toren. Seine Yetis öffnen mir und ich trete schnell ein, um mich aufzuwärmen. Ich schüttle den Schnee von meinen Flügeln und marschiere den Gang entlang Richtung Globus. Dort warten auch schon der Weihnachtsmann und die Zahnfee auf mich. Nur der Sandmann und der Osterhase fehlen noch. Wahrscheinlich ist das Häschen zurzeit ziemlich beschäftigt, da in ein paar Tagen bereits Ostern ist.

„Angel!", ruft Nord mit seinem starken russischen Akzent.

„Nord", grüße ich ihn freundlich zurück und neige meinen Kopf leicht nach vor.

Ein Fluchen ertönt hinter mir aus dem Gang, durch welchen ich gerade eben gekommen bin, und als ich über meine Schulter blicke sehe ich den Hasen auf uns zu Hoppeln.

„Verflucht, ist das kalt da draußen!", murmelt er vor sich hin, während er seine Hände aneinander reibt.

„Hey, Bunny", nicke ich neckend, woraufhin Angesprochener kurz stehen bleibt und aufsieht. „Brauchst du 'ne wärmende Umarmung?"

„Haha, sehr witzig, Angel", antwortet er mir nur trocken und hoppelt weiter.

„Kekse? Eierpunsch? Will jemand?", fragt Nord höflich, während wir den Gang entlang spazieren.

„Ich hoffe es ist was wichtiges, Nord", meint Bunny.

„Sandy! Danke, dass du gekommen bist. Ich weiß, ich weiß. Aber ich hätte euch bestimmt nicht gerufen, wenn es nicht ernst wäre!", erklärt Nord dem kleinen sandigen Mann, welcher soeben von seinem Sandflugzeug abgesprungen ist. „Der schwarze Mann war hier! Hier am Pol!"

„Pitch?! Der schwarze Pitch?! Hier?!", fragt die Zahnfee ungläubig und auch ich verschränke verständnislos die Arme vor der Brust.

„Ja. Es war schwarzer Sand überall auf Globus!", erzählt Nord uns, woraufhin ich eine Augenbraue hochziehe.

Der Storch (Die Hüter des Lichts FF)Where stories live. Discover now