𝑇ℎ𝑟𝑒𝑒

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Mein Kopf fühlt sich an wir ein Stein. Von der Sonne geblendet öffne ich langsam meine Augen und muss blinzeln. Ich war alleine.

"Simon?"

Wo ist der Junge? Leicht benommen torkle ich in die Küche und finde einen verstruppelten Simon vor, der gerade an einem Glas Wasser nippt.

"Hey..."

Ich schenke mir auch eins ein und setzte mich an den kleinen Tisch. Müde stütze ich meinen Kopf auf die Hände.

"Du kannst heute da bleiben, meine Eltern sind nich da."

"Danke, aber ich glaube ich sollte Zuhause mal wieder vorbeischauen"

"Ok..."

Mit diesen Worten ging er wieder zurück in sein Zimmer.

Leise Folge ich ihm und sehe ihn mit dem Rücken zu mir mit der Gitarre in der Hand auf seinem Bett sitzen.

Die Akkorde schwirren wie kleine Glühwürmchen im ganzen Raum herum und landen in meinem Ohr.

~𝒀𝒆𝒂𝒉, 𝒇𝒖̈𝒓 𝒅𝒊𝒄𝒉 𝒃𝒊𝒏 𝒊𝒄𝒉 𝒂𝒍𝒍𝒆𝒔, 𝒘𝒂𝒔 𝒅𝒖 𝒘𝒊𝒍𝒍𝒔𝒕
𝑫𝒊𝒆𝒔𝒆 𝑫𝒓𝒐𝒈𝒆𝒏 𝒈𝒆𝒃𝒆𝒏 𝒅𝒊𝒓 𝒏𝒊𝒄𝒉𝒕, 𝒘𝒂𝒔
𝒅𝒖 𝒃𝒓𝒂𝒖𝒄𝒉𝒔𝒕

Der Laminat unter meinen Füßen knarzt und er schreckt herum. Ein kleines Lächeln zeichnet sich auf seinem Gesicht ab. Diesen Song hatte ich noch nie gehört.
Mit bedachten Schritten näherte ich mir dem Bett und legte mich neben ihn.

"Bitte mach weiter..."

~𝑯𝒖𝒏𝒅𝒆𝒓𝒕𝒛𝒘𝒂𝒏𝒛𝒊𝒈 𝑴𝒊𝒍𝒍𝒊𝒈𝒓𝒂𝒎𝒎 𝑺𝒖𝒓𝒗𝒊𝒗𝒂𝒍 𝒊𝒏 '𝒏𝒆𝒎 𝑩𝒍𝒊𝒔𝒕𝒆𝒓

Fokussiert auf seine Töne schweift sein Blick im Zimmer umher und verharrt dann auf den Passfotos an der Pinnwand.

~𝑭𝒐𝒕𝒐𝒔 𝒘𝒊𝒆 𝒆𝒊𝒏 𝑴𝒖𝒈𝒔𝒉𝒐𝒕,
𝑾𝒆𝒏𝒏 𝒊𝒄𝒉 𝒍𝒂𝒄𝒉𝒆, 𝒊𝒔𝒕 𝒆𝒔 𝒇𝒂𝒌𝒆
𝑾𝒆𝒊𝒍 𝒆𝒔 𝒆𝒊𝒏𝒇𝒂𝒄𝒉 𝒌𝒆𝒊𝒏𝒆𝒏 𝑺𝒊𝒏𝒏 𝒎𝒂𝒄𝒉𝒕

Dabei lässt er sich nach Hinten auf meine Beine fallen.

~𝑺𝒐𝒏𝒏𝒆 𝒂𝒖𝒇 𝒅𝒆𝒓 𝑯𝒂𝒖𝒕, 𝒊𝒄𝒉 𝒈𝒍𝒂𝒖𝒃', 𝒊𝒄𝒉 𝒔𝒕𝒆𝒓𝒃𝒆 𝒅𝒂𝒓𝒂𝒏
𝑰𝒄𝒉 𝒔𝒊𝒕𝒛' 𝒔𝒄𝒉𝒐𝒏 𝒘𝒊𝒆𝒅𝒆𝒓 𝒊𝒏 𝒎𝒆𝒊𝒏𝒆𝒎 𝒁𝒊𝒎𝒎𝒆𝒓
𝑼𝒏𝒅 𝒔𝒄𝒉𝒂𝒖' 𝒂𝒖𝒇 𝒖𝒏𝒔𝒆𝒓𝒆 𝑩𝒊𝒍𝒅𝒆𝒓
𝑾𝒆𝒓𝒇' 𝒎𝒊𝒓 𝑺𝒖𝒓𝒗𝒊𝒗𝒂𝒍𝒑𝒊𝒍𝒍𝒔 𝒖𝒏𝒅 𝒔𝒄𝒉𝒍𝒂𝒇' 𝒅𝒆𝒏 𝒈𝒂𝒏𝒛𝒆𝒏 𝑾𝒊𝒏𝒕𝒆𝒓

Die letzten Akkorde erklingen und versuchen sich noch im Raum zu halten, bevor sie verschwinden. Seine Musik hat etwas beruhigendes. Ich weiß, dass seine Songs immer von seinem Leben und Erlebnissen handeln.
Zusammen versuchen wir der Realität für einen Augenblick zu entfliehen. Er scheint nachzudenken.

Nach einer Zeit setzt er sich wieder auf und legt die Gitarre beiseite.

"Ich glaube ich sollte dir etwas sagen..."

Er wirkt als würde er mit sich kämpfen.

"Also.... mich haben ein paar Musiker aus Deutschland angeschrieben, weil ihnen mein Song gefallen hat. Wir schreiben schon etwas länger und-"

"Mann, komm zum Punkt."

"Ich denke... ehm ich werde nach Deutschland ziehen."

Bam.

Ich war schockiert und starrte ihn mit großen Augen an. Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Umziehen... das war was Großes. Und ich war unvorbereitet.

"W-Was..."

"Ich möchte, dass du mitkommst. -natürlich nur, wenn du willst."

"Du weißt, wir können das nicht.Wir haben nicht das Geld dazu."

"Sie haben gesagt, sie finden meine Musik nice. Stell dir vor... wir könnten von meiner Musik leben.Das ist die Chance hier rauszukommen."

In seinen Augen konnte ich dieses Funkeln sehen. Dieses Funkeln welches ich schon ewig nicht gesehen habe. Er wollte es. So sehr.

"Ich weiß nicht ob ich das kann. Weißt du, ich bin erst 19, hab keinen Job und kein Plan vom Leben. Ich weiß nicht ob das so klappt."

Sein Lächeln verschwand und mit ihm das Funkeln.

"Tut mir Leid...gib mir ein wenig Zeit um nachzudenken."

Damit packte ich meine Sachen und verließ das Haus.
Eine einzelne Träne lief mir über die Wange und landete am Asphalt, während ich die Straße entlang lief.
Immer schneller, immer schneller, bis ich rannte.

Schluchzend schlug mir die Hände ins Gesicht. Ich muss mich zusammen reißen.

Man so eine Heulsuse. Ich widerspreche mir die ganze Zeit selbst. Möchte das er glücklich wird, aber gleichzeitig, dass er nicht geht. Selber will ich aber auch nicht mitkommen.
Ich weiß, dass es seine Chance ist. Ich weiß, dass er ohne mich nicht geht.

Von mir selbst geekelt wische ich mir die Tränen aus dem Gesicht und schlürfe die Straße entlang zurück nach Hause.

Meine Eltern waren schon bei der Arbeit. Das heißt ich war wieder alleine Zuhause.

In meinem Zimmer setzte ich mich erstmal hin und starrte vor mich hin.


Was wäre eigentlich so schlimm daran von hier wegzukommen?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 31, 2019 ⏰

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