Hektisch trete ich weiterhin durchgängig auf das Gaspedal, obwohl ich die Polizei längst abhängt habe. Ich habe keine Ahnung, wie ich es geschafft habe, dennoch habe ich es geschafft und das ist gerade erstmal das Wichtigste. Eine Verfolgungsjagd gehört allerdings nicht zu meinen Lieblingsaktivitäten.
,,Du solltest vom Gas runtergehen, sonst baust du noch einen Unfall", meldet sich nun auch mal wieder Justin. Er hat Recht. Ich sollte eigentlich gar nicht mehr fahren. Langsam lenke ich auf den Standstreifen am Rand der Landstraße.
Ich bin einfach nur aufgewühlt. Mein einziger Wille war heute nur diesen furchtbaren Arbeitstag hinter mich zu bringen. Und wo bin ich jetzt? Auf jeden Fall nicht auf meinem Sofa.
Ich habe Jennifer verletzt und habe nebenbei auch noch jemanden entführt. Das stand ehrlich gesagt heute nicht in meiner Tagesplanung. Vor lauter Wut auf mich selbst schlage ich auf das Lenkrad ein. Wie konnte ich nur so dumm sein? Ich hätte nichts von beidem machen sollen und wenn es unbedingt sein musste, nur den Zwischenfall mit Stefanie. Danach hätte ich mich ganz einfach stellen sollen. Jetzt habe ich alles nur schlimmer gemacht. Doch es gibt kein Zurück mehr. Wütend dresche ich weiter auf das Lenkrad ein. Blut rinnt meine Fäuste entlang und ich bemerke ebenfalls, dass ich angefangen habe zu weinen und zu schreien. Ich bin so armselig.
Plötzlich spüre ich sanfte Hände an meinen Armen, die mich davon abhalten, weiter auf das Lenkrad einzuschlagen. ,,Lass das, du verletzt dich nur. Es bringt nichts, dich jetzt so fertig zu machen", er stoppt einen Moment und lässt seinen Blick nach draußen schweifen, ,,egal was du gemacht hast. Du kannst es jetzt auch nicht mehr ändern." Seine Worte bringen mich langsam zur Besinnung. Er hat Recht. Ich muss weitermachen und mich auf das Hier und Jetzt konzentrieren.
,,Du solltest den Wagen loswerden", rät Justin mir. Peinlicherweise wird mir bewusst, dass er mich nicht mehr festhält, sondern ich seine Hände umklammere. Schnell löse ich sie und verlegenes Schweigen setzt ein. Doch mein Gehirn schreit mir innerlich ins Ohr, dass wir keine Zeit dafür haben uns gegenseitig anzuschweigen. Ich habe keine Zeit. Die Polizei könnte uns jeden Moment aufspüren und mich schnappen.
Die Idee von Justin ist plausibel, obwohl es mich wundert, dass er mir hilft. Anderseits habe ich selbst keinen anderen Einfall und muss mich mit seinem zufrieden geben. Misstrauisch blicke ich ihn von der Seite an. Als würde er meinen Blick spüren, wendet er sein Gesicht mir zu. ,,Damit eins klar ist: Ich habe ein Messer und ich scheue mich auch nicht davor es anzuwenden, wenn du mir einen Grund dafür gibst!"
,,Es ist mein Ernst!", verleihe ich meiner Aussage nochmal einen Nachdruck.
,,Ich habe es verstanden."
Nachdem wir den Wagen stehen gelassen haben, bewegen wir uns in die Richtung des Waldes. Justin läuft vor mir, ich folge ihm. Heimlich mustere ich ihn von hinten. Er hat stark durchtrainierte Beine, was mir bis jetzt noch gar nicht aufgefallen hat. Generell macht er einen sehr sportlichen Eindruck.
,,Wir sollten uns einen Platz für die Nacht suchen", Justin dreht sich zu mir um und wartet darauf, dass ich ihn eingeholt habe. Es macht mich schon wieder stutzig, dass er mir hilft. Doch ich werde in seinen Augen auch nicht fündig nach den Gründen, warum er es macht. Ich werde aus ihm nicht schlau und das macht mich fertig. Egal, wie lange ich mir den Kopf über ihn zerbreche, ich komme zu keiner Erklärung, warum er so nett zu mir ist. Ich finde einfach keine logische Erklärung.
Um mich wieder um das Wesentliche zu kümmern, was gerade eine höhere Priorität besitzt, blicke ich mich auf der Suche nach einem Schlafplatz um. Wir stehen mitten in den Tiefen eines Waldes. Etwas weiter entfernt entdecke ich mehrere große Steine, die auf dem Waldboden verstreut sind. Auf diese könnte man sich gut hinsetzen. Also zeige ich auf die Stelle und erkläre: ,,Da hinten können wir unser Lager aufschlagen."
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My inner demon
Romance,,Erstens kommt es anders und zweitens anders als gedacht", heißt es bekanntlich. Auch das muss Laetitia am eigenem Leib erfahren. Sie wollte nur den furchtbaren Arbeitstag hinter sich bringen, doch so einfach macht es ihr das Schicksal nicht. Sie...