Sing Me A Song Of Summer [MPK]

VI. Von definitiv keinem Kater und...wie heißt der Cowboy noch gleich?

Song: Nie wieder Alkohol – Johannes Oerding

„Schon beim ersten Glas hab ich gewusst, das hier endet mit nem großen Dilemma."

...

Hey Flo, ich bin's nochmal. Ich will dich nicht nerven oder so, aber ich muss mit dir sprechen! Ruf mich bitte an, ja?

LG, Fabian

Ich hatte es doch gewusst, irgendetwas musste an diesem Tag doch schieflaufen. Ich war bereits mit diesem Gefühl aufgewacht – diesem seltsamen, dumpfen Gefühl in der Brust, als habe sich ein Nachtmar daraufgesetzt und wolle mir auch den Tag zum Alptraum machen. Diese Nachricht war bereits das erste Anzeichen dafür, dass der Tag nur mies werden konnte. Wie auch sonst, nach diesem Abend!

War ich allen Ernstes betrunken genug gewesen, um Michael Patrick Kelly zu sagen, dass ich seine Frisur grausig fand? Allein die Erinnerung daran ließ mich mich schütteln. Andere machten im betrunkenen Zustand mit ihren Kollegen rum, ich musste sie natürlich beleidigen. Zumindest hatte er gestern Abend recht gefasst reagiert. Ich glaubte sogar, mich daran zu erinnern, dass er gelacht hatte. Aber meinen alkoholvernebelten Erinnerungen wollte ich lieber nicht allzu viel Vertrauen schenken. Oh Gott, wie sollte ich Michael Patrick denn heute bei der Probe unter die Augen treten?!

„Ibuprofen?", frage Joan mit einem unmenschlich breiten Grinsen und schob mir eine silbrig glänzende Verpackung rüber. Ich nahm sie mit einem gequälten Lächeln an. Joan und ich saßen in einer etwas dunkleren Ecke der Lounge beim Frühstück, neben uns die Gitarristin namens Pam, eine dürre, blasse Frau mit hütftlangen blonden Locken, die ich bis jetzt kein einziges Wort hatte sprechen hören. Ich war wohl die Letzte, die das stören würde.

Ich spülte das Ibuprofen mit Kaffee herunter und verzog das Gesicht. „Der Kaffee ist echt grenzwertig."

„Du könntest switchen to Tee", schlug Joan grinsend vor. „I've heard somewhere that it's even better for a hangover."

Unwillkürlich musste ich grinsen. Joan tat sich wohl heute morgen etwas schwerer als sonst mit der deutschen Sprache. Vielleicht sollte sie auch mal ein bisschen weniger trinken und ein bisschen mehr schlafen.

„Ich hab keinen Kater", stellte ich vehement fest. „Nicht nach dem einen Gin Tonic gestern Abend." Den fünf Gin Tonic. Alle fünf allein, auf meinem Zimmer, in einem verzweifelten Versuch, Erinnerungen zu ertränken. Aber das musste Joan sicherlich nicht wissen.

„That's bullshit, darling, and you know it!"

Von Pam kam ein „Mm-hh", in ihre Tasse gemurmelt, das ich als Zustimmung interpretierte. Aber ganz sicher sein konnte man sich bei ihr da nie. Nichstdestotrotz war ich ein wenig angefressen.

Ich zuckte nur mit den Schultern und brummte dann ein „Ich vertrag wohl nicht mehr so viel" vor mich hin. Dann huschte ein Lächeln über meine Lippen. „Hätte nicht gedacht, dass ich das schon mit 29 mal sage."

„Happens faster than you realise, doesn't it?"

Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch. „Das ausgerechnet von dir zu hören. Bist du nicht jünger als ich?"

Darauf ließ Joan ihr schallendes Lachen ertönen. „Well, thanks for that compliment but I'm definitely not!"

„Bitte was?" Meine Augen mussten wohl tellergroß sein, als ich Joan ansah und verzweifelt versuchte, irgendeine Falte in ihrem strahlenden Gesicht zu erkennen, aber nein, die Frau sah einfach aus wie 25 und keinen Tag älter. „Wie alt bist du denn?", fragte ich schließlich, doch mein Gegenüber grinste nur geheimnisvoll.

„That's my secret now!"

Gerade wollte ich nachhaken, als ein Schatten auf mich fiel. Irritiert hob ich den Kopf, wohl etwas zu schnell, denn es begann aufs Neue unter meiner Schädeldecke zu pochen. Konnte dieses Ibuprofen bitte endlich wirken? Mit schmerzverzerrtem Gesicht blinzelte ich zum Neuankömmling hoch – und erkannte einen der Cowboys. Es war der Ruhigere von beiden, Gott sei Dank. „Hey, Al- Alex?"

„Alec", korrigierte mich der Neuankömmling schmunzelnd. „Und das ist mein Kollege, ich bin Sascha."