Neue Brücken

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Sally war angespannter denn je. Ihr Blick fiel auf Ephyra, sie war hingegen die Ruhe selbst.
Auf ihrem Gesicht konnte Sally sogar ein Lächeln erkennen. Defyha schritt mit erhobenen Hauptes an ihnen vorbei.
Sally hatte mitbekommen, wie John alle Bürger unter dem Berge versammelte. Wir er ihnen auftrug, pünktlich zu sein.
Shane wirkte angespannt. Es schien als hätte er seine Hoffnung bereits aufgegeben.
Defyha steuerte einen Thron an, der zuvor nicht an dieser Stelle gestanden hatte. Oder doch?
Sally wusste es nicht mehr, sie war zu aufgeregt gewesen. Etliche Fackeln zierten den Rand des riesigen Höhlengeflechts. Es war beängstigend. Alleine die Vorstellung, wenn hier alles zusammenbrach. Ließ Sally erschaudern. Innerhalb einer Sekunde, wäre sämtliches leben in Délian erloschen. Es beruhigte sie, Ephyra an ihrer Seite zu wissen. Denn sie würde sehen, wenn solch ein Unglück geschah.

Als allmählich Ruhe einkehrte, begann ihr winziges Herz schneller zu schlagen.
Sie war diejenige, die sprechen sollte. Ephyra würde nur einschreiten um zu bestätigen. Für den Fall, dass Sally niemand glauben schenkte.
Dies war ein schweres Unterfangen.
Immerhin lebten die Völker seit Jahren in Angst und Schrecken. Ihre Welt war so gut wie zerstört. Nahrung war Mangelware und die Ahriman, trennten sie mit ihrer Behausung von der anderen Seite. Wie sollte sie die Völker von der Existenz einer Göttin überzeugen? Einer Göttin die zuließ, das ihre Völker ausstarben.
Defyha erhob sich von ihrem Thron und ihre Stimme ertönte in der Stille. Sie hallte durch das Höhlengeflecht und wurde von den Wänden zurückgeworfen.

„Meine lieben Freunde! Wie es sich bereits herumgesprochen hat, haben wir Gäste. Sie sind letzte Nacht zu uns gestoßen. Sie kamen über die große Schlucht. Von dort, wo einst die Schönheit unseres Landes erstrahlte. Eine meiner Schwestern hat somit zu uns gefunden. Ich habe euch alle hier her gebeten, um ihren Worten zu lauschen."

Mit ihren weißen milchigen Augen, sah sie in Richtung Sally. Dies war Ihr Zeichen. Ihr ganzer Körper vibrierte. Sie sah zu Shane, der sich augenblicklich in Bewegung setzte. Gemeinsam schritt die kleine Gruppe vor die versammelten Völker. Erst jetzt bemerkte Sally, dass auch einige Feen unter ihnen waren. Was ihrem kleinen Herzen einen freudigen Sprung versetzte. Ephyra stand ganz vorne und blickte zu Sally. Sie begann laut zu sprechen, ihre Stimme hallte über die Ruhe hinweg.

„Völker Délian's! Trickster, Feen, Gnome und Shellycoats! Lange genug wurde unser Land nun verseucht. Das hier ist alles was uns geblieben ist! Da drüben, auf der anderen Seite der Schlucht. Dort ist bereits alles zerstört. Doch wir haben es dennoch zu euch geschafft. Wir haben nie die Hoffnung aufgegeben! Eine innere Stimme lenkte uns. Nur so haben wir alle zueinander gefunden. Nur so konnten wir diesen steinigen Weg meistern. Es war der Glaube, der dies möglich gemacht hat!"

Sally unterbrach ihre Rede und ließ dies erst mal ankommen. Ihr Herz hämmerte. Ihr Blick glitt über die Köpfe der Völker, bis hin zu Ephyra. Sie hatte noch immer ein Lächeln auf ihren Lippen.

„Der glaube sagst du kleine Fee! Der Glaube an was?! Wenn es etwas gäbe, was uns helfen könnte, hätte Defyha uns davon berichtet!"

Ein Gnom spie ihr diese Worte entgegen. Ganz unrecht hatte er damit nicht, doch sie hatte einen Gedanken. Der nicht von ihr zu seien schien. Dies war jedoch noch nicht der passende Augenblick.

„Ich stelle eure Anführerin nicht in Frage! Jedoch wie ihr sieht, haben auch wir ein Orakel gefunden. Dank ihr haben wir den Glauben gefunden. Den Glauben an eine Göttin, die unsere Welt erschaffen hat. Bevor ihr sie nun in frage stellt. Auch wir haben Verluste erlitten! Nachdem wir von ihrer Existenz erfuhren. Dennoch glaube ich fest an sie!
Habt ihr euch nie gefragt, was dort drüben ist?!"

Sally wies mit ihren kleinen Fingern hinüber zu der anderen Seite. Dort wo sich die Berge spiegelten.

„Warum es zwei Monde gibt? Weshalb dort die gleichen Berge in den Himmel ragen? Dort drüben, das ist Delian!"

Erneut wartete sie. Sie sah die nachdenklichen Gesichter. Einige von ihnen nickten mit ihrem Kopf, andere sahen zu Defyha und wiederum andere sahen hinauf zur Höhlendecke.
Ein junger Trickster meldete sich zu Wort.

„Du willst uns weiß machen, dass es ein Wesen gibt. Das über uns wacht?! Wenn dem so wäre, warum hat sie uns nicht geholfen?! Hm?! Als ihre Welt zu zerfallen begann?! Und wie kann dort drüben Delian sein? Wenn dies hier Délian ist?!"

Sally spürte seinen Zorn. Doch sie machte weiter.

„Dort drüben, dort hinter den Bergen. Gibt es eine abscheuliche Kreatur! So böse und verdorben, wie ihr es euch nicht vorstellen könnt! Schlimmer als die Ahriman. Ich habe sie in einem meiner Träume gesehen! Diese Bestie ist der Ursprung allen Übels, auf beider Seiten! Delian hat sie mich sehen lassen. Durch sein Handeln, wurden ihr ihre Kräfte genommen. Ihr Herz ist dabei zu erlöschen! Und wenn wir nicht an sie glauben, dann war alle Mühe umsonst! Wir haben verlernt an die wahre Göttin zu glauben! Stattdessen haben wir unsere eigne Götter erschaffen.
Wann habt ihr zuletzt Kirschen gesehen?!"

Sally war voller Zuversicht. Sie griff in ihre Tasche und zog eine saftige Kirsche heraus.
Ein Raunen ging durch die Menge.

„Wie soll man an etwas glauben, dass man noch nie gesehen hat?! Wie soll ich glauben, wenn mir alles genommen wurde?!"

Ein junges hübsches Mädchen, eine Shellycoat sah Sally abwartend an.

„Mit deinem Herzen! Denn mit dem Herzen sieht man die Wahrheit. Auf der andern Seite gibt es zwei Wesen, sie benötigen unsere Hilfe um Diese Kreatur zu stürzen! Völker Délian's, es ist an der Zeit aufzustehen! Wir können unserem Schicksal die Stirn bieten! Beginnt zu glauben!"

Sally wusste was nun gleich geschehen würde und sie wusste, wenn diese Worte gesprochen wurden. Dass die Zeit ablief. Wenn sie nicht zu glauben anfingen.
Sie spürte wie ihre Haut zu kribbeln begann. Wie sie eine Wärme durchfuhr. Delian war nun bereit, dies war der entscheidende Moment.
Nebel zog in die Höhe hinein, Sally riss ihre Augen auf, doch es war nicht ihre Stimme die aus ihrem munde sprach.

„Gibt mir die Chance, alles zum Guten zu wenden! Ich werde euch nicht mehr enttäuschen!"

Sally ging zu Boden. Die Erde unter ihnen begann zu Beben. Delian hatte ihre letzten Kräfte verbraucht. Sally sah sich benommen um, es war still. Niemand sagte ein Wort. Doch niemand stand. Alle knieten auf dem Boden der Höhle. Das Beben ebbte ab. Als der Nebel sich verzog, sah sie dass alle Augen geschlossen waren. Sie alle beteten zu Delian. Da war sich Sally sicher. Sie tat es Ihnen gleich und hoffte, dass Delian ihre Kräfte Erlangen würde.
Wir haben alles getan, worum du uns batest. Delian, nun musst du uns helfen!
Lass uns nicht im Stich, zeig ihnen zu was du fähig bist.
Die Erde bebte erneut. Ein Grollen, das immer lauter wurde erregte aller Aufmerksamkeit.
Sally flog zu dem Loch in der Höhlenwand. Die beiden Monde erhellten die riesige Kluft zwischen beider Welten. Sie sah hinab in den Nebel und erschrak fürchterlich. Als plötzlich ein riesiger Gesteinsbrocken hinaufbefördert wurde. Er schien mit dem Berg eins zu werden. Aufgeregt begann Sally zu schreien.

„Da! Seht ihr das?! Kommt und sieht was sie tut!"

Ihr Herz klopfte wie verrückt. Shane erschien zu ihrer linken. Er traute seinen Augen nicht. Delian war dabei, die Brücke erstehen zu lassen. Ein weiterer Gesteinsbrocken erhob sich aus dem Nebel und verschmolz mit dem vorherigen. Dies ging immer so weiter. Im Morgengrauen war die Brücke erbaut.
Sally schritt hinaus aus der Höhle und sah Richtung Schlucht. Diese war jedoch verschwunden. Delian hatte die Ahriman darin begraben. Ihr herz wog Tonnen, denn Bölly hatte sein Leben gegeben um dies alles möglich zu machen. Die kleine Fee wusste, dass nun der Moment gekommen war. Nun würden sie ihre Heimat verlassen um dem Mädchen und dem Jungen zu helfen. Wenn sie diese Bürde hinter sich brachten, könnten sie alle in Frieden leben. Gerade als Sally sich zum gehen wandte, vernahm sie ein Geräusch. Ein Geräusch das ihr sehr vertraut war. Ihr winziges Herz begann wie wild zu pochen.

Nessaja - Hoffnung für DelianWo Geschichten leben. Entdecke jetzt