~9. Im Bann des Mondes~

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Tausend Dank für über 1K Reads, das ist einfach nur Mega, es gibt mir Motivation weiter zu schreiben. Danke*_*

Hier ist mein Lieblingskapitel:

Entschlossen stieg ich die mahagonifarbene, wunderschön geschnitzte Wendeltreppe nach oben. "Ja?", ertönte schwach eine Stimme hinter mir. Überrascht wirbelte ich herum. Ally stand in einem kurzen Nachthemd, das ihre Statue betonte, vor mir. Ihr rot/braunes Haar war zu einem langen Zopf, den Rücken hinab fallend, geflochten. Obwohl sie den Kopf eingezogen hatte, war Ally dennoch gute 10cm größer. Sowohl war ich mit meinen 1,65m eher klein geraten und wirkte mehr schlaksig und Ally besaß trotz ihrer schmalen Statue weibliche Kurven, die bei mir zurückgeblieben waren.

"Wolltest du zu mir?" Sie hob fragend eine Augenbraue. Erst jetzt viel mir auf, dass wir immer noch auf dem schwach beleuchteten Korridor standen. Ein Schauer kroch mein Rückgrad hinauf, aber ich nickte und folgte ihr.

Allys Zimmer war kleiner, als ich es erwartet hatte. Die Wände leuchteten in einem frischen Orange, ebenso wie zwei gemütliche Sessel, die in der Mitte des Raumes standen. Doch das Auffälligste war ein großes Himmelbett, welches von lauter bunten Kissen verschönert wurde und mich einladend lockte. Müdigkeit war mein ständiger Begleitet, seelisch und auch körperlich.

Ally knipste eine - einem Kronleuchter ähnelnde - Deckenlampe an. Augenblicklich wurde ich zum Blinzeln gezwungen. Ich konnte erstaunlich gut in der Dunkelheit sehen, nahm mehr war als dunkle Umrisse und Konturen einzelner Gegenstände. Die Nacht zog ich dem Tag vor; den silbernen Mondschein, dessen Strahl auf Allys Bett fiel, liebte ich. Augenblicklich glitt ich zum Fenster.

Dort stand ich wie hypnotisiert. Silberner Schein fiel auf meine Hand und ließ meine blasse Haut glitzern. Ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus, als das gesamte Licht des Mondes mich umhüllte. Ich legte den Kopf nach hinten und schloss die Augen. Genauso fühlte sich Frieden an, wunschlose Zufriedenheit und Freiheit.

"K-ayla!" Mit angsterfüllten Augen starrte Ally mich an. Sie war zurückgewichen und zeigte zitternd auf mich. Fragend zog ich eine Augenbraue hoch. Ich war vollkommen benebelt von der Magie des Mondes, die mir wie in Trance Macht verlieh. Es war berauschend. Mit flinken Fingern schob ich die Vorhänge beiseite, knipste die Lampe aus und öffnete rasch das Fenster. Kühle Nachtluft umfing mich. Plötzlich nahm ich alles in einem anderen Licht war. Ausnahmslos alles. Die Bäume, die sich sanft mit dem Wind wogen, das Rascheln ihrer Blätter, die Umrisse des Blumenbeets vor dem Haus-, das alles sah ich gestochen scharf. Minimale Staubpartikel glitten durch die Luft. Dieser Ort war magisch. Meine ganze Haut prickelte dort, wo der Mondschein sie streifte. Mit glasigen Augen betrachtete ich den vollkommenen Kreis, groß und ausdrucksvoll herrschte er am Himmelszelt, hüllte die Nacht in ein silbernes Licht, erhellte sie, unterwarf sie.

"Geh sofort vom Fenster weg!" Panisch hallte Allys hohe Stille an mein Ohr. Wie in Zeitlupe wendete ich mich ihr zu. Völlig aufgelöst stand sie vor der Tür. Ein paar Haarsträhnen hatten sich aus ihrem Zopf gelöst und kringelten sich um ihr Gesicht. Ihre Augen funkelten Blau, so Blau wie das Meer nach einem Sturm. Doch das Erschreckende: in ihren Augen loderte nackte Angst. 'Ally hatte Angst vor mir?' Eine Creatura Mutans fürchtete einen einfachen Menschen? Diese Situation war erschreckend komisch. Eigentlich hätte ich diejenige sein sollen, die verängstigt und mit weit aufgerissenen Augen in einer Ecke kauerte.

"Kayla, bitte", flehte Ally, huschte zu ihrer weißen Kommode, holte einen verschnörkelten Spiegel aus der obersten Schublade hervor, trat zögernd auf mich zu und hielt ihn mir schließlich direkt vors Gesicht.

Ich konnte nicht glauben, was ich sah. Diese Person im Spiegel, konnte unmöglich mein Ebenbild sein. Augen, so silbern wie der Mond selbst, von langen, dichten Wimpern umrahmt, schauten mir entgegen. Trübes und unauffälliges Grau war meine eigentliche Augenfarbe, obwohl Ash sie mir genauso beschrieben hatte, vor einem guten halben Jahr, es war ebenfalls Vollmond gewesen. Doch immer dann, wenn ich einen Blick in den Spiegel wagte, umgab mich kein magischer Glanz, meine Augen funkelten nicht silbrig/grau - egal aus wie vielen Blickwinkeln ich mich auch betrachtete.

"Wow", hauchte ich. Meine Haut schimmerte durchscheinend und bildete einen guten Kontrast zu meinem kastanienbraunem Haar. Ich hob meine schmalen Finger an und drehte sie hin und her. Bei jeder Bewegung fiel feiner Staub von ihnen ab und glitt im Schein des Mondes zu Boden. "Das kann nicht sein", murmelte Ally fassungslos, während ich bewundernd auf den fein rieselnden Staub starrte, der durch das Zimmer segelte. Mit den Händen formte sie eine Schale um ihn aufzufangen, aber als sie ihn berührte, löste er sich auf. Erschrocken wich Ally zurück, sie war aus ihrer Starre erwacht. "Liam.Liam, komm schnell." Allys Stimme war ruhig, zu ruhig für ihre sonst temperamentvolles Auftreten. Langsam wich sie kleine Schritte zurück und behielt mich dennoch im Auge. Keine Sekunde später stürzte Liam zur Tür hinein. Ein kurzer Blick genügte, und er hatte die Lage erfasst. Gestärkt durch die Anwesenheit ihres Bruders, deutete Ally auf mich. Trotz der Dunkelheit war kaum zu übersehen, wie stark ich funkelte. "Nein", murmelte Liam, dessen Gesicht Allys erstarrter Mine glich. "Al, mach sofort das Licht aus und hole Deliah, schnell," presste er hervor, de Blick weiterhin auf mich geheftet. Ally betätigte den Lichtschalter und verschwand augenblicklich. Ich nahm es nur am Rande war, da ich mich immer noch im Spiegel anstarrte.

Liam strich über meine blasse Wange und betrachtete mit einer Mischung aus Faszination und Entsetzen die lange Spur, die glänzend auf seinem Finger zurückblieb. "Was ist los", flüsterte ich benommen. Das Herz schlug mir unregelmäßig gegen die Rippen. Ich verlor mich in seinen tiefen grün/blauen Augen, die so viel Gefühl ausstrahlten. Automatisch glitt ich näher und legte mein Hand auf seine Brust. Er trug nur ein einfaches, weißes T-Shirt, durch das man freie Sicht auf seine muskulöse, sich heben-und senkende Brust hatte. Überrascht zog Liam die Luft ein.

Glänzendes Silber traf auf flammendes Orange.

Sanft legte ich einen Finger unter sein Kinn und hob seinen Kopf an. Doch Liam schlug seine Lider nieder. Erst jetzt viel mir auf, wir dicht seine schwarzen Wimpern wuchsen.

"Liam", wisperte ich und krallte mich in sein Haar, das weich durch meine Finger floss. Gerade als er etwas erwidern wollte, stellte ich mich auf die Zehenspitzen und überwand den letzten Abstand. Ich war nicht auf das, was mich traf, vorbeireitet. Als seine warmen Lippen meine streiften, explodierte etwas in meinem Inneren und Feuer kroch schlängelnd durch meinen ganzen Körper. Es war anders als jeder Kuss, den ich mit Ash durchlebt hatte - verlangender, drängender, ungezügelte Leidenschaft.

'Ash' , durchguckte es mich wie ein Blitz. Was hatte ich nur getan....Ich kannte Liam doch kaum.

Mit einem Mal war die ganze Magie des Mondes verflogen und ich kam in der knallharten Wirklichkeit an.

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Hey, ich hoffe sehr, das Kapitel hat euch gefallen. Über Votes und eure ganz persönliche Meinung würde ich mich wie immer sehr freuen!!!!!!!!

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