~12. Warum?~

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Noch immer ruhte mein Blick auf Liam und Katya. Was sie konnten, konnte ich schon lange. Katya wollte mich am Boden sehen? Diese Genugtuung würde ich ihr nicht verschaffen; ich würde nicht klein beigeben. Stark erwiderte ich seinen Blick, der mich normalerweise hätte erweichen müssen, und Schuld in mir aufleimen ließe, weil ich mich ihm gegenüber nicht fair verhielt, weil mein Herz trotz allem Ash gehörte, meinem Märchenprinzen, dem ich einst restlos verfallen war und welcher mich gebrochenen Herzens zurückließ. Dennoch hatte ich ihn, Liam, geküsst, vielleicht um herauszufinden, wie tief meine Gefühle für Ash wirklich waren, aber allem Anschein nach war es für ihn auch nicht mehr als ein einfacher Kuss gewesen, wenn er sich kurz darauf mit Katya getroffen hätte.


Ally schien die Spannung, die mit den Fingern greifbar war, gespürt zu haben, denn mit unschuldiger Miene wand sie sich an Katya: "Ich sterbe vor Hunger. Kommst du, Kat!" Diese zischte als Antwort und ihre Pupillen verengten sich zu Schlitzen. Mit gespieltem Entsetzen wich Ally zurück. Deliah räusperte sich und gab Katya somit zu verstehen, dass kein Widerspruch geduldet wurde und sie Folge leisten müsste. Triumphierend grinste Ally, wirbelte herum und landete im selben Moment geschmeidig auf vier Pfoten. Zwischen zusammengebissenen Zähnen schrie Katya wüste Beschimpfungen durch die Gegend und folgte Liams Schwester, die mittlerweile lässig draußen auf dem Korridor, in Form einer grauen Katze, saß, den Schwanz um den zarten Körper geschlungen und sich die Pfoten leckte. "Na warte, wenn ich dich kriege..." - "Dann...was dann? An deiner Stelle würde ich lieber lernen, endlich Gehorsam zu leisten." Man konnte Ally deutlich ansehen, wie die Situation sie amüsierte. Nun stand Ally mit Shorts und pinker Bluse am Treppengeländer und zwinkerte mir zu. Wind, der durch das offene Fesnster Fenster auf dem Flur drang, umspielte ihre langen, kuperfarbenen Locken. Ich musste lächeln und war dankabr dafür, dass Katyas Zorn sich nun nicht mehr gegen mich richtete.


'Wenn Blicke töten könnten'


"Wehe", zischte Ally, wirbelte schlagartig herum und funkelte Katya an. So sehr sie sich auch um ein autoritäres Auftreten bemühte, entging mir nicht der Spott in ihrer Stimme. Aus dem Grund strich sich diese nun eine seidige Strähne ihres rabenschwarzen Haares aus der Stirn, schlug klimpernd ihre stark getuschten Wimpern auf und ab und zwitscherte: "Ach Ally, ich habe doch nichts Böses im Sinn." Ihren Worten Nachdruck verleihend legte Katya ihre schwarz lackierten Fingernägel demonstrativ auf die Brust. Augenrollend ergriff Ally ihren Arm und zog sie mit sich, ein spöttisches Grinsen sich nicht verkneifend.


"Wollen wir auch?", fragte Liam zaghaft. Wie schon oft wunderte es mich, wie schnell er seine Stimmung änderte, wie sie ihn änderte. Doch wie Deliah mir bereits erklärt hatte, waren die Sinne aller Gestaltenwandler ausgeprägter, sie sahen bei Tag wie auch bei Nacht, hörten jedes noch so kleine Geräusch, wie als ständen sie direkt am Ort des Geschehens. Rasende Angst, flammende Wut, leidenschaftliche Liebe und zugrunde richtende Trauer. Für einen kurzen Moment zog ich in Erwägung, Liam meine Meinung mitzuteilen, dass er so nicht mit mir umspringen konnte. Doch ich besann mich eines Besseren, da ich ihm einen Schritt voraus sein wollte. "Sicher doch, ich zieh mich nur schenll um, ja?" Ich schenkte ihm ein Lächeln, das jedoch nicht von Herzen kam. Doch es schien zu wirken. Seine trübe Miene war wie weggewischt und ein spöttisches Grinsen umspielte seine Mundwinkel. Ich konnte nur den Kopf schütteln. Gestaltenwandler waren sonderbare Kreaturen, zu menschlich um wahr zu sein.


Liam schloss leise die Tür hinter sich. Erleichtert für die Minuten, die ich für mich alleine hatte, ohne von Gefühlen anderen überflutet zu werden, ließ ich mich zwischen orangenen und pinken Kissen fallen. Es war kaum zu übersehen, welche Farben Ally glücklich machten. Als ich mich genauer umsah, blieb mein Blick an einem Haufen Blätter hängen, der auf dem weißen Lacktisch, gleich neben dem Bett, lag. Neugierde packte mich. Zu gerne würde ich mehr über Allys Rolle als Wächterin erfahren. Ob dieser Stapel wohl meine Fragen stillen würde? Leise schwang ich meine nackten Beine aus dem Bett, tappte zu einem der gepolsterten Sessel, schnappte mir meine Shorts und schlüpfte hinein. Unschlüssig musterte ich mich in Allys altmodischem Spiegel an der Wand. Mein kastanienbraunes Haar war vom Schlafen ganz zerzaust und hing mir strähnig ins Gesicht. Dunkle Ringe stachen aus meinem blassen Gesicht hervor. Zugegeben, ich war von Natur aus eher sonnenscheu und bekam keine Farbe, was wohl daran lag, dass ich Sonnenstrahlem jeglicher Art mied.


Es klopfte. Überrascht wirbelte ich herum. Vorsichtig trat Ally ein und überreichte mir wortlos einen Stapel Kleider. "Das Bad ist direkt nebenan." Ehe sie jedoch wieder verschwinden konnte, nutze ich den Moment der Zweisamkeit, um sie direkt zu konfrontieren. "Mir ist nicht entgangen, dass jemand Wache gehalten hat, während ich schlief." - "Oh", entschlüpfte es ihren Lippen. Sie wirkte sichtlich überrascht. "Weißt du, Ally", fuhr ich unbeirrt fort, "solangsam reicht es mir wirklich. Warum könnt ihr nicht normal mit mir reden, es geht doch um mich, oder? Die eigentlichen Kreaturen seid ihr, du, Liam, Deliah und auch Sharron, warum behandelt ihr mich dann wie eine Schwerverbrecherin, ein Monster oder wie jemanden, der euch womöglich Schaden zufügen könnte?" Anhand Allys erstarrtem Ausdruck, bemerkte ich, dass ich ins Schwarze getroffen hatte. Nervös nestelte sie an dem Reißverschluss ihrer Jacke und scharrte mit den Füßen. Sie war die Schwächste im Bunde. Man konnte ihr deutlich anmerken, wie sehr es ihr zu schaffen machte, mir die Wahrheit verschweigen zu müssen. "Ally, sieh mich an", sagte ich kühl. Widerstrebend begegnten ihre eisblauen Augen meinen. Doch im Vergleich zu ihr hielt ich stand. "Ich stelle also eine Bedrohung dar", wiederholte ich klar und deutlich. Als sie nicht antwortete, schnaubte ich. "Wer von uns kann sich in jedes beliebige Tier verwandeln? Wer sollte Angst haben, bei einem Gefühlsausbruch von einem Tiger durchs Haus gejagt zu werden, A-L-L-Y", fauchte ich mittlerweile schon fast und betonte jeden Buchstaben ihres Namens deutlich. Doch Ally reagierte immer noch nicht, im Gegenteil, es schein, als prallten meine Worte komplett an ihr ab. Dies verletzte mich mehr, wie als wenn sie mich angeschrien hätte. Statt ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen unterdrückte sie sie. "Nun denn. Vielen Dank für die Gastfreundschaft und euer Vertrauen. Zumindest habe ich es versucht. Anscheinend habe ich hier eh nichts zusuchen. Ich werde jetzt gehen, an einen Ort, wo ich nicht GRUNDLOS als Gefahr dargestellt werde!" Auf dem Weg zur Tür gab ich ihr den Haufen mit Kleidern zurück. Just in dem Moment kehrte wieder Leben in meine Freundin. "Bitte, Kayla, du darfst nicht gehen, bitte. Du schwebst in Gefahr, dein Unwissen macht dich zu einer leichten Beute und zugleich weißt du schon zu viel", flehte sie und Tränen liefen ihre Wangen hinab. "Ach, jetzt bedroht mich plötzlich jemand, obwohl eben ich noch die größte Gefahr war." Ich lachte auf.


- "Hüte deine Zunge, Kayla!", wurde ich plötzlich unterbrochen. Diese Stimme ließ unwiderruflich jeden zu Eis gefrieren. Deliah.


Genervt ließ ich mich auf Allys Bett fallen, und stellte mich auf eine lange Diskussion ein. Ich war praktisch nur einen Schritt von Zuhause entfernt, obwohl...wer weiß ob wir uns noch in der Stadt befanden- sogar das wurde mir vorenthalten. Inständig hoffte ich, Liam würde nicht auch noch dazu stoßen, allerdings tauchte er immer in den unpassendsten Momenten auf und gegen einen Meinungswechsel hätter er nichts einzuwenden. "Was schreit ihr hier denn so rum?" Wie als hätte ich es nicht geahnt, lehnte Liam plötzlich im Türrahmen; die Frage war an alle gerichtet, doch sein Blick ruhte ausschließlich auf mir. 'Wenn man vom Teufel spricht'. Jetzt fehlte nur noch, dass Kayla und Sharron ebenfalls dazu stießen und an der Diskussion teilnahmen. "Frag das deine Schwester", gab ich als Antwort. Ganz sicher war ich nicht Grund dieser Versammlung. Oder doch? Nein, es wäre alles nicht passiert, wenn man von vorne herein mit mir kommuniziert hätte. "Ally stellt mich als eine Gefahr da!" Bestätigend funkelte ich sie an, woraufhin sie nur traurig den Kopf schüttelte. "Danke Liam, auf deine Unterstützung können wir verzichten." - "Dem muss ich ausnahmsweise mal zustimmen." Deliah und Ally wechselten rasche Blicke, verständigten sich tonlos. Ich würde versuchen müssen, Liam auf meine Seite zu ziehen, in der Hoffnung so Stand zu halten. "Al", Liam fixierte seine Schwester, "was hat das zu bedeuten?" - "Kayla hat nun endgültig beschlossen zurückzukehren, auf ihre eigene Verantwortung." - "Pahh!! Auf eure Verantwortung, wegen euch bin ich doch hier. Meine Idee war es sicher nicht." Ally starrte stur an mir vorbei, ich schien sie tief gekränkt zu haben, doch dies war zurzeit mein kleinstes Problem.


"Deliah", meinte Liam, "ich finde, es ist Zeit." - "Was du findest, steht hier nicht zur Debatte. Hier entscheide immer noch ich. Und sie ist noch nicht bereit." - "Woher willst du das wissen. Wie es aussieht, erinnert sie sich noch an gestern Abend, Deliah, somit weiß sie, wie es um sie steht." Wusste ich das wirklich? - "Das Kind ist zu leichtsinnig." Wie bitte? Das führte zu weit. Dies schien auch Liam eingesehen zu haben.


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Heyy! Hoffentlich gefällt euch das Kapitel, wenn ja, würde ich mich sehr über einen Vote und Kommentar freuen!! :)
Da viele positive Rückmeldungen bezüglich einer Personenbeschreibung kamen, werde ich bald eine veröffentlichen.
lovelybooks3

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