4

15 1 0
                                    

Es sind einige Monate vergangen...

Felix hatte ihn lange genug kennengelernt, der große langhaarige war anscheinend sein bester Freund,  heißt wohl Jakob und er war gerade am packen seiner Sachen, wärend es wieder einmal regnete.
Er hatte es natürlich bis jetzt Felix  verschwiegen das er wegzog, weil er den bärtigen schon länger nicht mehr gesehen hatte.

Wozu auch?

Ab und an trafen sich die beide und schwiegen, genossen die Ruhe der dunklen Straßen gemeinsam und das selbst, wenn es mal nicht regnete.

Heute war seine Wohnung fast vollständig geräumt, die meisten Möbel standen schon in der neuen Wohnung... weit weg von Berlin.

Sie hatten ab und an auch mal Gespräche, aber zumeist redete der bärtige und er selbst gab nicht gerade wenig von sich Preis.

All das was er über ihn erfahren hatte machte ihn irgendwo sympathisch und trotzdem glaubte dieser Mann, dass er Alexander hieß und hinterfragte es nie.

Er war wieder mehrere Tage nicht dazu gekommen zu schlafen, weil er arbeiten wollte und den Umzug alleine  stemmen musste.
Als er seinen letzten Koffer fertig gepackt  hatte, sah er nach draußen, denn es regnete und er ließ den Koffer links liegen.
Er musste spätestens übermorgen hier raus sein, wollte sich das gerade jetzt, aber nicht nehmen lassen.

Ein letztes mal schloss er seine Wohnung ab, ging raus und wartete bis Felix ihn vielleicht später finden würde, wohlwissend das dieser noch nicht Zuhause war.

Der Regen tat gerade jetzt sehr gut, ein letztes mal draußen zu Sitzen und als 'der Mann im Regen' seinem Ruf ein letztes mal gerecht zu werden.

Er trug die selben Klamotten die er damals, als er Felix das erste mal kennengelernt hatte und lief in Richtung des Gebäudes in dem Felix lebte, ging in den Späti und hohlte zwei Alkoholfreie Biere und wartete.

Es verging einige Zeit, hatte das zweite Bier bereits ausgetrunken und ging im Späti nochmals welche holen.
Der Verkäufer sah ihn an und sagte "Behalt' das Geld. Die beiden Flaschen gehen auf's mich.", er lächelte ihm kurz zu und verließ den Spätkauf wieder.

Wieder dasitzend tropfte der Regen von seinen Haaren hinab, er hörte wie ein Auto in die Straße fuhr.
Er sah das Kennzeichen, ja es war eindeutig zu erkennen, Felix war wieder da.
Felix parkte das Auto, schloss ab und ging langsam zu ihm.

"Scheiße sorry, dass du so lange warten musstest, Alexander.", Felix sah ihm in seine Augen und dieser hielt ihm das Bier hin, deutete ihm mitzukommen und der ältere folgte ihm, immerhin hatte er es ihm fest zugesagt gehabt.

Einpaar Minuten gingen sie Seite an Seite, ohne ein Wort zu wechseln die Straße Richtung Grenzallee runter und sie hielten an einer Bank, weit hinter der U-Bahn Station, der Regen fiel wieder erbarmungslos auf sie herab und Felix fragte erneut, warum er diesen Ruf des "Regenmannes" hatte.

Ein Grinsen schlich sich wieder auf sein Gesicht, er begann zu erzählen, dass vor seinem Einzug ihm viele schwere Schicksalsschläge getroffen hatten, die ihn nicht gerade wirklich Alltagstauglich machten, wie er in ein tiefes Loch gefallen ist, warum er sich so abschottete, er ein Einzelgänger wurde und von vielen, vielen weiteren Dingen aus seinem Leben.
Felix war geschockt, überfordert und hatte tiefsten Respekt vor dem jüngeren, denn so einen tiefen Einblick in das Leben eines ihm eigentlich komplett Fremden hatte er nicht erwartet, er hörte ihm aufmerksam zu und verstand einiges, aber hatte auch viele Fragen, die noch offen standen.
Als Alexander zu Ende gesprochen hatte, fragte Felix ob er nicht in Therapie gehen könnte, dieses verneinte er direkt.

Er erzählte von seinen ersten Anläufen, er wurde in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen und das machte seine Situation nicht besser, es verschlechterte eher alles und Gesprächstherapien halfen ihm nicht.
Er hatte alle Möglichkeiten evaluiert und für sich entschieden, sich zurückzuziehen und keinen an sich heran zu lassen.
Der bärtige saß komplett überrannt da, bis es in seinem Kopf *Klick* machte.
Er ließ Felix Zeit.
Minuten später erzählte er dem bärtigen, dass er der einzige war, der über seine Vergangenheit wusste und er bald nicht mehr hier sein würde, weil er wegziehen würde.

"Brauchst du Hilfe?", "Ne. Das meiste ist schon Weg, du hast ja genug zu tun.", Felix verstand es.

Stille.

Einige Minuten später, stand Alexander von der Bank auf.
Felix ebenfalls.
"Du ich muss jetzt auch wieder Heim, weil ich morgen sehr früh raus muss."
Ein Grinsen seitens ihm, er zog aus seiner Tasche einen Zettel und gab dem älteren diesen.
"Hier. Ich glaube du wirst es erstmal trocknen müssen, dann kannst du das Lesen.", der bärtige nahm den Zettel und ging los in Richtung der Wohngemeinschaft, der langhaarige blieb noch etwas an Ort und Stelle stehen, machte sich allerdings nachdem er den bärtigen nicht mehr sah Richtung seiner Wohnung.

In der Wohnung packte er seine letzten  Sachen zusammen, verstaute es im Umzugswagen und Schloss das letzte mal seine Wohnung zu.
Er würde jetzt schon wegfahren und erstmal nicht mehr zurück kommen.
Wieder auf der Straße sah er nach links und rechts - niemand der es großartig mitbekommen würde, er stieg in den Transporter und fuhr mit seinen Sachen weg.
Das war's wohl.. er verabschiedete sich in tiefster Nacht und stille von der Stadt die er einst als Zuhause gesehen hatte.
Freilich war er nicht mehr der Mann im Regen und Ersatz für ihn, würde es niemals geben.

Als Felix am nächsten Tag aufstand, las er den Zettel von Alexander.
Auf dem stand, dass er eigentlich nicht Alexander hieß, aber dankbar war ihn kennengelernt zu haben.
Der bärtige musste gerade etwas lächeln und war dennoch irgendwo traurig, das er niemals den eigentlichen Namen von ihm kennen würde.

[ENDE]

Der Mann im RegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt