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Nach einer Woche sah ich Jake mit zwei anderen Jungs im Bus, auf dem Weg nach Hause. Ich schreib Dad schnell eine SMS, das ich später kommen würde. Ich wollte unbedingt wissen was es mit dem Lied und dem Spiegel auf sich hatte.

Nach einer Weile stiegen die drei am alten verlassenen Westbahnhof aus. Ich folgte ihnen so unauffällig ich konnte. Es bildete sich schon ein Schweißfilm auf meiner Stirn, als ich zu einem Busch kroch und mich dahinter versteckte. Mein Herz raste wie wild und ich war mir ziemlich sicher, dass sie mich gehört hatten. Es war so still. Verdammt! Wo hatte ich mich da denn wieder reingesteigert? Vorsichtig sah ich von meinem Versteck hoch. Sie sind weg.

„Wen haben wir denn hier?"

Panisch drehe ich mich um. „Du hast mich erschreckt!" sage ich.

„Aha. Gefährlicher Ort hier. Was macht ein Mädchen wie du an einem Ort wie diesen?" fragte Jake ernst. Ich schwieg. „Komm, ich lade dich auf einen Kaffee ein!"

Nach 10 Minuten fand ich mich in einem alten Café namens Kleeblatt wieder. Es sah ein wenig kitschig aus; die Wände waren mit Blumen verziert und der goldene Lack löste sich schon von den geschnitzten Mustern der antiken Stühle. Wir setzten uns rein, obwohl draußen die Sonne schien und dort genug freie Sitzgelegenheiten waren.

„Was möchtest du trinken?" fragte mich Jake.

„Äh-, also, ich..." stammelte ich. Hilfesuchend sah ich mich um, doch es waren nirgends Getränkekarten. Also bestellte ich einfach ein Glas Wasser. Er nahm dasselbe.

Jake musterte mich merkwürdig. „Also warum bist du mir gefolgt?"

„Zuerst will ich wissen wie du mich -also damals das- was du gemacht hast." Ich suche verzweifelt nach passenden Worten. „Das kann kein Traum gewesen sein..." flüstere ich und starre einen Kratzer auf dem Tisch an.

„Nein, gewiss nicht." Er musste schmunzeln. „Wie bist du überhaupt in diese Zeit gekommen?" fragte er mich ernst.

„Ich weiß es nicht so genau. Ich bin auf den Dachboden gegangen, habe angefangen zu stricken und sang dabei dieses Lied..." sagte ich und summte gedankenverloren diese Melodie. Er zuckte und musterte mich intensiv.

„Was ist?" fragte ich.

„Nichts."

„Also wie hast du mich zurückgeschickt? Und wo war ich überhaupt?"

Er neigte seinen Kopf nach vorn und flüsterte: „Nicht hier." Ich trau ihm nicht. Nachdem die Bedienung unsere Bestellung brachte stellte er viele Fragen über mein Leben, die Schule, die ich besuchte und meine Familie. Ich hatte das Gefühl ihn ewig zu kennen und erzählte ihm auch von meiner Mutter und ihrem plötzlichen Tod. Über ihn habe ich nicht sehr viel erfahren können. Auf einige meiner Fragen ging er gar nicht ein. Ich wusste nur, dass er in der Broad Street lebt und 17 Jahre alt ist. Am Ende begleitete er mich zu Fuß nach Hause. Auf dem Weg erklärte er mir, dass einige Menschen die Fähigkeit haben in der Vergangenheit zu reisen. Er erzählte, dass man eine Energiequelle finden muss, die als eine Art Portal dient. Die befindet sich in jeder Zeit woanders. „Also ist eine bei uns Zuhause?" fragte ich. „Nein, am Westbahnhof. Ich weiß auch nicht wie du das gemacht hast." Wieder schwieg er eine Weile. Doch dieses Mal war es nicht unangenehm. Ich hing meinen eigenen Gedanken nach und genoss die Stille und seine Anwesenheit. Es klingt vielleicht komisch, aber ich fühlte mich sicher bei ihm. Doch ich sollte vorsichtig sein und ihm nicht alles erzählen.

Dad erwartete mich bereits an der Tür. „Wer war denn das?" fragte er.

„Jake. Er geht auch auf meine Schule."

„Ich möchte nicht, dass du noch einmal so lange weg bleibst. Egal mit wem. Verstanden?"

„Ja, Dad." Mein Vater versuchte mal wieder seine Vater-Erziehungsseite zu demonstrieren. Normalerweise hätte ich auf so eine Regel ganz anders reagiert, doch ich wollte nicht schon wieder mit ihm streiten. Außerdem hatte ich gute Laune.

Als ich mich in meinem Zimmer zurückzog und das Bett sah, hätte ich laut auflachen können. Dad hat anscheinend wieder gewaschen und meinen alten Spongebob-Bezug über das Kissen und die Bettdecke bezogen. Als ich mich in mein gemütliches sauberes Bett legte, bin ich sofort eingeschlafen.   

Schwarze RosenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt