Kapitel 3 - Die Töchter der falschen Witwe

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Kapitel III

Die Töchter der falschen Witwe

„So lauf du, lauf mein Kind, unters Bett ins dunkle. Wenn deine Mutter kommt, so sage nichts, gebe keinen Ton von unten. Wenn sie fort ist, so zähle einmal all deine Finger und all deine Zehen. Und wenn sie nicht mehr hineinkommt, darfst du nun leise zu deinem Vater gehen..."

Aus dem Märchen: Die Braut im Blut

Von Fendroin aus Pirle, ehemaliger Ungeheuerjäger, anschließend Autor



„Die Hera-Dame war also ein Dämon?" „Ja" „und Roven, Gargoyels? Sind sie Dämonen?" „Wie viele Gargoyels hast du bereits gesehen?" Der Frühstückstisch im Esszimmer des Herrenhauses war reich gedeckt mit frischem Brot, Käse, Milch und Speck. Neben Roven und dem Fuchshändler saßen noch ein weiterer männlicher Bediensteter, der nicht derselbe war wie Gestern, zwei der Wachen, eine die gerade aufgewacht war und eine die gerade schlafen gehen wollte und zwei bezaubernde Lischien in knapper Freizeitmonteur. Es saßen noch weitere Personen am Tisch, doch Roven konnte nicht einordnen welche Rolle sie in dem Haus spielten. Keiner der Personen am Tisch, außer der Fuchshändler, kam Roven auch nur im Entferntesten bekannt vor. „Ach ja, du sagtest ja, dass Dämonen einzigartig wären. Also Gargoyels können keine Dämonen sein" Roven nickte nur lächelnd auf die Feststellung der gerade aufgestandenen Wache, die ihn schon seit dem Beginn des Frühstücks über seinen Beruf ausfragte. Alle anderen am Tisch hörten zu, der eine interessierter, der andere weniger. „Nun ja, nun ja. Jetzt erzähl mal Roven. Wozu gehören den Gargoyels und Sirenen wenn sie weder Ungeheuer noch Dämonen sind", fragte nun der Fuchshändler, während er sich mit dem goldenen Messer eine dicke Scheibe vom Käse abschnitt. „Sirenen sind Humanoiden, Gargoyels sind vertraute Wesen, was heißt, dass sie jemand beschworen oder rekrutiert hat und diese dann auch von dem Jenigen befehligt werden." Die beiden Lischen tuschelten leise untereinander und standen dann auf um den Raum zu verlassen. Eine der Wachen zog die Augenbrauen in Richtung der heraustretenden Lischien genervt hoch, verabschiedete sich und ging anschließend wohl ins Bett.

Das Frühstück verlief weiterhin schweigsam. Einer bat nach Butter, der andere nach Käse. Vom Söldner war nichts mehr zu hören. Alle Leute am Tisch verließen nach und nach den Raum, einer nach dem anderen, bis nur noch Roven und der Fuchshändler dort waren. Der Söldner atmete gerade zum Sprechen ein als der Händler ihn unterbrach „Sag nichts, es ist in Ordnung." Roven schaute verblüfft, seinen Mund etwas geöffnet, als würde er gleich wieder anfangen zu reden. „Ich glaube aber, dass es trotzdem fürs erste das Beste ist, wenn du woanders wärest als hier. Die Spannungen werden kaum zu vermeiden sein." Roven verstand was Cohan meinte. „Reite Richtung Osten. Vielleicht kannst du den Vertreter noch einholen." Der Söldner lehnte sich an die Lehne seines Stuhls, schaute dem Händler in die schwarzen, perlenähnlichen Augen. „Was wirst du mit ihr machen?" Fragte er. „Nichts. Was soll ich machen? Sie ist eine Lischie, dies sind ihre Verhaltensweisen. Ich werde sie nicht bestrafen für das was sie ist. Ich hätte zwar von dir mehr erwartet, aber naja. Im Endeffekt bist du, egal woher oder egal mit welcher moralischen Einstellung, doch nur ein Mann." Roven blickte bedrückt auf seinen Teller runter, der noch etwas mit Essensresten und Krümmeln vom Brot bedeckt war. „Ich will dir trotzdem nochmals sehr danken, dass ich hier die Nacht verbringen durfte und mich deiner Gesellschaft annehmen durfte." Sagte er ohne den Händler anzuschauen. „Kein Problem, Roven. Du kannst mich immer wieder Besuchen kommen, aber lass uns dieser Sache erstmal einige Zeit zum Verstreichen geben." Roven schaute Cohan an, der leicht lächelte. Roven erwiderte gezwungen das Lächeln.

Der Geruch von Korn lag in der Luft als der Söldner an den Feldern des kleinen Dorfes, Grobdeld, bereits kurz nach Abenddämmerung vorbei ritt. Es waren nur sehr kleine Felder, vielleicht gerade mal so viel, um das Dorf damit zu ernähren. Mittlerweile ist er in dem Gebiet angekommen, dass sich Weithalm nannte. Ein ländliches Gebiet, dass mit Bauernhöfen und Feldern überseht war. Es befindet sich etwa im Zentrum Burds und erststreckt sich auf eine weite, ebene Fläche.  Von hier kamen die meisten Reisenden Bauern, die viele Dörfer und Städte mit Nahrung versorgten. Rovwar bereits den ganzen Tag, seit seiner Abreise von des Fuchshändlers Anwesen Richtung Osten geritten. Um die Mittagsstunde rum verließ er den Nordwald und war eine längere Zeit in einer gebirgigen Gegend unterwegs. Aus der Ferne bereits zählte Roven um die sechzehn oder achtzehn Häuser im Dorf, darunter eine Kornkammer, eine Scheune, einen Stall und ein Ratsgebäude. „Ich bin mir nicht sicher ob diese Bewohner so späten und fremden Besuch gerne Empfangen", dachte er sich. Die Lampen in den Häusern waren bereits gelöscht, was ziemlich unüblich war zu dieser Stunde, besonders im Sommer.

Das Zebrechen des Gefüges - Leseprobe - Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt