Kapitel 26

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Es dauerte bestimmt eine gute halbe Stunde eh ich mich beruhigte und einfach nur still auf das Wasser schaute. Ein paar wunderschöne bunte Fische schwammen darin im Kreis und hell leuchtende Glühwürmchen flogen wenige Zentimeter über der Wasseroberfläche. Es sah fast so aus als würden sie tanzen. Durch eine kalte Briese fing ich an zu zittern und legte meine Arme um mich, als jemand seinem Umhang um meine Schultern legte. Ich zuckte vor Schreck zusammen und sah über meine Schulter, wo ich Camille entdeckte, der sich vorsichtig lächelnd neben mich setzte. Ich senkte beschämt den Blick und versuchte mich zusammen zu reißen. Nicht wieder weinen! Dachte ich tadelnd und krallte mich in seinen Umhang. Eine unangenehme Stille lag zwischen uns und machte mir eine Gänsehaut. Was er jetzt sagen würde? Würde er überhaupt etwas sagen? Gerade als ich etwas sagen wollte, mich entschuldigen wollte, weil ich einfach weggelaufen war, brach er plötzlich die Stille.

,,Als ich fünfzehn war verliebte ich mich in ein Mädchen, dass zwei Jahre älter war als ich." Fing er an und ich sah ihn verwirrt an. Er sprach mich nicht auf mein peinliches Liebesgeständnis an?

,,Sie war meine Tanzlehrerin seit ich zehn war, aber irgendwann verliebte ich mich in ihre liebevolle Art und ihre wunderschöne Erscheinung. Sie war immer für mich da gewesen, wenn ich traurig wegen meinem Vater war und das hat mich zu ihr hingezogen. Als ich sechszehn wurde fragte ich sie, ob sie mit mir ausgehen wollte und sie stimmte zu. Damals dachte ich, ich könnte nicht glücklicher sein. Ein Jahr später allerdings wurde sie total komisch, sie behauptete, dass sie Zuhause Probleme hatte und deshalb fragte ich bei Jack nach Rat. Er sagte mir ich solle ihr Zeit geben. Irgendwann fand ich dann heraus, dass sie mit Jack eine Affäre hatte und trennte mich von ihr und beendete meine Freundschaft zu Jack. Eine Woche später kamen die beiden zusammen." Erzählte er und ich senkte den Blick. Deshalb war er so wütend auf Jack...

,,Kurz vor meinem achtzehnten Geburtstag kam ich von der jagt zurück und hörte Schreie aus dem Haus in dem sie zu der Zeit gewohnt hatte. Ich lief sofort hin und als ich ankam sah ich nichts als Flammen. Ihre Schreie hatten bereits aufgehört und ich wusste, dass sie tot war." Entsetzt und mitleidig sah ich ihn an und senkte dann den Blick. Seine erste große Liebe wurde ihm also zweimal genommen. Erst betrog sie ihn und dann starb sie. Dann war sie also schon tot und Camille's Mutter und Geschwister wollten lediglich, dass er ihr Grab besuchen ging? Ich war so dumm..

,,Ich blieb wie angewurzelt vor dem Haus stehen und konnte mich nicht rühren, bis andere Dorfbewohner kamen und versuchten den Brand zu löschen. Sofort dachten alle ich hätte das Feuer gelegt, um mich an ihrer Untreue zu rechen." Meinte er, schüttelte den Kopf und senkte den Blick.

,,Bist du deshalb hier weggegangen? Weil du zu unrecht beschuldigt wurdest?" Fragte ich mitleidig und er nickte leicht.

,,Das war zwar nicht der endgültige Grund, aber ab da hatte ich die Gedanken fort zu gehen."

,,Und was war dann der endgültige Grund?" Fragte ich, er sah mich mit einem entschuldigenden Blick an und senkte dann wieder den Blick.

,,Ich kann nicht... Du würdest nichts mehr mit mir zu tun haben wollen."

,,Was kann denn so schlimm sein?" Ich stand auf und sah ihn traurig an, während er sich ebenfalls aufstellte und meine Hände nahm.

,,Ich werde es dir eines Tages erzählen, Lumina, aber jetzt gerade... Kann ich es einfach nicht." Er legte sanft seine Hand an meine Wangen, strich mit meinem Daumen über meine Wangenknochen und sah mich eindringlich an.

,,Ich will dich nicht verlieren, Lumina. Du würdest Angst vor mir bekommen, wenn du es wüsstest."

,,Mir macht viel mehr Angst, dass ich es nicht weiß. Camille..." Ich nahm seine Hand von meiner Wange und nahm selber sein Gesicht in die Hände.

,,Es gibt nichts auf dieser Welt, dass etwas an meinen Gefühlen für dich ändern könnte. Ich möchte dir vertrauen können und wissen was dich in deiner Vergangenheit so geprägt hast. Zum Beispiel habe ich immer noch keine Ahnung welches Problem du mit deinem Vater hast, dass du solche... Angst vor ihm zu haben scheinst." Er senkte wieder den Blick und ich sah ihn besorgt an.

,,Hat er dich geschlagen?" Fragte ich und er schüttelte den Kopf.

,,Nein... Himmel, nein, dass hätte meine Mutter nie zugelassen und meine Magie ist stärker als seine, ich hätte mich wehren können." Sagte er und ich fuhr mir langsam wirklich angespannt durch die Haare.

,,Willst du es mir nicht sagen?" Fragte ich leicht verzweifelt und sah Camille traurig an, dieser nickte leicht und erwiderte meinen traurigen Blick.

,,Ich will dich nur beschützen, Lumina."

,,Wovor beschützen?!"

,,Vor mir!"

Verwirrt sah ich ihn an und wich langsam einen Schritt zurück. Vor ihm? Wieso wollte er mich vor sich selbst beschützen? Er würde mir nie etwas tun, das wusste ich! Also wieso?

,,Wie meinst du das?" Fragte ich und sah ihn ernst an.

,,Allein, dass du dich in mich verliebt hast bringt dich in Gefahr. Weißt du wie viele Leute es auf mich und mein Umfeld abgesehen haben? Du weißt doch noch, bevor du zu mir kamst, die drei Männer, oder?" Fragte er und ich nickte. Sie hatten versucht mich zu entführen und Camille schien sie zu kennen.

,,Sie arbeiteten früher Mal mit meinem Vater zusammen und hassten mich von Anfang an. Sie wussten ganz genau, dass ich dich kannte, deshalb wollten sie dich entführen."

,,Wie lange weißt du das schon?"

,,Das war mir sofort klar. Laurenz ist schlau, er wusste, dass ich dich retten würde, deshalb wollte er dich schnappen, weil er mich wollte. Deshalb hat er dich auch losgelassen, als ich mich ergeben habe, nur hat er nicht mit Ruki gerechnet."

,,Aber das war eine Sache und sie ging doch gut aus."

,,Und dein Vater? Der hat dich erst den Schattengeistern zum Fraß vorgeworfen und jetzt will er dich persönlich töten. Denkst du wirklich das ist, weil er von dir als seiner Tochter genug hat?" Fragte er und ich überlegte kurz, aber er unterbrach mich, bevor ich etwas sagen konnte, kam auf mich zu und redete ganz leise.

,,Er will dich töten, weil er genau weiß wie wichtig du mir bist. Hättest du mich nicht kennengelernt, könntest du jetzt Zuhause bei deiner Familie sitzen, mit ihnen lachen und müsstest dich nicht am anderen Ende des Waldes verstecken. Dein Leben wäre viel einfacher, hätten wir uns nie getroffen. So wenig ich das auch will, aber du wärst ohne mich besser dran." Mein Herz fühlte sich an s wäre es gefroren. Das tat weh. Sowas von ihm zu hören tat mir sehr weh. Tat er das jetzt beabsichtigt? Tat er mir weh, damit ich mich von ihm fern hielt, weil er mich ja 'beschützen' wollte?

,,Falls du vor hast, mich dazu zu bringen mich von dir fern zu halten, kannst du das vergessen." Es war mehr ein Schluchzen als ein vernünftig zu verstehender Satz, meine Stimme war nur ein Hauch und ich fühlte mich ganz wacklig auf den Beinen.

,,Mir ist es egal wie gefährlich es ist, ich will bei dir sein, mit dir zusammen sein können und mich nicht von dir trennen. Meinetwegen... Sollen sie mich doch jagen, mich entführen oder was auch immer mit mir anstellen... Wenn es für dich ist, würde ich lieber sterben als von dir getrennt zu sein." Er sah mich mit Tränen in den Augen an und war wie erstarrt. Sein Atem zitterte und er versuchte etwas zu sagen, aber es kam nichts dabei zu Stande. Mein Herz flatterte wie verrückt in meiner Brust, während ich auf eine Antwort wartete, als er mich plötzlich in seine Arme zog und mich fest an seine Brust drückte.

,,Womit habe ich dich nur verdient, Prinzessin?" Fragte er liebevoll und streichelte meinen Hinterkopf, ich lächelte leicht, kuschelte mich an ihn und ließ mich einfach von ihm halten, bis er mich langsam los ließ und meinte, dass wir langsam schlafen gehen sollten, dann nahm er mich sanft auf die Arme und trug mich bis zum haus seiner Eltern, wobei ich langsam von seinem Duft umhüllt einschlief.

Camille | Liebe über die GrenzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt