Kapitel 8

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Es waren einige Tage vergangen, seit Camille diesen schlimmen Traum hatte und obwohl er mich in dieser Nacht dann komplett ignoriert hatte, benahm er sich danach wieder wie vorher. Er weckte mich jeden Morgen ganz sanft, machte mir Frühstück und unternahm irgendwas mit mir. Das Reh hatte er fast komplett gesund gepflegt und mittlerweile wohnte es in einem Schuppen, den Camille in seinem Garten für das Reh errichtet hatte und obwohl mein Zimmer jetzt wieder frei war, bestand Camille darauf, dass ich trotzdem weiter bei ihm schlief, was ich dann auch tat. Vielleicht hatte ich mir einfach nur eingebildet, dass Camille mich ignorierte. Vermutlich brauchte er einfach wenigstens einen Abend ein wenig Abstand von der anhänglichen Lumina, die mit ihren siebzehn Jahren nicht alleine schlafen kann.
An diesem Tag schlief ich ruhig in Camille's Bett, als ich etwas spürte, was mich langsam weckte. Etwas streichelte sanft über mein Haar und küsste meine Stirn. Ich hielt die Augen geschlossen, da ich noch halb schlief und als ich sie dann doch öffnete, sah ich in Camille's blaue Augen, der im Bett zu mir gedreht lag und meine Haare streichelte.

,,Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken." Sagte Camille, als er bemerkte, dass ich wach war und lächelte.

,,Wieso bist du schon wach?" Fragte ich, mit einem Blick aus dem Fenster und Camille schmunzelte.

,,Warum noch, wäre die richtige Frage. Es ist gerade nach Mitternacht." Sagte Camille und ich sah tatsächlich den Mond draußen am Himmel stehen.

,,Und warum bist du noch wach?"

,,Ich kann nicht schlafen." Sagte er leise und fuhr mir sanft durch die Haare, was ihm ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Etwas beschämt von seinen sanften Berührungen wurde ich rot und kuschelte mich an seine Brust, was er natürlich sofort durchschaute.

,,Na? Ist es dir peinlich, von mir berührt zu werden, Prinzessin?" Fragte er und ich konnte ein fettes Grinsen aus seiner Stimme heraushören. Eine kurze Weile lagen wir einfach so da. Ich an seine Brust gekuschelt, während er mich in den Armen hielt, als Camille die Stille brach.

,,Lumina, hast du Lust mit mir spazieren zu gehen?" Fragte er und ich setzte mich auf.

,,Im Garten?"

,,Nein, im Wald." Meinte er und ich war verwirrt.

,,Aber...die Schattengeister..."

,,Bei Vollmond kommen sie nicht raus. Den Mond hassen sie eben so sehr wie die Sonne." Erklärte er und ich nickte.

,,Nun...also, wenn sie wirklich nicht raus kommen-"

,,Perfekt." Camille sprang auf und ging zum Schrank. Ich wandte den Blick von ihm ab, da er wieder nur seine Unterhose trug und ich nicht wieder total rot werden wollte, als er sich vor mich stellte und ich direkt auf seinen trainierten Bauch starrte. Sofort wurde ich rot und hörte Camille lachen.

,,Ist es dir so peinlich, mich so zu sehen?" Fragte er und legte seine Hand an mein Kinn, damit ich ihn ansah.

,,Es ist mir unangenehm, dich halbnackt zu sehen, ja."

,,Wenn das so ist, kann ich mich auch gerne ganz ausziehen." Sagte er und ich riss die Augen auf.

,,Camille!" Er lachte und drückte mir einen kuss auf die Wange.

,,Ich mache doch nur Spaß, Prinzessin. Zieh dir was an, ich will los." Sagte er grinsend, nahm sich ein paar Sachen aus dem Schrank und verließ das Zimmer. Nachdem ich mir ein Kleid angezogen habe, in dem ich nicht nach fünf Minuten total erfrieren würde, ging ich nach unten, wo Camille neben Ruki vor dem Kamin kniete und ihn sanft streichelte. Ruki, der in Kätzchenform Camille's Streicheleinheiten genoss, stand auf und verwandelte sich in einen Wolf, kam auf mich zu und schmuste sich an mich. Schmunzelnd kniete ich mich hin und streichelte seinen Kopf, er schleckte mein Gesicht ab, was mich zum lachen brachte, dann sah ich zu Camille, der zufrieden lächelnd auf uns zu kam.

,,Können wir, Lumina?" Fragte er und ich nickte, stand auf und ging mit ihm nach draußen. Während er die Tür schloss sah ich ehrfürchtig in den dunklen Wald, der nachts so viel bedrohlicher aussah, als sonst. Direkt, als ich spürte wie Camille meine hatte nahm, fühlte ich mich sicherer und sah ihn lächelnd an, was er erwiderte. Wir betraten gemeinsam den Wald und liefen durch den durch den Mond hell beleuchteten Schnee.  Es war ganz still. Es waren keine Vögel zu hören, wie sonst, wenn ich das Schloss verließ und auch keine anderen Tiere machten sich bemerkbar. Das einzige was ich hörte, war der Schnee unter unseren Füßen, wenn wir einen Schritt taten und mein Atem. Camille war so still, dass ich fast Angst bekam, dass er verschwunden war, aber ich spürte noch die Wärme seiner Hand ausging, die meine sanft festhielt, was mich etwas beruhigte. Nach etwa einer Stunde setzten wir uns auf einen Stein, der nah einem Teich zwischen den Bäumen lag und Camille schaute mich an, während ich meine Arme um meinen Oberkörper schlang, da mir trotzt des warmen Umhangs kalt war. Schmunzelnd legte Camille seine Arme um mich und zog mich quer auf seinen Schoß, schloss seinen Umhang eng um uns und streichelte mein Haar, bis ich mich ruhig an ihn lehnte.

,,Ohne mich wärst du echt aufgeschmissen, nicht wahr, Prinzessin?" Sagte er und ich nickte, kuschelte mich an ihn und spürte, wie mir direkt wärmer wurde.

,,Was ist dein größter Traum, Camille?" Fragte ich, als ich schon fast eingeschlafen war und Camille schmunzelte.

,,Wieso willst du das wissen?"

,,Ich will dich besser kennenlernen.." sagte ich müde und Camille streichelte sanft meine Wange.

,,Die Liebe." Verdutzt sah ich ihn an und mein Herz fing an schneller zu schlagen. Camille suchte die Liebe? Er wollte, dass es jemanden gab der ihn ernsthaft liebte?

,,Warum suchst du dir nicht ein Mädchen, dass du liebst?" Fragte ich, mit schon geschlossenen Augen und bekam seine Antwort nur halb mit.

,,Wenn das mal so einfach wäre, Süße..."

Camille

Nachdem Lumina eingeschlafen war, saß ich noch einige Zeit mit ihr auf diesem Stein und hielt sie fest in meinen Armen. Ihre blonden Haare gläntzten im Licht des Mondes und sie sah so blass aus, wie ein wunderschöner Waldgeist, der nur existierte, um Männer zu betören und zu verwirren, so wie sie mich verwirrte. Ich wusste einfach nicht, was ich von ihr halten sollte. Ein Mädchen wie sie habe ich zuvor noch nie getroffen. Nie traf ich überhaupt jemanden, der so herzlich, lieb und ehrlich war wie Lumina. Sie war einfach faszinierend. Ich denke, derjenige, den sie irgendwann heiraten wird, hat gewaltiges Glück eine so tolle Frau an seiner Seite zu haben. Als die Sonne langsam aufging stand ich mit Lumina in den Armen auf und lief leise durch den Schnee, damit sie nicht wach wurde. Ich hätte durch die Schatten reisen können, aber ich wollte sie einfach noch etwas im Arm halten. Es fühlte sich so schön an, dass sie mich manchmal zu brauchen schien, genau das brauchte ich nämlich. Sie kuschelte sich enger an meine Brust, lächelte im Schlaf und ihre Finger krallten sich in mein Hemd. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich sie so beobachtete und schließlich war ich wieder Zuhause angekommen. Leise ging ich mit Lumina die Treppen nach oben und legte sie in meinem Zimmer auf mein Bett, wo ich ihr ihre Schuhe und ihren Umhang auszog. Sie mummelte sich in meinem Bett zusammen und kniff die Augenbrauen leicht zusammen.

,,Camille...." Murmelte sie plötzlich, als ich gerade das Zimmer verlassen wollte und ich zögerte. War sie etwa wach geworden? Leise ging ich wieder zu ihr zurück und setzte mich neben ihr auf das Bett, sie rutschte näher an mich und legte im Halbschlaf ihren Kopf auf meine Brust, was ich nur schmunzelnd beobachtete. Sie war wirklich ein Fall für sich...


Camille | Liebe über die GrenzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt