Kapitel 2

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An meinem Auto angekommen drehte ich mich das erste Mal wieder zu ihm um, seitdem wir das Benny's verlassen hatten.

»Ich fahr dich nach Hause«, gab er dann total unerwartet wider.Ich brauchte einen Moment, um meine Gedanken zu sammeln.

»Wie soll ich dann morgen in die Schule kommen?«

»Ich hol dich.« Er tat als sei es das Normalste der Welt. Dass wir uns erst zwei Stunden oder so kannten, schien ihn nicht zu stören.Aber ich war auch zu durcheinander, als dass ich widersprechen konnte.

»Okay, aber wehe du kommst zu spät«, versuchte ich die Stimmung wieder etwas aufzulockern und schaffte es, ihm ein kleines Grinsen zu entlocken.

»Wo steht dein Auto?«

»Dort.« Er zeigte auf einen Jeep, der meinem fast glich.

»Als ob...«, gab ich merklich überrascht von mir, weshalb er leise lachte.

»Deswegen stand ich vorhin auch zufällig bei deinem Wagen. Ich dachte, es wäre meiner gewesen«, erklärte er mir schulterzuckend.

»Was für ein Glück!«, ich wusste selbst nicht, ob ich es sarkastisch oder ernst meinte und auch er schien nicht ganz etwas damit anfangen zu können. »Sonst könntest du morgen keinen Chauffeur spielen«, schob ich hinterher, um meine Aussage in die Ironie zu ziehen.

Ein Schmunzeln bildete sich auf seinen Lippen, nur hatte ich keine Ahnung, ob es ein ehrliches war. Er begann zu seinem Auto zu gehen und diesmal folgte ich ihm mal anstatt er mir. Nachdem er es aufgesperrt hatte, rutschte ich auf den Beifahrersitz und schnallte mich vorbildlich an. Wie ein kleines Kind saß ich bereit zum Losfahren da.

»Such dir eine CD aus«, befahl er mit einer Kopfbewegung zum Handschuhfach. Ich öffnete es und mir fiel fast der sämtliche Inhalt entgegen.

»Wow, das sind mal viele«, staunte ich und fing an die Stapel nach etwas Gutem zu durchforsten. Als ich eine gefunden hatte, schob ich sie in die Anlage. Die ersten Akkorde erklangen und ich fing im richtigen Einsatz das Summen an.

»Das Mädchen hat auch noch Geschmack«, sagte er halb zu mir und halb zu sich selbst. Ich musste schmunzeln und stützte meine Füße gegen das Armaturenbrett. Es war eine weitere Angewohnheit, bis ich merkte, dass ich ja nicht bei Cathy oder Taylor im Auto saß.

»Oh sorry«, stammelte ich und wollte gerade wieder meine Füße runternehmen.

»Schon gut, ich mach das auch immer« Er lachte und ich beließ meine Füße dort, wo sie waren. Gedankenverloren schloss ich meine Augen und fing leise an den Text mitzusingen.

»Wo wohnst du eigentlich?«, unterbrach mich Jayden beim Nachdenken.Der Wagen hielt in der Ausfahrt des Parkplatzes und Jayden wartete darauf in welche Richtung ich ihn lotste. Mit einer Handbewegung deutete ich nach rechts.

»Dann einfach so lange folgen bis so ein leuchtend gelbes Haus kommt und da dann links bis du zum Haus 27 kommst.«

»Ist das nicht das Viertel von, naja, sehr wohlhabenden Menschen?« Er zog eine Augenbraue hoch und ließ seinen Blick kurz über mein Gesicht wandern.Ich zuckte mit den Schultern und lehnte meinen Kopf gegen das Fenster. Das Letzte, was ich jetzt wollte, war wegen Vorurteilen zu diskutieren. Er schien - wie heute schon öfters -gemerkt zu haben, dass ich darüber nicht reden wollte und ließ es sein. Und es tat wirklich gut mal einen Gesprächspartner zu haben, der nicht dauernd darauf bestand, eine Antwort zu  bekommen. Wenn ich so überlegte, hatte er eigentlich gute Voraussetzungen für einen Psychiater. Bei dem Gedanken musste ich irgendwie lachen, da er vom Typ her gar nicht so aussah.

»Was ist so lustig?« Seine Augen huschten wieder kurz weg von der Straße und richteten sich auf meine Wenigkeit.Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich wirklich gelacht hatte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 15, 2019 ⏰

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