Nach einiger Zeit fing ich mich wieder. Wenn ich hier nur weinte, konnte ich niemandem helfen. Es tat gut, dass Julia hier war, aber richtig helfen konnte sie mir doch nicht. Sie wusste genauso wenig wie ich, wie es Mikko ging. Wir waren fernab von allem. Ich rappelte mich auf, setzte mich gerade hin und sagte zu Julia: „Wir müssen los. Hier können wir niemandem helfen. Ich muss Mikko sehen.“
„Okay, gut. Aber ich begleite dich, in Ordnung? Ich kann dich jetzt nicht allein lassen. Du bist total durch den Wind!“, entgegnete Julia.
Ich war froh darüber, dass sie bei mir blieb, als wir zurück ins Krankenhaus gingen. Je näher wir der Notaufnahme kamen, desto schwerer wurden meine Beine. Jeder Schritt mehr verlangte mir mehr Stärke ab. Julia erkundigte sich, wo Mikko war. „Im OP?“, hörte ich sie am Telefon fragen. „Okay. Danke für die Information.“ Sie legte auf und steckte ihr Arbeitshandy in die Kitteltasche.
„Er ist schon im OP. Milzruptur. Sein Schädel ist in Ordnung, keine Blutungen im Gehirn. Vermutlich nur eine Gehirnerschütterung“, richtete sie mir die Informationen aus.
„Wer operiert ihn? Matteo?“, fragte ich nach. Mein Bruder würde ihn schon wieder hinkriegen. Er war der beste Arzt an diesem Krankenhaus, was er auch gerne von sich selbst behauptete. Er machte keine Fehler.
„Ja. Dr. Moreau operiert ihn. Es wird alles gut, Vivi“, sagte Julia und schien sichtlich beruhigt. Sie nahm mich in den Arm und endlich konnte ich auch aufatmen und ein großer Teil der Anspannung viel von mir ab.
„Ob wir vielleicht zusehen können?“, fragte ich.
„Keine gute Idee, das weißt du doch, Vivi. Es wird bestimmt alles gut gehen und wenn er auf seinem Zimmer ist, kannst du ihn sehen. Dr. Moreau ist einer der besten Ärzte. Das weißt du doch.“
Ja, das wusste ich.
„Komm lass uns ins Assistenzärztezimmer gehen. Vielleicht einen Kaffee?“, fragte Julia mich.
„Gern. Ein bisschen Ablenkung mit einem Haufen Akten wäre vielleicht nicht die schlechteste Idee“, antwortete ich lächelnd.
Als wir einige Minuten später mit unserem Coffee to Go und den Akten dasaßen, ging es mir schon um einiges besser, aber trotzdem schaute ich dauernd auf mein Telefon, ob ich irgendwelche Nachrichten bezüglich Mikko erhalten habe. Doch es dauerte und dauerte.
Einige Zeit später rief dann endlich Matteo an. „Er ist in Ordnung. Wir konnten seine Milz retten. Er liegt auf der ITS. Aber er braucht Ruhe, Vivi“, dann legte er auf. Beschränkt auf das Wichtigste und sachlicher Ton, wie immer. So war mein Bruder nun mal. Professionell. Manche würden ihn vielleicht als etwas kühl bezeichnen, aber ich kannte ihn besser als alle anderen hier. Mir machte das nichts aus, ich kannte auch sein Herz.
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Die jungen Ärzte - Mikko und Vivi
Fanfiction#newcover Fan-Fiction zu In aller Freundschaft - Die jungen Ärzte. Eine Geschichte zwischen Mikko und Vivi, den jungen Assistenzärzten vom JTK. Fortsetzungen folgen. Über Kommentare und Likes freue ich mich natürlich immer ;)