Kapitel 3

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Matteo kam in den Behandlungssaal und schob mich zur Seite. Er versorgte Mikko und ordnete wie ich zuvor schon, ein CT an. Er tastete seinen Bauch ab und erklärte, er habe ein stumpfes Bauchtrauma. Eventuelle innere Blutungen. Dann wurde Mikko aus dem Raum zum CT gebracht. Ich wollte hinterher laufen. Aber ich war wie festgewachsen. Ich drehte mich nur leicht in die Richtung, in die er verschwand und langsam begannen meine Tränendrüsen Wasser zu produzieren. Matteo schob mich in die Ecke des Raumes und drückte mich auf einen Stuhl.
"Vivi!" Er schüttelte mich. Ich sah hoch, aber starrte durch ihn hindurch. "Warte hier, Vivi. Ich komme gleich wieder zurück. Ich muss mich noch um den einen Beifahrer kümmern. Bleib bitte einfach hier sitzen und trink was." Er gab mir einen  Plastikwasserbecher in die Hand. Drückte meine Schultern feste und ging dann zurück auf den Flur.
Mikko lag hier im Krankenhaus. Er hatte einen Fahrradunfall gehabt. Er fuhr immer mit dem Fahrrad von und zur Arbeit. Er liebte es mit seinem Mountainbike zu fahren. Manchmal machte er auch einen Trip in die Berge und fuhr dort. Er liebte es. Es war ihm die Vorfahrt genommen worden. Hatte er nicht aufgepasst? War der Fahrer betrunken gewesen? War Mikko in Gedanken gewesen? In Gedanken bei unserem Gespräch heute morgen vor der Klinik? Hatte ich ihm irgendetwas ansehen können? Er sah müde aus. Leichte Augenringe. Wahrscheinlich eine anstrengende Nachtschicht gehabt. Aber das war ja oft so. War das der Grund gewesen? Der Fahrer musste Schuld sein. Er hätte ihn doch sehen müssen! Wie ging es Mikko wohl jetzt? Ob er operiert werden müsste? Vermutlich innere Blutungen. Hoffentlich keine schweren Organverletzungen. Hoffentlich kein Schleudertrauma oder Blutungen im Gehirn. Ich war wieder bei mir. Wir mussten ihm helfen! Sofort! Ich stand auf und lief in Richtung des Ausgangs der Notaufnahme. Da hielt mich jemand am Arm fest. Matteo.
"Du kannst da jetzt nicht hin, Vivi! Er ist im CT", versuchte er mich zu beruhigen.
"Wir müssen ihm doch helfen! Vielleicht hat er innere Blutungen!", rief ich und wollte mich losmachen. Doch Matteos Griff war fest. Er ließ mich nicht gehen.
"Vivi. Er muss erstmal ins CT und dann werden wir ihm helfen können. Bitte bleib ruhig. Du kannst hier jetzt nichts machen. Ich rufe Dr. Ahrend an, dass er dich für heute von deinem Dienst freistellen soll."
Dann kam Julia Berger, eine Assistenzärztin und Freundin von mir, um die Ecke und nahm mich in den Arm. "Hey Vivi, alles wird gut... Komm mal mit", sie nickte in Matteos Richtung und hakte sich bei mir unter. Dann ließ er mich los und ging zurück in die Klinik. Julia ging mit mir zu einer der Bänke vor dem JTK und wir setzten uns. Ohne was zu sagen, fiel ich ihr in den Arm und weinte und schluchzte.

Die jungen Ärzte - Mikko und ViviWo Geschichten leben. Entdecke jetzt