SEX ON ART

Schokoladentorte

Ein Stück Schokoladentorte wird serviert. Es ist hübsch dekoriert, Beeren zieren das Sahnehäubchen. Es ist gekühlt, die Schokolade knackt. Flüssige Schokolade kommt zum Vorschein, es duftet warm. Foto. Sex.
Der Kuchen schwimmt. In Fett steht er, in seiner eigenen Suppe. Ihr wird schlecht, fettige Dinge drehten ihr schon immer den Magen um, so sehr sie Schokolade liebt, das hier würde sie ins Krankenhaus bringen.
Einen Job hat sie. Aber sie mag ihn nicht, wer mag auch gerne arbeiten, es geht doch kaum einer gerne aus dem Haus um zu sterben.
Am Anfang des Monats, da reicht das Geld. Jeden Tag wacht sie auf an ihrem Tisch und reicht dem Kellner ihren Schein, auf dem steht, dass sie noch bleibt. Und unter schweigen, bekommt sie ihren Kaffee. An Montagen, da besucht sie meist niemanden, deshalb hat sie Zeit. Und wenn die Sonne über den Häusern aufgeht, und den Himmel rot und lila färbt, sich der kühle Morgenwind kalt um die Ecke schleicht und alle ihren Mantel rausholen, da zieht sie ihren aus. Warm genug ist es im Café immer, fast stickig.
Seit gestern Abend ist der Zug nicht gekommen, die Menschen stehen noch immer am Gleis und warten. Auch am Dienstag und Mittwoch noch. An Dienstagen hilft sie in der Kantine für Obdachlose und an Mittwochen da erzählt sie den Menschen, die im nie endenen Herbstregen immernoch auf ihren Zug warten, dass dort noch nie ein Zug gefahren es ist, es sei nur Deko. Sie hört sich dann bis Donnerstags das Gepöbel der Passanten an, bis sie gehen und gegen Mitternacht ziehen die herbstlichen Wolken weiter und die Sterne funkeln wie Kristalle am klaren Himmel.
"Leben könnte nicht leichter sein" an einem Freitag, den ganzen Tag isst sie Schokoladentorte. Am Samstag leidet sie an Magenkrämpfen, ihr ist übel, geht nicht mehr nach draußen, sie schläft fast neunzehn Stunden. Am Sonntag wacht sie im Krankenhaus auf.

Was zur Hölle ist los?