Unsere kleine Unendlichkeit

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Schnell haste ich auf die Rolltreppe zu, die runter zu der Metro St.Petersburgs führt.
Gleich verpasse ich noch meine U-Bahn zur Waganowa-Ballettakademie.
Frau Tschepschenkov wird mir so einen Ärger geben, wenn ich zum Ballettunterricht zu spät komme.
Ich laufe schnell ohne mich umzublicken und da passiert es.
Als ich auf der Rolltreppe ankomme knalle ich volle Kanne gegen jemanden und oh dieser Jemand hat harte Bauchmuskeln.
Ich reibe mir den Kopf, da mich der Zusammenstoß einige Gehirnzellen gekostet hat.
„Hey pass doch auf!",sagt eine männliche Stimme vor mir.
Irritiert schaue ich zu dieser Stimme und erblicke einen Jungen der ungefähr ein oder zwei Jahre älter als ich ist.
Er ist sogar sehr hübsch.
Er hat dunkelbraunes, fast schwarzes, gelocktes Haar und strahlend blaue Augen, die ein starker Kontrast zu seinen Haaren sind und geschmeidige Lippen hat der Junge vor mir auch.
Während ich ihn so intensiv mustere merke ich garnicht, dass er mit seiner Hand vor meinem Gesicht herumweddelt.
Schnell erwache ich aus meiner Trance und sage: „Oh entschuldige, dass ich gegen dich gerannt bin, aber ich bin total tollpatschig und passe nie auf und ich rede auch schon wieder zu viel."
Der hübsche Junge lächelt mich an.
Naja er lacht mich eher aus.
Oh man ich bin schon wieder so unendlich peinlich und nervig, aber was soll's.
Ich bin eben wie ich bin.
„Tatsächlich nervst du etwas.Vor allem, da du gerade im Weg stehst und ich deshalb gleich meine U-Bahn verpasse.",sagt der Junge etwas unfreundlich.
Erst blicke ich ihm unfreundlich zurück, doch dann fällt mir etwas ein.
ICH VERPASSE DOCH GLEICH DIE U-BAHN.
In dem Moment, wo mir das eingefallen ist, kommen wir unten an.
Ich sprinte ganz schnell zur U-Bahn an dem fremden Jungen vorbei und komme gerade noch rechtzeitig an, denn fünf Sekunden später schließen sich die Türen hinter mir und die U-Bahn fährt los.
Zum Glück habe ich es noch geschafft, denn ich will nicht wissen was passiert wäre, wenn ich wieder zum Ballettunterricht zu spät gekommen wäre.
Ich will mich erschöpft etwas nach hinten lehnen, doch hinter mir ist irgendwas oder irgendwer.
Ich drehe mich um und sehe den Jungen von eben 10 cm vor mir stehen und woah ist der groß.
Er ist mindestens ein Kopf größer als ich.
Sag mal verfolgt der mich etwa?
„Sag mal verfolgst du mich etwa?",fragt der Junge.
Ich sag nur zwei dumme ein Gedanke.
Ich antworte etwas frech:
"Da du nach mir eingestiegen bist, verfolgst du mich ja wohl eher."
„Touché Madame, aber nein ich verfolge dich doch nicht.Ich fahre zur Waganowa-Ballettakademie um diese zu besichtigen und da diese U-Bahn nun mal dorthin fährt, muss ich wohl mit dir fahren.",kontert er.
„Besichtigen? Ich muss dort auch hin,aber ich habe dort Ballettunterricht und kenne die Ballettakademie, deshalb In und Auswendig."
„Du tanzt dort? Das ist echt unglaublich.Es ist doch total schwer dort aufgenommen zu werden ... äh... Wie heißt du eigentlich?"
Er scheint mir etwas verlegen wegen des Kompliments.
„Ich heiße Lilija und du?"
„Ich heiße Valentin"
„Valentin also.Das ist ein sehr schöner Name."
„Huch die Dame kann auch nett sein"
Ich lache ironisch auf und entgegne ihm
„Und was ist mit dem Herrn? Kann der auch nett sein? Huh?"
Er grinst belustigt und schüttelt zungeschnalzend den Kopf.
„Tz tz tz Lilija.Natürlich kann ich nett sein.Ich bin wirklich äußerst sympathisch, also wirklich."
Ich lächle ihn ironisch an und schaue dann auf meine Uhr.
Oh nein! Die Metro muss schneller fahren.
Ich habe in fünf Minuten Ballettunterricht und die Metro braucht noch zehn Minuten.
Ich werde niemals pünktlich kommen.
Nach unendlichen zehn Minuten, die sich wie Stunden angefühlt hatten, sprintete ich wie ein Verrückte aus der Metro zur Ballettakademie die direkt vor der Metro Station liegt.
Als ich endlich vor dem Tanzraum ankomme, stoppe ich kurz und atme tief durch.
Ich richte meine vollkommen verwuschelten Haare und spaziere ganz gelassen in den Raum.
„Lilija was ist diesmal deine Ausrede?", gibt Frau Tschepschenkov mit einer strengen Stimme von sich.
Ich schaue sie etwas verlegen an und entgegne ihr kleinlaut: „Die Metro ist zu langsam gefahren."
Sie schaut mich nur unglaubwürdig an und gibt mir mit einem Handzeichen zu verstehen, dass ich meine Tasche ablegen und mich zu den anderen Tänzerinnen stellen soll.
Ich tue es und höre auf die Forderungen von Frau Tschepschenkov.
Sie ist wirklich die beste Lehrerin an der Akademie, aber sie ist ziemlich streng, was ich meistens ganz gut verkraften kann.
Immer wenn ich tanze, dann ist es als würde sich die Welt aufhören zu drehen.
Ich bin einfach ich und ganz für mich.
Die Außenwelt ist einfach aus und ich lasse nichts zu mir durchdringen.
Ich bin für diese eine kleine Stunde am Tag in meiner eigenen kleinen Unendlichkeit gefangen.
Nach der Tanzstunde nehme ich meine Tasche und gehe als letztes raus.
Naja ich stolpere eher raus, denn ich fliege über die Türschwelle und mache mich schon auf den sicheren Tod gefasst, der mich beim Aufprall ganz sicher erwarten wird.
Ich warte darauf, dass ich mit voller Wucht auf den Boden knalle, doch es passiert nichts.
Huch bin ich schon im Himmel?
Sterben ist ja garnicht so schmerzhaft wie ich dachte.
Langsam bemerke ich warme Hände an meiner Taille, die mich halten.
Ich drehe mich perplex um und wen sehe ich da.
Genau.
Überraschung.
Was hatte ich auch anderes erwartet?
Es ist Valentin.
Meine Metro Bekanntschaft oder so ähnlich.
Ich mustere seine blauen Augen genauer.
Ich verliere mich in diesem tiefen Blau, was wie ein stürmisches Meer wirkt.
Die goldenen Sprenkel, die ich zuvor nicht gesehen habe, sehen aus wie Sterne am Nachthimmel.
Seine Augen wirken verschlossen.
Als würde er etwas mit aller Macht verbergen wollen.
Sie sind wunderschön.
Ich wache aus meiner Verzückung aus als sich seine Hände von meiner Taille entfernen.
„Warum muss ich immer nur dir begegnen Valentin?", frage ich ihn leicht genervt.
„Schicksal.", entgegnet er gelassen und lächelt.
Wenn ich mich nicht täusche, dann ist es sogar ein ehrliches Lächeln.
Auf einmal schaut er mir tief in die Augen und es scheint so als würde er sie entschlüsseln wollen.
Er liest mich wie ein offenes Buch und das gefällt mir ganz und garnicht.
Schnell sage ich also:"Hast du die Ballettakademie schon erkundet?"
„Noch nicht wirklich.Ich war abgelenkt von dir.", antwortet er mir ganz entspannt.
Ich schaue ihn fassungslos an.
Von mir?
Wie von mir?
„Wie hab ich dich, denn abgelenkt?", frage ich ihn ahnungslos.
„Du hast getanzt.Deine Art wie du getanzt hast, hat mich abgelenkt.", erwiderte er.
Da er wahrscheinlich merkt wie verwirrt ich bin,
sagt er:
"Du tanzt völlig in dir gefangen.
Du tanzt als wäre Frieden in dir,als wäre in diesem Moment alles gut.
Als könnte dir nichts passieren.
Die Welt stoppt für einen Moment und dann tanzt du so schwerelos.
Du bist einfach frei.
Das ist faszinierend,weil das kaum einer kann.
Niemand kann einfach entspannt sein.
Es gibt immer etwas woran die Leute denken."
Ich schaue ich ganz perplex an und kann nicht fassen, was er da eben gesagt hat.
Wie können so schöne Worte seinen Mund verlassen?
Ich bin so beeindruckt davon.
Ich bin so unglaublich dankbar.
Ich glaube ich fange gleich an zu weinen.
Mit Tränen in den Augen sage ich total emotional:
„Wow Valentin.Das war wunderschön.
Ich bin dir unendlich dankbar für deine Worte."
Er schaut mich einfach an und ich schaue zurück.
Für diesen kurzen Moment der Stille sind wir in eine Art Bann gezogen.
Wir hängen unseren Gedanken nach,aber versuchen dennoch den jeweils anderen zu entschlüsseln.
So eine Nähe zu Jungs ist mir total Neu.
Vor allem die Intensität dieses Augenblicks schüchtert mich ein.
Damit das alles hier nicht zu unangenehm wird sage ich:
„Was hast du vor als nächstes zu besichtigen?"
Er antwortet mir mit seiner schönen ruhigen Stimme:
„Ich bin mir noch nicht zu 100 Prozent sicher,aber ich habe gehört das Schloss Peterburg soll echt schön sein."
„Das ist es wirklich,aber warum guckst du dir nur die typischen Touristenattraktionen an? Wird das nicht langweilig?", entgegne ich ihm neugierig.
Daraufhin gibt er von sich:
„Ich weiß nicht,was ich sonst besichtigen soll.Ich kenne mich hier doch kaum aus."
Tja Lilija das war mal wieder eine total dumme Frage.
Du musst auch mal nachdenken.
Er kommt doch garnicht von hier.
Was mir in den Sinn springen würde, ist eine „untypische Stadtführung", aber von sowas hab ich nie gehört.
Jemand müsste ihm mal die schönen Seiten St Petersburgs zeigen, die nicht so bekannt sind.
Wo man nicht stundenlang an der Kasse steht oder umgeben von tausenden Menschen ist.
Also natürlich könnte ich das machen, aber das wäre
lachhaft.
Als wenn er das zulassen würde.
Als wenn ich so nett wäre und das machen würde.
Obwohl...
Ich könnte es ihm vielleicht mal anbieten.
Während ich mit mir selbst diskutiere, steht er nur dumm da also teile ich ihm von meinem Kompromiss mit mir selber mit:"Also wenn du möchtest, dann könnte ich vielleicht so einen Führung mit dir machen.Natürlich nur, wenn du Lust hast. Also halt so eine Insiderführung. Ich zeige dir wunderschöne Orte, die Touristen nicht kennen."
Huch das war so peinlich.
Er wird sowas von ablehnen.
Er kann mich nicht ausstehen und dann labbere ich noch so viel.
Er wird Nein sag..
„Ja gerne"
Warte was?! Er hat Ja gesagt?
Das hat er nicht gemacht.
Ich hab mich verhört.
„Was hast du gesagt?", hacke ich nochmal nach.
„Ich sagte:Ja gerne."
Überrascht gucke ich ihn an.
Okay,wenn er das will, dann mach ich das auch.
Ich meine wie könnte er auch Nein zu mir sagen?
Zu so einem wunderschönen, sympathischen, klugen Mädchen wie mir.
Stopp! Ich sollte diese inneren Monologe endlich unterlassen.
Langsam wird es echt total peinlich.
„Okay,wenn das so ist,dann müssen mir wieder zur Metrostation"
Er nickt mir einfach zu und geht an mir vorbei.
Mittlerweile weiß er ja, wo die Metrostation ist, also gehe ich ihm nach und konzentriere mich auf sein Rücken.
Man kann sehen wie sich seine Muskeln bewegen mit jeder Bewegung die er tätigt.
Es ist echt faszinierend, was ein menschlicher Körper so schaffen kann.
Wie viel er ertragen kann.
Unser Körper trägt uns zu den verschiedensten Orten und bleibt stark, wenn unsere Knie einfach aufgeben wollen.
Er arbeitet seit unserer Geburt für uns.
Seit Tag Eins ist er für uns da und genau deshalb sollten wir ihn schätzen und lieben.
Ich tauche wieder aus meinen Gedanken aus und merke, dass wir gerade aus der Akademie kommen.
Ich ziehe mir die Jacke zu als ich die eiserne Kälte spüre, die mich umgibt.
Ich blicke mich um und sehe mir die alten Häuser an die hier mit Schnee bedeckt stehen.
Die Akademie vollzieht sich fast über die ganze Straße und beeindruckt mit ihren goldenen Schnörkeln und dem dazu passenden weißen Putz.
Die kahlen Bäume stehen am Straßenrand und sehen so aus als hätte jemand ihnen ihr Leben entzogen.
Die neuen hochwertigen Autos die hier und da stehen passen nicht in diese Landschaft.
Wir gehen jetzt in das Gebäude, was zur Metro führt, also bleibt mir keine Zeit mehr die Landschaft genauer zu betrachten.
Valentin bleibt stehen und fast hätte ich es nicht gemerkt.
Ich wäre wieder gegen ihn geknallt, wenn ich nicht im letzen Moment zu ihm hochgeschaut hätte.
Ich bleibe als vor ihm stehen als er mich fragt:
„Welche Metro müssen wir nehmen?"
„Hier guck mal",sage ich und zeige auf die Anzeigetafel vor uns.
„Wir müssen zu Gleis 7", antwortet er als er es sich durchgelesen hat und marschiert los.
Er könnte mir wenigstens etwas sagen.
Er geht ohne Vorwarnung los und stoppt ohne Vorwarnung.
Er kann ja auch mal reden und nicht immer so auf geheimnisvoll tun.
Ich fühl mich dann auch wie so ein anhängliches Kleinkind, wenn ich ihm so hinterher dackel.
Dieser Junge treibt mich langsam in den Wahnsinn.
Als wir bei Gleis 7 angekommen sind setzt Valentin sich auf eine freie Bank und mal wieder ohne mir was zu sagen.
Ich setze mich neben ihn und fahre mir mit meinen Händen über mein Gesicht.
Ich muss an mein Bruder denkt.
Wie es ihm wohl gerade geht?
Naja sicherlich nicht hervorragend, wenn man seine aktuelle Lage bedenkt.
Er hat es ja theoretisch verdient, aber ich gebe in gewisser Weise auch mir die Schuld.
Warum hab ich nichts gemerkt?
Wir hatten doch so ein gutes Verhältnis und er konnte es irgendwie trotzdem verbergen.
Ich verstehe das ganze einfach nicht.
Ich merke wie Valentin mich etwas besorgt von der Seite betrachtet, aber ich ignoriere es einfach.
Einige Zeit sitzen wir einfach schweigen nebeneinander.
Unseren Gedanken nachhängend.
„Lilija ist alles in Ordnung bei dir?",fragt er mich ruhig.
Ich antworte mit einer kleinen Lüge: „Ja.Wieso fragst du?"
„Du schaust so besorgt aus."
Er wirkt ziemlich einfühlsam und irgendwie besorgt.
Das ist er bestimmt nicht.
Er kennt mich ja noch nicht lange.
„Nein das ist nichts wichtiges.", antworte ich ihm schon wieder mit einer Lüge.
„Okay wenn du meinst.", spricht er sehr unglaubwürdig aus.
Zum Glück kommt jetzt die Metro.
So kann ich vorerst unangenehmen Fragen aus dem Weg gehen.
Wir stehen also auf und steigen ein.
Ich schaue mich nach einen Platz um und finde Valentin der auf einem Platz sitzt und mich zu sich winkt.
Ich gehe also irgendwie banal lächelnd zu ihm hin und nehme neben ihm Platz.
„Also meine liebste Lilija.Willst du mir verraten, was wir nun vor haben."
„Mein liebster Valentin das wird wohl ein Geheimnis bleiben."
Er sieht mich gespielt traurig an und schmollt wie ein Kleinkind.
Ich sehe tadelnd zurück und schüttele den Kopf.
Er schaut daraufhin bockig aus dem Fenster einer der tief gelegensten Metros der Welt.
Ich fühl mich gerade wie die Mutter eines Sohnes, der unbedingt Süßes will.
Ich lächle vor mich hin und stelle fest das mein ganzes Leben ein Schmetterlings Effekt ist.
Sowie der Schmetterling in Brasilien einen Tornado in Texas auslöste, löste ich das Zusammentreffen mit diesem Idioten der neben mir sitzt aus durch meine Zuspätkommen.
Jedes noch so kleine Ereignis, kann ein Auslöser für ein großes Ereignis sein mit dem wir niemals im Leben gerechnet hätten.
Das Leben ist ein begrenztes unbestimmtes Etwas.
Nie können wir etwas genau vorhersagen.
Nicht mal in der Wissenschaft gibt es 100 Prozent.
Es sind niemals mehr als 99,9 Prozent.
„Nächste Station:Grand Maket Russia"
Ich werde hellhörige als die Computerstimme die nächste Station von sich gibt.
Ich stehe auf und gebe auch Valentin bescheid, dass wir gleich aussteigen werden.
Er steht ebenfalls auf und gesellt sich zu mir.
Als die Metro um eine kurve Fährt falle ich zur Seite und genau in seine Arme.
Er reagiert schnell und umgreift meine Arme.
Ich halte mich an seinem Bauch fest und verteufele, dass ich so unglaublich tollpatschig bin und nicht mal vernünftig stehen kann.
Was kann ich überhaupt?
Das lassen wir jetzt mal.
Mich selbst schlecht zu machen bringt mich im Moment auch nicht weiter.
Ich schaue mit einem schiefen Lächeln nach oben und erblicke Valentin der mich bis eben gemustert hat.
Scheint jedenfalls so.
„Lilija du bist echt verdammt tollpatschig."
„So wurde ich eben geboren.Das ist alles genetisch veranlagt."
„Meinst du nicht, dass das eine faule Ausrede ist?"
„Ich und faule Ausreden? Nö kann nicht sein"
Gerade nachdem ich zu Ende gesprochen hatte, öffnen sich die Türen.
Menschen strömen aus der Metro und wir gleich mit.
Valentin greift meine Hand, was mein Herz hüpfen lässt.
Wahrscheinlich macht er das nur damit ich ihm nicht verloren gehen bei den vielen Menschen die um uns herumwuseln.
Alle mit einem anderen Ziel.
Es muss von außen bestimmt lustig aus wie ich und Valentin uns durch die Menschen quetschen.
Denn nur Valentin quetscht sich so hier und da durch.
Ich stolpere ihm nur hinter her wie ein kleines Kind, was nicht aufpasst, aber trotzdem seine Mami nicht verlieren möchte.
Nach einer gefühlten Unendlichkeit entkommen wir den Menschenmassen und der elendigen stickigen Luft.
Draußen atme ich erstmal tief durch und löse mich von Valentin.
Daraufhin mache ich einen auf Valentin und marschiere einfach los.
Wir müssen nur ein Stückchen gehen und sind da.
Wir  stehen vor einem prunkvollen Eingang und spazieren gelassen hinein.
Drinnen mache ich meine Jacke auf und bezahle den Eintritt für Valentin und mich.
Ich drehe mich zu ihm um und gebe ihm sein Ticket.
Er nimmt es nur zögerlich an sich und schaut mich böse an.
Huch was hat der denn auf einmal.
„Nur damit das für die Zukunft klar ist Lilija.
Der Mann bezahlt immer."
Achso jetzt weiß ich was er hat.
Dann kann er eben das nächste Mal bezahlen.
Ich meine ich spare Geld, also warum nicht?
Nun ja so geizig bin ich nicht.
Mir fehlt es nicht unbedingt an Geld, also kann ich auch mal was ausgeben.
Ich sollte echt aufhören ständig innere Monologe zu führen.
Ich werde noch komplett verrückt, wenn ich nur mit mir selbst rede.
Wir betreten beide die Ausstellung und schauen uns um.
Während er begeistert guckt, gucke ich eher gelangweilt, da ich hier schon zu oft war.
Das ist eine Lüge.
Ich wollte nur einmal wie diese beliebten Mädchen wirken.
In Wirklichkeit schaue ich auch absolut begeistert, obwohl ich hier schon so oft war.
„Lilija was ist das hier? Das ist echt heftig.", fragt mich Valentin begeistert.
Ich schaue ihn an und antworte ihm freudig:
"Das hier, mein Lieber, ist Russland im Miniaturformat."
Seine Augen glänzen wie bei einem kleinen Kind, was gerade Eis gesehen hat.
Kann es sein, dass ich ihn ständig mit einem kleinen Kind vergleiche?
Ich meine ja es ist so, aber wenn er sich ständig so benimmt, kann ich nur wenig dafür.
„Woher kennst du diese Ausstellung? Eine Touristenattraktionen ist das ja nicht gerade.", fragt er mich.
„Ich war hier früher oft mit meinem Vater.
Er hat hier in der Nähe gearbeitet und es zufällig entdeckt.
Ich war von Tag eins begeistert, dass Menschen so etwas erschaffen können.
Es ist einfach wunderschön und man muss nicht im Land herumreisen.", entgegne ich ihm gelassen.
„Ich schau mich hier jetzt mal genauer um Lil."
Lil?
Hab ich jetzt einen Spitznamen?
Das ging ja schnell, aber wenigstens ist es ein guter Spitzname.
„Nur zu.Schau dich um Vale."
Ich kann das auch.
Einfach so Spitznamen geben.
Valentin entfernt sich etwas von mir und betrachtet alle genauestens, was ich irgendwie süß finde.
Ich gehe in die andere Richtung und schaue mich ebenfalls um.
Gerade als ich beim roten Platz in Moskau angekommen bin, stoße ich gegen jemanden.
Warum immer ich?
Warum zum Engel muss ich immer so unglaublich tollpatschig sein?
Ich muss nicht mal schauen gegen wen ich gelaufen bin, denn dieser jemand lacht mich schon mit seiner engelsgleichen Lache aus.
Ich richte mich auf und reibe mir die Hüfte, die beim Aufprall zu Schaden gekommen ist.
Als ich Valentin so betrachte wird mir auch zum Lachen zu Mute und so stehen wir beide da neben dem Miniaturmoskau und lachen uns beide kaputt und einzige allein bin ich der Grund, aber er könnte ja wenigstens aufpassen, wo er hinläuft.
Ich schlage ihm leicht auf seinen Bauch an und er zuckt für einen kurzen Moment zusammen und schaut mich irgendwie traurig an.
Huch?
Was hab ich denn schon wieder gemacht?
Was hat er?
Er fasst sich relativ schnell und schaut mich abwartend an.
„Sollen wir zum nächsten Punkt unsere „Führung" gehen?",frage ich ihn vorsichtig.
„Ja ich wollte dich sowieso fragen, da ich schon fertig mit schauen bin.", antwortet er mir und geht zum Ausgang.
Ich folge ihm, aber bin immer noch leicht verwirrt auf Grund seiner Reaktion auf meinen „Schlag".
Ich sollte nicht all zu viel darüber nachdenken.
Schließlich geht mich das rein gar nichts an.
Ich bin nur ein fremdes Mädchen, was so nett ist und ihn in St.Petersburg herumführt.
Soll ich seine Hand nehmen?
Er weiß ja nicht wo wir hin müssen und es wäre doch logisch oder nicht?
Also greife ich nach seiner Hand und schaue ihn an um seine Reaktion zu sehen.
Erst guckt er verwirrt, doch lächelt dann frech und verschränkt seine Finger mit meinen.
Wahrscheinlich hat er das nur getan, damit ich ihm nicht verloren gehe.
Gerade kommen wir an einem See vorbei und ich betrachte ihn genauer.
Es liegt eine dünne Schneeschicht über dem glatten Eis und um den See herum stehen vereinzelt Tannen und Bänke, wo Menschen jeder Art sitzen und ihr Leben leben.
Alle haben ihr eigenes Leben, was sie sich mühevoll aufgebaut haben.
Alle haben ihre eigenen Probleme.
Trotzdem nehmen wir uns jeden Tag Zeit für unsere Mitmenschen.
Wir lassen sie in unser Leben rein und riskieren, dass sie es schädigen können.
Wir stecken so viele Vertrauen in andere Menschen und das ist einfach angsteinflößend, aber zugleich so beeindruckend.
Ich sehe nach rechts und gucke mir Valentin an.
Er hat mich in gewisser Weise in sein Leben gelassen und mir Vertrauen geschenkt.
Hat er das wirklich?
Vertraut er mir?
„Vertraust du mir Valentin?", frage ich ihn zögerlich.
„Lilija, jemanden zu Vertrauen ist eine große Sache.
Ich kenne dich kaum, aber ich laufe hier Hand in Hand mit dir. Dazu gehört im gewissen Maße auch Vertrauen.
Ein Stückchen Vertrauen hab ich dir schon geschenkt.", entgegnet er mir.
„Vertraust du mir Lilija?"
„Nachdem du mich unzählige Male davor gerettet hast, dass ich den Boden küsse, vertraue ich dir.
Noch nicht vollkommen, da das schwer ist, aber ein Stücken Vertrauen hab ich dir ebenfalls geschenkt.",
antworte ich ihm ruhig.
Er lächelt mich an.
Wahrscheinlich auf Grund der Bemerkung, dass er mich schon oft vorm Hinfallen gerettet hat.
Dafür bin ich ihm auch absolut dankbar, denn ohne ihn, hätte ich wahrscheinlich schon einen blutige Nase und viele blaue Flecken.
Als wir an einer freien Bank vorbeikommen, ziehe ich Valentin dort hin und setze mich drauf, was er mir ebenfalls nachmacht.
„Valentin erzähl mir etwas über dich."
„Ich heiße Valentin. Ich glaube, dass nichts aus Zufall passiert. Alles, was uns wieder fährt ist Schicksal."
Nun mit so einer Antwort hätte ich niemals gerechnet.
Er ist wirklich etwas besonderes.
Allein schon diese Antwort auf meine Frage ist außergewöhnlich.
„Lilija erzähl mir etwas über dich.",fragt er und ich beschließe ihm genauso zu antworten wie er mir.
„Ich bin Lilija.Ich glaube, dass Menschen Kämpfer sind.Menschen kämpfen sich durchs Leben und wenn sie sterben, dann haben sie aufgehört zu kämpfen und werden in die ewige Freiheit geschickt.", antworte ich ihm.
Wir beide haben uns unsere Ansichten mitgeteilt und ich denke, dass dies Vertrauen und vor allem Akzeptanz von beiden Seiten fordert.
Langsam fange ich an in dieser unendlich Kälte zu frösteln.
Deshalb reibe ich mir die Hände und kuschele mich noch mehr in meine dicke Jacke ein.
Valentin beobachtet mich dabei und runzelt seine Stirn.
Daraufhin fragt er:"Ist dir etwa kalt?"
„Ja ein bisschen vielleicht.", entgegne ich ihm verlegen.
„Wollen wir uns nicht vielleicht in irgendein Café setzen?
Dann wird sich sicher wärmer.", sagt er mit Besorgnis im seiner Stimme.
Oh er kann auch besorgt sein.
Das ist mir wirklich neu, aber die Seite mag ich an ihm.
Es gefällt mir, dass er in gewisser Weise Gefühle zeigt.
Schnell antworte ich ihm:
"Ja klar.Ich kenne ein gutes Café hier in der Nähe."
Er steht nach meiner Antwort auf und zieht mich mit ihm hoch.
Der Junge ist auch wirklich Stark.
Wenn er so einen Elefanten wie mich nach oben ziehe kann, dann muss er wirklich ziemlich stark sein.
Wieder laufen wir hier Hand in Hand auf dem Gehsteig nebeneinander her und hängen unseren eigenen Gedanken nach, doch ich zerstöre diesen Moment der Stille und frage:
„Was begeistert dich?"
Valentin blickt zu mir herunter und sagt:
„Mich begeistert vieles.
Mich begeistern Kinder, die alles hinterfragen.
Mich begeisterten Menschen, die wirklich nachdenken.
Mich begeistern Menschen, die das Leben verstanden haben.
Mich begeistert, wie du tanzt.
Mich begeistern Menschen die ehrlich sind.
Was begeistert dich Lilija?"
„Ich bin ziemlich begeisterungsfähig.
Mich begeistert zum Beispiel die Medizin.
Es ist einfach unglaublich mit was man Menschen heilen kann.
Mich begeistern Menschen die von Grund auf Kämpfer sind.
Mich begeistert dieses Strahlen in den Augen, wenn man glücklich ist.
Mich begeistert es, wenn Menschen ein reines Herz haben."
Wir wissen, dass wir uns keine Antwort geben müssen.
Irgendwie reicht es, wenn wir die Wärme des jeweils anderen an unseren Händen spüren.
Es reicht vollkommen aus, dass wir in diesem Moment einfach da sind.
„Valentin?", frage ich zögerlich.
„Ja?", antwortet er in Gedanken versunken.
„Meinst du nicht, dass dieser Moment hier irgendwie paradox ist, aber dennoch für die Unendlichkeit geschaffen?"
„Wie meinst du das?"
„Ich meine, dass wir uns heute Morgen auf einer Rolltreppe kennengelernt haben und jetzt Hand in Hand an einem See entlang laufen und tiefgründige Gedanken teilen.
Aber genau so welche Momente sind für die Unendlichkeit geschaffen oder etwa nicht?"
Er bleibt langsam stehen und ich tue es ihm gleich.
Dann stellt er sich vor mich und nimmt meine andere Hand auch noch in seine.
Er guckt mir in die Augen und sagt:
„Ja Lilija genau so welche Momente wie dieser sind für die Unendlichkeit geschaffen.
Man möchte, dass er nie aufhört und ganz kurz ist dieser Moment unendlich.
Das hier ist unsere kleine Unendlichkeit."
Ich sehe ihn berührt an und bin ganz perplex.
Wie können so schöne Worte aus seinem Mund kommen?
Ich flüstere mit Tränen in den Augen:
„Unsere kleine Unendlichkeit"
Er nickt und legt seine Arme um mich.
Er umarmt mich.
Erst bin ich völlig verwirrt und erwidere die Umarmung nicht, doch nach kurzer Zeit fasse ich mich wieder und lege meine Hände vorsichtig um seine Taille.
Ich spüre wie seine Wärme mich umhüllt und genieße sie.
Ich spüre wie sein Herz an meiner Brust schnell pocht.
Ich rieche seinen unwiderstehlichen Duft nach Vanille und Zimt.
Ich spüre wie sein warmer Atem an meinem Nacken sanft abprallt.
Für so welche Augenblicke ist das Leben geschaffen.
Ich schließe meine Augen und lehne mich an ihn.
Ich lasse mich einfach fallen und genieße diese Geborgenheit.
Dieses Gefühl ist unglaublich.
Es fühlt sich so an als wäre ich hier richtig.
Als wäre alles richtig gewesen, was ich getan habe, damit dieser Moment Wirklichkeit wird.
Es fühlt sich so an als wäre dieser Moment nur für uns beide geschaffen.
Je länger unsere Umarmung dauert, desto wohler fühle ich mich.
Ich bewege meine Hände ein Stück, sodass sie seitlich an seinem Bauch liegen.
Er verkrampft sich sofort und löst sich aus der Umarmung.
Ich schaue ihn verwirrt an und er starrt nur mit einem verletzten Blick in die Ferne.
Er fängt sich schnell und schaut mich dann liebevoll an und sagt:
„Sollen wir weiter gehen?"
Ich nicke ihm zu und fange an meine Beine zu bewegen.
Valentin läuft ein Stück hinter mir und scheint verschlossen und sehr nachdenklich.
Warum reagiert er immer so empfindlich, wenn ich ihm am Bauch anfasse?
Ich kann mir nicht erklären, was er hat.
Schon im Museum war er so, nachdem ich ihm am Bauch angefasst habe.
Ich tauche aus meinen Gedanken auf und sehe bereits das Café, was nur noch ein paar Schritte entfernt ist.
Ich steuere darauf zu und sehe Valentin der zu mir blickt und mir daraufhin folgt.
Ich öffne die Tür und höre ein Klingeln, was dabei ertönt.
Ich trete ein und halte die Tür für Valentin auf, der kurz nach mir eintritt.
Er schaut sich um, um für einen freien Tisch Ausschau zu halten.
Sein Blick gleitet nach rechts zu einem freien Tisch in der hintersten Ecke des Cafés.
Er läuft dort hin und ich folge ihm geschwind.
Als ich ankomme, steht er auf und schiebt den Stuhl vom Tisch weg, damit ich mich drauf setzen kann.
Nachdem ich es mir auf dem Stuhl gemütlich gemacht habe, schiebt er den Stuhl wieder zum Tisch hin und setzt sich selber wieder hin.
Ich starre ihn an und betrachte seine dunklen Haare genauer.
Sie sind etwas gelockt und fallen ihm auf die Stirn.
Ich habe das verlangen ihm seine Haare von der Stirn zu streichen und hebe schon meine Hand, aber dazu kommt es nicht, denn die Kellnerin platzt dazwischen in dem sie sagt:
„Hallo.Was kann ich ihnen bringen?"
Bevor ich antworten kann, antwortet Valentin ihr:
„Bitte zwei mal Kakao mit Milchschaum"
Warum werde ich eigentlich immer davon abgehalten irgendwas zu tun?
Erstmal kommt mir diese Kellnerin dazwischen und dann Valentin.
Oh mein Engel!
Warum ist mein Leben so anstrengend?
„Lilija ich möchte dir etwas erzählen."
„Na dann schieß los."
„Das ist für mich nicht einfach und sicherlich hat dich schon etwas an meinem Verhalten gewundert und ich würde es dir gerne erklären.
Ich habe bisher noch niemanden davon erzählt.
Ich komme mit dieser Sache immer noch nicht vollkommen klar, aber vielleicht hilft es mir, wenn ich mich jemanden anvertraue.
Also-„
„Hier ihr Kakao",sagt die Kellnerin freundlich und verschwindet wieder schnell.
Muss diese Trulla immer dazwischenfunken?
Sie sieht dich ganz genau,dass Valentin redet.
Ich schaue Valentin ganz gespannt an und warte darauf, dass er weiter redet.
„Also es war ein ganz normaler Tag.
Die Sonne hat sogar geschienen.
Ich habe mich wie immer fertig für die Schule gemacht und dann kurz vor halb acht bin ich runter zur Bushaltestelle gegangen.
Ich begrüßte meine Freunde und wir stiegen alle in den Bus ein.
Als wir an der Schule ankamen, war alles völlig normal.
Wir gingen alle in unsere Klassen und ließen den Unterricht über uns ergehen.
In der Pause machten wir wie immer unsere Witze und lachten als wäre in diesem Moment alles gut.
Als hätten wir keine Probleme.
Dann fing es ganz langsam komisch zu werden.
Wir hörten Schüler die anfingen zu schreien.
Wie hörten Lehrer, die den Schülern irgendetwas ganz ruhig erklärten.
Wir wussten nicht, was los war.
Langsam gerieten wir alle in Panik, als Schüler wild umher rannten und komplett panisch wurden.
Manche fingen sogar an zu weinen.
Ich spürte wie sich Angst und Panik in mir ausbreiteten.
Ich fing langsam an zu zittern und mein Herz pochte so schnell wie noch nie zuvor.
Ich war vollkommend unwissend, aber ich wusste, dass hier irgendwas schlimmes passiert sein musste.
Ich fing sogar langsam an übermäßig zu schwitzen und meine Brust zog sich immer wieder zusammen.
Langsam bekam ich es mit der Todesangst zu tun.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte.
Ich hatte das Gefühl, dass ich völlig die Kontrolle verlor.
Ich stand total neben wir und dachte, dass ich verrückt werde.
Ich realisierte gar nichts und hörte die Schreie der Schüler nur noch gedämpft.
Plötzlich hörte ich aber noch Schüsse.
Meine Freunde riefen mir irgendetwas zu, doch ich hörte nicht richtig zu.
Ich war so in mir gefangen, dass ich den Ernst der Situation erst im letzen Moment kapierte und da war es schon zu spät.
Vor mir stand plötzlich ein Mann mit einer Waffe.
Meine Angst kontrollierte mich und alle meine Sinne setzten für einen kurzen Moment aus.
Nach diesem kurzen Moment verstand ich und rannte los, doch es war zu Spät.
Es fiel ein Schuss und dieser traf mich genau am Bauch.
Ich fiel zu Boden und spürte nur noch diesen unglaublichen Schmerz.
Tränen rannten aus meinen Augen und ich hörte in meinen Ohren nur noch ein Piepen.
Ich tastete mein Bauch ab und spürte warmes flüssiges Blut an meinen Händen.
Ich hielt mir meine Hände an den Bauch um die Blutung irgendwie zu stoppen, doch ich hörte nicht auf zu bluten.
Langsam tat es auch nicht mehr so weh.
Ab dem Zeitpunkt wurde mir schwarz vor den Augen und ich trat komplett weg.
Ich bin erst im Krankenhaus wieder aufgewacht.
Dort sagten mir die Ärzte, dass ich ziemlich Glück hatte, da kein Organ getroffen wurde und ich somit wieder Fit werden würde.
Aus diesem Grund reagiere ich auch immer so unglaublich empfindlich, wenn du mich am Bauch anfasst.
Diese Wunde trägt ein Schmerz mit sich den ich nie wieder spüren möchte.
Dieser Tag letzten Jahres war der schlimmste, den ich jemals erlebt hatte.
Dieses Erlebnis sitzt immer noch tief in mir und ich kann es nie vergessen.
Der Amoklauf auf dem Gymnasium in Moskau, wo ich drauf war werde ich niemals vergessen Lilija."
Ich blicke ihn geschockt mit Tränen in den Augen an.
Das kann nicht wahr sein.
„Das tut mir so unglaublich leid.Kennst du den Täter?", frage ich ihn, obwohl ich die Antwort genau weiß.
„Ja es war dieser Oleg Iwanow. Ich hasse ihn dafür, was er mir und meinen Mitschülern angetan hat."
Ich fange an zu weinen und kann es nicht fassen.
Warum wurde ihm das angetan?
Ich verstehe immer noch nicht, wie Oleg dies tun konnte.
Ich bin komplett geschockt und verwirrt und wahrscheinlich sieht man mir das auch an, denn Valentin sieht mich an und nimmt dann meine Hände in seine.
„Valentin?", sage ich komplett aufgelöst.
„Was ist Lilija?", antwortet er mich besorgt.
Ich kann es ihm nicht sagen.
Er wird mich auf ewig hassen.
Er wird mir die komplette Schuld an allem geben.
„Lilija?",fragt er zögerlich.
Ich gucke ihn an sage:„Ich kenne den Täter persönlich."
Er blickt mich fassungslos an und fragt dann:
„Wie? Woher?"
Ich zögere.
Wie soll ich es ihm sagen?
Er muss er wissen.
Er soll nicht ahnungslos bleiben.
Also sage ich, was gesagt werden sollte.
Er hat verdient die Wahrheit zu erfahren.
Er hat verdient zu wissen mit wem er hier sitzt.
„Valentin ich kenne den Täter persönlich, weil er mein Bruder ist."

ENDE

Unsere kleine Unendlichkeit - Kurzgeschichte Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt