Sicht: Taehyung
Wie geplant, hatte ich mich wieder mit Jimin getroffen. Dieses mal, führte er mich durch einen kleinen Park in der Stadt. Draußen schien die Sonne, es war angenehm warm, sodass ich im T-Shirt rausgehen konnte. Wir liefen nebeneinander, während Jimin mir eine Geschichte über den Ort erzählte.
"Den Baum bin ich mal hochgeklettert, bin dann aber wieder runtergefallen." sagte Jimin lachend und deutete auf einen großen Baum. Ich lachte ebenfalls etwas, aber hörte sofort wieder auf, als ich den Baum genauer betrachtete. Warum kommt es mir so vor, als wäre ich auch schon mal auf den Baum geklettert? Und wieder nicht alleine. Da musste jemand dabei sein. Jemand, an den ich mich nicht mehr erinnern kann.
"Alles okay, Taehyung?" fragte mich Jimin, als er merkte wie ich den Baum förmlich anstarrte. Ich will gar nicht wissen, wie bescheuert das aussah. "Ja, alles gut..." beantwortete ich seine Frage. So gingen wir weiter.Am Ende des Parkes war ein kleiner See und daneben stand eine Bank, auf welcher zwei kleine Jungen saßen. Sie redeten miteinander und schienen viel zu lachen. Ihre Gesichter konnte ich nicht sehen, da sie mit dem Rücken zu uns saßen. Aber trotzdem war ich mir sicher, dass sie echt cute waren.
"Lass uns auf der Bank sitzen." schlug Jimin vor, woraufhin ich ihn mit großen Augen ansah. "Aber da sind doch die zwei Jungen, Hyung." "Welche Jungen?", Jimin guckte verwirrt zur Bank und dann wieder zu mir, "Da ist doch niemand." Ich runzelte die Stirn und sah noch mal die beiden Jungen an. Langsam lief ich von hinten auf sie zu. Gerade als ich einen von ihnen anstupsen wollte, waren sie einfach nicht mehr da. Einmal habe ich geblinzelt und sie sind verschwunden. Ich schwöre auf mein Leben, da waren diese kleinen Jungen!
"Oh..." gab ich leise von mir. "Ich glaube du brauchst mehr Schlaf, sonst hast du öfters solche Tagträume. Du solltest vielleicht mal den Arzt fragen, ob das eine Nachwirkung ist oder so." meinte Jimin, der sich nun auf die Bank setzte, wo für mich gerade noch die Kinder saßen. Ich setzte mich neben ihn, realisierte dabei immer noch nicht, was gerade passiert war. Mich ließ dieser Gedanke einfach nicht in Ruhe. Sehe ich etwa Geister? Oder drehe ich einfach nur durch nach dieser ganzen Krankenhaus-Geschichte? Oder brauche ich wirklich einfach nur mehr Schlaf, so wie es Jimin gesagt hat? Aber ich war mir so sicher, dass die Beiden da saßen! Ich habe sie gesehen! Das kann doch nicht von den Behandlungen kommen.Noch immer vestört hörte ich Jimin zu, wie er über den See vor uns schwärmte. Der kommt mir übrigens echt bekannt vor. Das alles erinnert mich wieder an eine Person. Wieder eine so bekannte Situation.
Ich verfluchte mein Gedächtnis dafür, dass ich mich einfach nicht erinnern konnte. Es war wie ein unscharfes Bild vor mir. Ich wollte dieses Bild aber unbedingt in scharf sehen."Es wird ja voll kalt hier. Ist dir nicht kalt, Tae?" fragte Jimin und umarmte sich praktisch selber, indem er seine Arme um seinen Körper schlang. Sowas habe ich schon mal gesehen. Genau das Gleiche habe ich schon mal erlebt, da bin ich mir ganz sicher. Aber nicht mit Jimin. Es war ein anderer Junge gewesen. "Nein, Kleiner, mir ist nicht kalt." antwortete ich und wunderte mich direkt darüber, was ich gesagt hatte. Kleiner? Was ist denn bitte falsch mit mir. "Ey, ich bin nicht klein!" schmollte Jimin. Scheiße, woher kenn ich das?! "Ich bin dein Hyung!" Und da war es wieder weg. Dieses Gefühl, dass es schonmal passiert ist.
"Sorry, hab ich irgendwie automatisch gesagt..." erklärte ich ihm, was er mit einem Nicken beantwortete. Es schien ihn nicht weiter zu stören. Aber mich störte es. Warum sage ich sowas? Schlimm ist es ja nicht wirklich, dennoch stört es mich. Warum kommen aus meinem Mund Wörter, die ich gar nicht sagen will? Ich werde echt seltsam. Alles wird seltsam.Ich und Jimin saßen noch eine Weile auf der Bank und genossen die Wärme der Sonnenstrahlen, die auf uns fielen. Jimin erzählte ab und zu Geschichten über den Park. Ich versuchte ihm so gut es ging zuzuhören, manchmal musste ich aber wieder an die Jungen denken. Sie sahen so real aus. Warum bilde ich mir Kinder ein? Ich habe nichts mit Kindern zu tun. Kannte ich die vielleicht auch mal?
"Worüber denkst du nach?" riss mich plötzlich Jimins Stimme aus den Gedanken.
"Über die Jungen von vorhin..." gab ich offen zu und sah ihn etwas verzweifelt an. Was, wenn ich verrückt werde? Jimin legte eine Hand auf meine Schulter. "Achso, verstehe...Versuch mal mehr zu schlafen und wenn das dann dadurch nicht besser wird, frag den Arzt. Falls du nicht einschlafen kannst, kann ich dir Schlaftabletten geben. Hast du sowas zum ersten mal?" Ich nickte. "Vielleicht ist es ja auch nur einmalig. Aber danke für deine Hilfe, Hyung. Ich versuche heute früher ins Bett zu gehen." "Bitte sehr." lächelte Jimin.Nachdem wir noch ein bisschen redeten, verließen wir den Park. Jimin ist nämlich eingefallen, dass er noch irgendwas wichtiges erledigen muss, wovon ich ihn natürlich nicht abhalten wollte. Als sich unsere Wege trennten, verabschiedeten wir uns voneinander und ich lief zu mir nach Hause. Klar dachte ich wieder über meine Vision nach. Warum kommen mir so viele Sachen einfach bekannt vor? Und warum gibt es so viele Situationen, bei denen ich das Gefühl habe, ich hätte sie schon mal erlebt? Nur mit einer anderen Person, die mein Gedächtnis anscheinend nicht akzeptieren will. Irgendwie muss ich mich doch erinnern können. Ich will mich daran erinnern.
Zu Hause machte ich mir einen Kaffee und setzte mich dann mit der warmen Tasse vor meinen Fernseher. Ich versuchte alle meine Erinnerungen aus meinem Gedächtnis zu holen, während im Fernsehen eine Serie lief, der ich keine Beachtung schenkte. Die Person, welche ständig in meinem Kopf auftauchte, musste doch ein enger Freund sein, sonst müsste ich nicht ständig daran denken. Es musste jemand wichtiges für mich sein. Aber wohin ist die Person veschwunden, wenn sie mir so wichtig war? Wurde ich ersetzt? Oder habe ich vielleicht ersetzt? Haben wir gestritten? Oder wurden wir gegen den Willen getrennt? Zu viele Sachen, die alle stimmen könnten. Was ich weiß, ist, dass es keine Einbildung sein kann. Ich spüre, dass dieser Mensch existiert, auch wenn ich nicht weiß wie.
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Two Worlds
FanfictionQuälende Träume, immer wieder das gleiche Gesicht und die Sehnsucht nach einer Person, die nur Einbildung sein könnte. Das ist Jungkooks Welt. Verwirrende Erinnerungen, das Verlangen nach einem verlorenem Menschen und eine mühsame Suche. Das ist Tae...