Dämonen

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Sie wollte diese Waffen. Sie wollte sie so sehr. Mehr als sie je etwas anderes gewollt hatte.
Es juckte ihr so sehr in den Finger, sie wollte sie endlich besitzen, sie wollte das schwarze Holz der Griffe spüren, sie wollte mit den Fingerkuppen über die Einkerbungen fahren sie wollte wissen wie die Klingen sich anfühlen wenn sie sie durch die Luft wirbelte.
Nein. Sie wusste es schon. Diese Waffen, es waren ihre, sie waren für sie gemacht.
Es war als wäre sie mit diesen Waffen bereits geboren Worden, als hätte sie sie bereits ihr ganzes Leben an ihrer Seite gehabt.
Dabei hatte sie sie vor gerade einmal zwanzig Sekunden in einem Laden entdeckt. Einem überteuerten Laden. Einem überteuerten Laden mit einem unfreundlichen Ladenbesitzer der keinerlei Geduld und Verständnis hatte.
Diese Waffen waren ihre! Punkt. Aus. Ende.
Jetzt musste sie das nur noch dem Rest der Welt klarmachen.
Sie holte Luft, rückte die Schultern nach hinten und trat die Tür ein.
Ein Fehler wie sie direkt bemerkte den sofort brüllte der Besitzer sie an.
"Was soll das! Das hier ist ein respektables Etablissement und keine Rattenschenke!"
"Ist ja gut alter, jetzt beruhigt dich mal, ist doch nicht passiert." versuchte sie den Mann zu beruhigen. Seine Augen funkelten so zornig wie sie es schon seit langer Zeit nicht mehr gesehen hatte, vielleicht hätte sie ihn nicht Alter nennen sollen.
Aber er hielt den Mund also schloss sie die Tür. Vorsichtig.
Dann legte sie ein strahlendes Grinsen auf mein Gesicht, drehte sich schwungvoll um und lief auf den Tresen zu.
"Also, Alter, zeig mal was du hast. Ich will den schärfsten Stahl sehen den zu bieten hast. Nichts mit eingemixten Rauchstahl, das erkenne ich."
"Raus!" war die einzige Antwort die sie bekam. Sie hatte schon wieder Alter gesagt, fiel ihr auf. Sie war nicht so gut darin, die Dinge die sie sich vornahm auch einzuhalten Insbesondere wenn es darum ging ihre Persönlichkeit zu unterdrücken.
"Okay, okay ich hab verstanden." sie hob die Hände. "Es tut mir leid, ich werde anständig sein, okay. Freunde A...?" sie hätte fast schon wieder alter gesagt, aber nur fast.
Der alte sah immer noch so aus hätte sie ihm ein fauliges Hühnerei vorgelegt und verlangt er solle es essen.
Aber nach einer langen Sekunde des Schweigens in der ihr erzwungenes Lächeln arg anfing zu bröckeln, knurrte er: "ich biete ausschließlich Waffen aus dem feinsten Quarzsilberstahl aus den Mienen im Astralgebirge an." seine Augen waren winzige Schlitze. "und die wenigen die nicht von da sind sind noch teurer. Also wie willst du das Bezahlen, du siehst genau so aus wie die letzte Gossenratte die hier reingekrochen kam und nach Abfällen gebettelt hat aus."
Ah, wenn er nur wüsste wer sie war. Wobei, es würde ihr auch nichts nützen den noch war sie kaum mehr als ein Niemand, und diejenigen die ihren Namen kannten würden ihr ohnehin nichts verkaufen, aber davon mal abgesehen.
Sie würde sich noch einen Namen machen. Einen Namen den die ganze Welt kennen würde, aber davor, oder vielleicht auch dazu, brauchte sie diese Waffen.
Sie kramte in einer der großen Manteltaschen und holte einen kleinen ledernen Beutel heraus. Zähne hingen daran. In dem Beutel klimperte es vielversprechend.
"Das hier sollte deine Fragen beantworten." wieder musste sie sich auf die Unterlippe beißen um nicht "Alter" zu sagen.
Der Mann sah sie an. "Damit wirst du hier nicht weit kommen. Verschwende nicht weiter meine Zeit."
Sie machte sich daran den Beutel zu öffnen. "Nichts da, Alter, das hier ist das beste Koboldsilber das du diesseits der Roten Ebbe finden wirst!" sie lange in den Beutel und fische nach einer der Münzen, doch sie kam nicht weit denn der Beutel wurde ihr aus der Hand gefegt und sie stolperte rückwärts, nicht ganz begreifend was gerade passierte.
"KOBOLDSILBER! DU VERLOGENES STÜCK! VERSCHWINDE AUS MEINEM LADEN UND LASS DICH HIER NIE WIEDER BLICKEN! WIE KANNST DU ES WAGEN HIER MIT KOBOLDSILBER EINZUTRETEN DU KANNST FROH SEIN DASS ICH DIR DIE WACHEN NICHT AUF DEN HALS HETZE!
Der wutentbrannte alte hatte einen Besen von irgendwo hervorgeholt und war so rot angelaufen als würde gleich Lava wie aus einem Vulkan aus ihm her vor brechen.
Hier kam sie nicht weiter das merke sie auch. Sie stopfte den Beutel zurück in ihre Tasche und machte sich aus dem Staub. Die Wache war das letzte was sie jetzt gebrauchen konnte und wenn der Mann schlau war würde er sie rufen, egal was er gesagt hatte.
Es war wirklich dumm von ihr gewesen das Koboldsilber zu erwähnen, wann war sie so unvorsichtig geworden? Sie hatte sich sosehr daran gewöhnt das Koboldsilber mittlerweile in Unterstadt mehr oder weniger überall angenommen wurde, dass sie komplett vergessen hatte wie verachtet und gehasst es bei "geachteten Etablissements" verachtet war.
Sie verschwand in einer schattigen Gasse und nach ein paar Minuten laufen schlüpfte sie durch ein dünnes steinerne Tor das in der Stadtwand eingelassen war nach draußen.
Salzige Luft umspielt ihre Nase, es roch nach Fisch und Algen und Salzstein, so anders als der warme Geruch der Stadt der in den Gassen von Mittelstadt immer einen leichten Geruch nach Fäule mit sich trug. Kaum merkbar, aber immer da.
Sie setzte sich auf einen der großen Felsen die das Meer zumindest ein wenig von der Stadtmauer abhielten und ließ die Beine baumeln.
Ihre Hand Strich über die lange Machete die sie in einer versteckten inneren Manteltaschen bei sich trug.
Sie war ein guter Freund gewesen. Sie selber konnte das nicht von sich behaupten, sie hatte das Ding fürchterlich behandelt. Einmal hatte sie es drei Tage in Salzwasser baden lassen nur weil sie zu faul war die Hülle zu reinigen. Dieses Problem hatte sich dann aber auch recht schnell erledigt, denn die Hülle war ihr kurze Zeit später einfach unter den Händen aus einander gefallen.
Es war fast schon ein Wunder, dass der Machete nicht viel fehlte, nur ein kleines Stück war herausgebrochen und die Spitze war verbogen, plus natürlich haufenweise Kratzer, aber keinerlei Kerben, wie der Verkäufer versprochen hatte, bevor sie die Waffe geklaut hatte.
Aber sie konnte spüren wie unausbalanciert das alte Ding mittlerweile war. Und um ehrlich zu sein fand sie den Gedanke furchtbar nochmal mit diesen unangehmen Holzgriff in der Hand zu Kämpfen.
Das war auch so eine Sache, das Ding war mehr ein Allzweckwerkzeug, gar nicht wirklich zum kämpfen gedacht. Sie brauchte etwas schnelles, geschmeidiges, etwas dass sie in ihren Händen tanzen lassen konnte. Etwas mit dem sie die Welt erobern konnte.
Einen Säbel, Nordelfendolche (haha als ob sie solche je zu sehen bekommen würde).
Oder eben diese Kukris die der Alte in seinem Laden hatte.
Sie stand auf. Sie hatte es auf ehrliche Art und Weise versucht.
Nun ja, nicht das Koboldsilber auf irgendeine Art und Weise ehrlich war, aber sie hatte es zumindesr auf die erhlichste Art und Weise versucht die ihr gerade zur Verfügung stand.
Ob der alte wollte oder nicht, sie würde diese Waffen haben. Er hätte sie ihr lieber schenken sollen, denn dass was kommen würde, würde ihm nicht gefallen.
Sie drehte sich um und ging zurück zum Tor. Genug frische Luft. Sie brauchte neue Dietriche für einen Einbruch.

Ohne WorteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt