Titellos

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Es stach. Es stach wie kleine Dornen die sich in Hals und Seite bohrten. Es stach als wäre sie gerannt, als müssten ihre Beine brennen, als müsste sie keine Luft bekommen, als sollte sie den Schweiß spüren können und eisige Luft die taube Lippen und Finger umspielt, als sollte sie rote Ohren haben die sich nach Totem Stein anfühlen wenn man sie berührte, nach dem krazigen Polyester das gleichzeitig zu warm und zu kalt war.
Aber nichts davon. Es stach obwohl sie nicht gerannt war, in einer Winternacht ohne Schnee. Nur mit Frost und dem Wind der durch das Laufen kam. Kein Sterne am Himmel so winzig dass man sie kaum sehen konnte und so wenig dass man sie zählen konnte, schienen über ihr.
Das stechen ging weg, nur einer noch, schmerzhaft in der Seite aber nicht so heftig, als wäre er ein schwacher Abschied.
Aber es tat immer noch weh. Es tat weh ohne weh zu tun. Kein Stechen, kein Brennen, nur ein Druck der ihren trockenen Hals umschloss und ihre Brust. Sie konnte atmen aber irgendwie auch nicht.
Sie wünschte sich die Dornen wieder, wie konnte Schmerz echt sein wenn sie keinen spürte. Warum fühlte sie sich als sollte sie Schmerzen haben, warum hatte sie keine.
Es tat weh, aber eigentlich tat es das nicht. War es dann überhaupt echt gewesen, alles was sie gespürt hatte, wenn sie jetzt nicht spürte?
Sollte sie nicht froh sein, dass sie keine Schmerzen hatte, sollte sie nicht froh sein dass es vielleicht nicht echt war?
Aber es war echt.
Es war echt auch wenn sie nichts spürte.
Und sie hatte Schmerzen, Schmerzen die nicht weh taten.
Schmerzen die sie begleiten würden, lange. Sie machten sich breit ihn ihr. Sie vergruben sich in ihrem Inneren und kratzen und nagten an ihr. Nicht immer. Manchmal würde es sein, als wären sie nicht da, aber diese Illusion war nur ein Trug, damit sie wieder fallen konnte, von den kurzen Momenten des nicht weh Tuns, des fast schon glücklich seins, wieder zurück in die Schmerzen die nicht da waren, wenn sie plötzlich wieder bissen.
Sie würden nicht weg gehen. Irgendwann, aber irgendwann war zu weit weg.
Und sie konnte nichts tun, sie würde den Schwert mit sich tragen, jeden Tag, jeden Schritt und er würde schwerer werden.
Und sie würde sich wünschen es würde wieder richtig wehtun, den richtigen Schmerz kann man spüren und behandeln, aber was soll man gegen Schmerz machen den man nicht spürte.
Wie sollte man mit etwas abschließen das nicht existierte.

Ohne WorteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt