Ich beende mein Abschlussplädoyer und atme tief durch. Dieser Fall raubt mir noch meinen letzten Nerv, aber die Medienpräsenz ist so hoch, dass dies der letzte Punkt auf meiner Liste zur Juniorpartnerin sein könnte. Einen Prominenten in einem Unterhaltsrechtsstreit zu vertreten ist oft wirksamer, wie 100 andere Fälle. Auch wenn es nur ein C-Promi ist, die Presse stürzt sich auf jeden Fetzen, den sie aus dem Fall bekommen können.
Der Richter zieht sich zurück, um sein Urteil zu fällen und ich habe etwas Zeit um mir in aller Ruhe einen Kaffee zu gönnen. Ich kann mich fast nicht mehr daran erinnern, wann das das letzte möglich war. Ich hoffe sehr, den Fall zu gewinnen. Nicht, weil ich meinen Mandaten da raushauen will, er ist ein richtiges Arschloch, sondern, weil sich verlorene Fälle nicht gut im Lebenslauf machen. Manchmal wünschte ich, ich hätte mich nie für Scheidungsrecht entschieden, aber in diesem Bereich gibt es immer mehr als genug zu tun.
Ich verlasse den Gerichtssaal, ziehe meine Robe aus und verstaue sie in meinem Wagen. Der neue Mercedes war eine gute Wahl, er ist wirklich elegant und wirkt echt beeindruckend. Vor allem auf potenzielle Mandanten. Ich blinzle in die Sonne und entscheide mich dafür, die paar Schritte zum Café zu laufen. Parkplätze sind dort eh hart umkämpft und ein bisschen Bewegung kann nicht schaden, ich habe in der letzten Zeit viel zu viel am Schreibtisch gesessen.
Als ich ankomme kann ich mein Glück kaum fassen. Im Außenbereich ist nur noch ein einziger Tisch frei und dieser ruft förmlich meinen Namen. Ich lasse mich auf einem der Rattanstühle nieder und lege den Kopf in den Nacken um so viel Sonne wie möglich in mich aufzusaugen. Herrlich, wie warm es noch ist und das, obwohl wir schon Mitte September haben.
"Hallo, was darf ich Ihnen bringen?" reißt mich die freundlich wirkende Kellnerin aus meinen Gedanken. "Ich hätte gerne ein Käsesandwich und einen großen Kaffee", ordere ich meine Bestellung. Sie nimmt diese auf und geht davon. Ich schaue ihrem hüpfenden, blonden Pferdeschwanz nach, der schnell in der Menge der Gäste verschwindet. Vielleicht sollte ich die Zeit nutzen und mich bei meinen Eltern melden, ich habe schon ewig nicht mit ihnen gesprochen. Ich hole mein Handy aus meiner Handtasche und rufe den Kontakt meiner Eltern auf. Beim zweiten Klingeln geht meine Mutter ans Telefon.
"Voss, guten Tag", begrüßt sie mich förmlich. Ich seufze, weil ich genau weiß, dass sie meine Nummer auf dem Display sieht. Dennoch begrüßt sie mich immer, als würde der Papst höchst persönlich sie anrufen. "Hallo Mutter, wie geht es euch?", frage ich sie. "Gut, danke, wie geht es dir?" "Bei mir ist alles in Ordnung. Heute schließe ich endlich einen langen Fall ab." "Wirst du gewinnen?" Ich verdrehe die Augen: "Ich weiß es nicht, habe aber ein gutes Gefühl." "Gut, dann wirst du die Juniorpartnerschaft ja endlich bekommen." Ich höre die Verachtung in ihrer Stimme, weil es in den letzten zwei Jahren noch nicht geklappt hat. "Ja, Mutter", erwidere ich. "Wir werden es sehen. Wie geht es Vater?"
Wir unterhalten uns noch ein wenig über die neusten Ereignisse der Beiden und beenden, als meine Sandwich kommt, nach 10 Minuten das Gespräch. Ich bedanke mich bei der Kellnerin und mache mich über mein Essen her. Das hier ist so viel angenehmer, als ein Gespräch mit meiner Mutter zu führen. Sie ist wirklich anstrengend und hat noch immer eine außerordentlich hohe Erwartungshaltung an mich, die ich noch nie in vollem Umfang erfüllen konnte. Egal wie hart ich arbeite.
Als ich einen Schluck von dem herrlich duftenden Kaffee nehme, habe ich das Gespräch mit meiner Mutter schon fast vergessen. So könnte jeder Tag sein, wenn ich denn nur die Zeit dafür hätte. Als die Kellnerin zum Abkassieren kommt, gebe ich ihr, weil ich gerade so gut gelaunt bin, ein gutes Trinkgeld und mache mich wieder auf den Weg zum Gericht. Ich schaue auf die Uhr und sehe, dass die Urteilsverkündung in 15 Minuten ist. Also gehe ich direkt zu meinem Wagen, nehme meine Robe und ziehe sie im Gebäude über. Als ich an unserem Saal ankomme, wartet mein Mandant auf einem der Holzstühle im Korridor. Gemeinsam betreten wir den Gerichtssaal, nehmen Platz und warten auf den Richter und seinen Urteilsspruch.
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Lass mich raus!
RomansaLouisa ist alles, was sich ihre Eltern je für sie gewünscht haben. Sie hat ihr Abitur mit 15 Punkten bestanden, ihr Studium hat sie mit summa cum laude abgeschlossen und jetzt fährt sie auf der Erfolgsschiene ganz vorne mit. Eigentlich müsste sie g...