Ein dünner Sonnenstrahl trat durch ein winziges Fenster in den kleinen Raum. Von Beton und einem Gitter umgeben saß dort ein Mann mit langen braunen Haaren auf seinen Knien und starrte zu Boden. Vor dem Gitter flackerte eine alte Lampe an der Decke, die den so schon schwach beleuchteten Raum nur noch kälter und einsamer wirken ließen. Eine Stille herrschte. Einzig und allein der leise Atem des Mannes war zu hören. Nichts weiter als eine schmutzigen orangen Overall tragen kniete er dort im Dreck seiner Zelle. Er sah so als hätte er sich die letzten Tage nicht waschen können. Dann begann er plötzlich leise zu sich selbst zu flüstern: "Was hätte ich tun sollen? Ich war machtlos, aber ich hätte euch beschützen müssen...! Jetzt stehe ich wieder genau da, wo ich vorher auch war." Er klang verbittert und schwieg danach wieder und dachte nach. Die Stille schnitt ihm die Worte direkt wieder ab. Er nahm seine rechte Hand langsam von seinem Bein und führte seine Fingerspitzen zum Boden. Im Beton waren kleine Schrammen mit trockenem Blut. Er berührte die Schrammen mit seinen Fingern. An seinen Fingerspitzen trug er kaum noch Haut, stattdessen waren seine Finger mit Blut und Dreck übersät und selbst seine Nägel waren zerbrochen und abgekratzt. Er begann über den Boden zu kratzen ohne den Blick von der Stelle zu nehmen die er nun seit Stunden anstarrte. Er verzog keine Miene. Frisches Blut zeichnete den Boden. Dann hob er seine Hand und hielt sie sich unter sein Gesicht. Sein Blick schwebt langsam zu seinen Fingerkuppen. Er schloss seine Augen...
...Ein kleines Mädchen, ungefähr im Grundschulalter, tänzelte lachend durch einen großen Garten mit einem Apfelbaum. Die Sonne schien und das kleine Mädchen trug ein Sommerkleid. Plötzlich kam das Mädchen angerannt. Mit ihrem leicht rundem Gesicht, den braunen Locken und ihren grünen Augen kam sie lachend näher. Man sah wie es die Knie leicht aufgeschürft hatte und ihr ein paar Milchzähne fehlten. Sie hob ihren Finger und zeigte das sie sich aus Versehen geschnitten hatte. Ihr Gegenüber streichelte ihr mit einem relativ muskulösen linken Arm sanft durchs Haar. Immer noch lachend nahm sie den Arm hinunter und zeichnete mit ihrem blutigen Finger einen lächelnden Smiley. Dann grinste sie ihr gegenüber an und rannte wieder davon zum Apfelbaum...
Langsam öffnete er seine Augen wieder. Er bemerkte plötzlich das er seinen linken Arm angehoben hatte und scheinbar unbewusst einen Smiley mit seinem Blut gezeichnet hatte. Seine Augen wurden feucht. "Du hattest schon immer mehr von mir und hast nie geweint... Ihr habt mich da raus geholt und ihr seid immer bei mir! Ich werde nicht wieder in diesem Dreck versinken und mein Leben wegwerfen!" Seine Stimme war nun fester und entschlossen. Eine Träne kullerte ihm über die Wange. Durch ein leises Geräusch wurde er zurück in die Realität gerissen. Er wischte sich die Träne weg und lag seine Hände wieder auf die Beine. Man hörte Schlüssel rascheln.
Schmierige Fenster ließen das Licht nur teilweise in den Bus. Doch Arthur hatte sein Kopf gegen eine Scheibe gelehnt und blickte hinaus, während ihm die Mittagssonne ins Gesicht schien. Er hatte nun fast eine Woche keine Sonne mehr gesehen. Sie fühlte sich so gut an, wie für ihn schon lange nicht mehr. Wieder mal war er in seinen Gedanken versunken, jedoch übersah er nicht das ihn ein Großteil der Fahrt eine Gestalt auf der anderen Seite beobachtete. Der Rest des Busses war nicht gerade gefüllt. Es befanden sich nur 10 weitere Menschen im stickigen Bus. Nur 7 weitere Häftlinge, zwei Wärter und der Fahrer. Ab der zweiten Sitzreihe vorne wurde der Bus von einem Gitternetz mit Tür begrenzt. Er wusste nicht wie lange sie schon fuhren, aber es war dunkel als sie losfuhren. Nach den Schildern die er sehen konnte durchquerten sie einen ganzen Staat und waren nun in mitten eines anderem. Außerdem, waren sie vor mehr als einer Stunde auf einen Waldweg abgewichen der in ein Sperrgebiet führte, welches sie auch schnell erreichten. Die Sonne verschwand nach einem kurzem Stück wieder hinter einem dichten Dickicht. Es sah so aus als würden sie vorerst durch viel Wald fahren. Arthur wandte seinen Blick von draußen ab und blickte nach vorne zu den Wärtern die sich leise unterhielten. Er setzte sich gerade hin. Im Augenwinkel sah er wie sich die Gestalt auf der anderen Busseite zu ihm drehte und sich vorlehnte. "Hey, Löckchen!", flüsterte eine raue Stimme zu Arthur hinüber. Ausdrucklos blickte Arthur zu der Gestalt hinüber. Sie blickte gerade nach vorne zu den Wärtern. Ein Kerl mit kurzen und breiten Beinen saß dort breit beinig. Seine orangen Overall an Beinen und Armen hochgekrempelt. Mit einer komplett kahlen Glatze und einer Narbe, die von Glatze zum rechten Ohr und von da aus zum Mund führte, stützte er sich mit seinen Ellbogen auf seine Beine. Als er sich zurück zu Arthur drehte, entdeckte er auf dem Großteil der linken Gesichtshälfte ein Drachen Tattoo. Seine Nase war bereits mehrfach gebrochen und seine Hände waren rau und kaputt durch viele ausgeteilte Schläge. "Ja, genau du Löckchen!", sprach er und bleckte seine schmutzigen Zähne. Ein silberner Schneidezahn blitze auf. "Komm mal hier rüber. Du siehst vernünftig aus!" Arthur schaute noch einmal zu den Wärtern. Keiner der beiden hatte sich vom Gespräch gelöst. Arthur rückte näher zu dem fast Koboldartigem Mann. "Kann man dir helfen, Kobold?", fragte Arthur gelassen. Der Mann lachte dreckig auf. Er hob sein rechte Hand und bohrte mit seinem kleinen Finger zwischen seinen beinahe verfaulenden Zähnen. "Ich denke du solltest mich kennen... Das hier spricht für sich.", der kleine Mann übte mit seiner linken Hand eine Geste aus, um seinen Körper zu zeigen. Trotz der kurzen Beine hatte er einen breiten und gut gebauten Oberkörper. Dennoch sahen die meisten Stellen seines Körpers danach aus als wäre er mehrfach mit einer Brechstange komplett verprügelt worden. Arthur war jedoch unbeeindruckt und zuckte mit den Schultern. Der Mann hörte auf zu bohren und musterte Arthur noch einmal gründlich von oben bis unten. Dann lächelte dreckig und streckte seine rechte Hand Arthur entgegen. "Riley mein Name! Obwohl die meisten sagen Dirty Riley! Mit wem hab ich das Vergnügen. Arthurs Blick wanderte auf die Hand. "Dirty, huh? Kann ich verstehen... Arthur.", erwiderte er und schüttelte Riley die Hand, sie war rau und sein Griff stark. "Du hast 'n großes Maul, dass gefällt mir! Aber 'n bellender Hund beißt net, wie ich immer so schön sag.", wieder lachte er auf und ein übler Mundgeruch schwebte zu Arthur. "Kann dir gleich mal zeigen, dass ich auch beiße.", sprach Arthur ruhig ohne eine Miene zu verziehen und blickte dem Glatzkopf in die Augen. "Ich bin net auf Streit aus, sondern ich denke wir zwei könnten uns gegenseitig helfen." Riley blickte schnell zu den Wachen hinüber. Arthur lehnte sich langsam zurück ans Fenster. "Ich bin ganz Ohr...", erwiderte Arthur eher desinteressiert. "Ich plane nicht lange in dem Loch zu bleiben und ich vermut mal du auch net." Arthur hob seine rechte Braue. Riley lachte leise: "Dachte ich mir schon, dass du dann zuhörst. Ich bin schon mal da raus und ich weiß ich schaff das nochmal, aber das Problem is... Es is allein zu schwer. Du siehst fähig genug aus und denke du bist 'n kluges Köpfchen." Arthur lehnte sich nun zu dem Kobold hinüber. "Mal angenommen ich bin dabei und glaube dir. Was weißt du?" "Über das Horcton? Liegt südlich des Red River und is umgeben von 'nem dicken Wald." Arthur blickte hinunter und dachte nach, denn er hatte schon einmal vom Red River gehört, aber konnte es nicht einordnen. "Du weißt nicht wo das is, stimmt's? Wir sind in Texas, mein Freund! Um genau zu sein an der Grenze zu Oklahoma. Wo kommst'n her?"
Arthur wusste er würde das Angebot nie annehmen, aber trotzdem war er neugierig was er zusagen hatte. Ehrlich sein musste er dabei jedoch nicht.
"Bin aus Virginia. Hätte nicht gedacht das wir so weit gefahren sind." Riley runzelte die Stirn und hielt inne. Dann fuhr er fort: "Hör genau zu, dass is kein normales Gefängnis und die Wachen da sind net gerade dafür da damit wir keinen Mist machen. Es gibt zwei Mauerringe. Der äußere hat nur ein Eingangstor und 15 Meter hohe glatte Mauern, also 'n kleines Problem. Der innere jedoch hat zwei Eingänge, einen für uns Abschaum und einen für andere Lieferungen. Die Mauern sind nur 4 Meter hoch und mit Stacheldraht versehen. Alles aus purem Beton, selbst das Essen da sieht so aus und schmeckt wie Zement. Sie haben drum herum alles abgeholzt und schießen ohne Vorwarnung auf alles was net raus darf. Aber ich hab 'nen Plan, also was sagst?" sie blickten sich nun wieder an. "Wie hast du es bitte geschafft nochmal hier zu landen?" Riley schnaubte: "Ich sag's mal so, ist eher gezwungener Maßen, aber des geht dich nix an! Also?" Er blickte Arthur erwartungsvoll an. Arthur widmete sich wieder dem Fenster und drehte sich weg. "Kein Interesse...", erwiderte er. Riley richtete sich auf und öffnete den Mund. Da stand der kleine Mann, kaum größer als die Sitzreihen im Bus. Er überlegte kurz, auch wenn es so aussah als ob ihm das sehr schwer fallen würde, bevor er sprach: "Kannst es dir ja nochmal überlegen.." Er wandte sich ab und wollte in die hinteren Reihen gehen. Er drehte sich nochmal zu Arthur: "Kleiner Tipp unter Freunden... Ich würde schauen mit wem du dich da drinne abgibst." Dann schritt er nach hinten und setzte sich zu einem anderen und fing an auch in anzuquatschen. Arthur blendete es aus und dachte darüber nach was der Kobold sagte. Er müsste tatsächlich aufpassen mit wem er sich dort anfreundet, auch wenn er nicht gerade Lust auf Freunde hatte. Das einzige gute was ihn dort erwarten würde ist eine Nachricht von seinem besten Freund, obwohl er selbst wusste, die Situation ist aussichtslos.
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Festung der Angst
Tajemnica / ThrillerEin verzweifelter Mann geht ein Risiko ein, nachdem er vor Jahren etwas sehr wichtiges in seinem Leben verlor. Sein Kummer führte ihn zu einem düsteren Abschnitt seines Lebens und er entschied sich für den falschen Weg, um seinen Leiden ein Ende zu...