Biss und weg..

Trink!

Also gingen Leon und ich die Straße entlang und ich hatte schon lange keine Lust mehr.
Leon lief grad die Einfahrt zu einem sehr dunklen Haus hoch. "Da brauchst du nicht klingeln, da ist eh keiner zuhause!", rief ich, da ich so schnell wie möglich nach Hause wollte.
Doch er hatte schon geklingelt. Im Flur des Hauses ging Licht an und ein Junge in meinem Alter öffnete die Tür.

Er war ebenfalls verkleidet und sicher bald auf dem Weg zu einer Kostümparty, so wie ich.
Er trug weiße Sneaker und eine schwarze Skinny Jeans. Obenrum hatte er ein dunkelrotes T-Shirt mit V-Ausschnitt an und darüber eine schwarze Sweatshirt-Jacke. Seine dunkelblonden Haare waren wild zerstrubbelt und seine leuchtend blauen Augen blickten mich an. Aus seinem rechten Mundwinkel tropfte ebenfalls Kunstblut.
Würde man uns nebeneinander stehen sehen, könnte man meinen, dass wir uns abgesprochen hatten. Da wir beide als Vampir verkleidet waren und uns für die selben Farben entschieden haben.

Leon stand auf dem Hausstein und rief "Süßes oder Saures!". Der Vampirjunge blickte ihn an, verschwand im Haus und kam mit einer Schüssel voller Süßigkeiten wieder zurück. Er ging vor Leon in die Hocke und lächelte ihn an.
Leon quietschte und griff mit seinen kleinen Händen hinein.
"Willst du für deine hübsche Begleiterin auch was mit nehmen?", erklang seine Stimme und als er lächelte, kamen seine strahlend weißen Zähen zum Vorschein. Leon drehte sich zu mir um, aber ich sah den Vampirjungen überraschst an.
Leon patschte erneut hinein und lief dann zu mir. Ich löste meinen Blick von dem Jungen und ging ebenfalls in die Hocke. Leon hielt mir stolz das Twix entgegen und sprang mir auf den Arm.
Ich nahm ihn hoch und sah den Jungen an, der immer noch im Türrahmen stand. "Danke, aber wir müssen jetzt wieder nach Hause.", sagte ich und wollte gehen.
"Neeeeein!", schrie Leon auf meinem Arm.
"Doch. Die Stunde der Kürbisse ist vorbei, nun sind die Vampire dran.", sagte überraschender Weise der Junge und blitzte Leon geheimnisvoll an. Dieser quietschte und vergrub sein Gesicht an meinem Hals.
Ich nickte ihm noch einmal zu und wandte mich zum gehen.
"Ich bin übrigens Jason!", rief der Junge. "Grenny..", gab ich verwirrt zurück und eilte nach Hause.

Es war bereits 18:45 Uhr. Jetzt wollte ich aber endlich los! Ich setzte Leon ab und ging kurz zu Ma. Leon schmiss sich aufs Sofa und präsentierte seine Süßigkeiten.
"Tschau!", rief ich und Ma lächelte mich dankend an.

Ich schnappe meinen Rucksack mit den Schlafsachen, meinen Helm und meine Schüssel und verließ das Haus. In der Garage schwang ich mich auf meinen Roller und setzte mir den Helm auf. Normalerweise hätte ich das ganz vorsichtig gemacht, weil der Helm immer meine kompletten Haare zerstört. Aber da ich das ja heute eh erreichen wollte, machte mir das nix.

Ich fuhr also los und kam um 19 Uhr bei Ian an. Exakt eine Stunde zu spät. Man hörte schon am anderen Ende der Straße die laute Musik. Ich parkte meinen Roller etwas abseits, damit nachher niemand Betrunkenes dagegen stolperte und ihn um stieß.

An Ians Haustür angekommen, sah ich das sie für alle offen stand. Darin war die Hölle los. Eine Million Menschen tanzten dicht an dicht und hatten alle rote Becher in der Hand.
Ich drängte mich in Richtung Küche und fand schließlich meine Leute.

"Hey Grenny! Da bist du ja endlich!", begrüßte mich Kevin mit einem Kuss auf die Wange. Er roch schon stark nach Vodka und grinste blöd.
Als die anderen mich bemerkten, fragten sie wo ich denn war. "Kürbis-Sitten..", grummelte ich. "Was?", lachten Emma und Dave. "Ich musste mit meinem kleinen Bruder um die Häuser ziehen und Süßes sammeln", erzählte ich stöhnend, "und Steve hat sich mal wieder vor gedrückt.", setzte ich noch dahinter.

"Aber wow, das du so um die Häuser gelaufen bist!", pfiff Flo durch die Zähne, als er plötzlich hinter mir stand.
Ich drückte ihn weg und grinste.
"Ich brauch jetzt erstmal was zu trinken! Und wo ist eigentlich Ian?", fragte ich in die Runde.
Wie aufs Stichwort kam Ian schwungvoll in die Küche und drückte mir einen roten Becher in die Hand. Er zwinkerte kurz und war auch schon wieder weg. Ich roch kurz an dem Becher, definierte es als Vodka mit irgendwas anderem und trank es in einem Zug leer.
"Woho! Ganz ruhig, Kleine!", sagten Flo und Kevin gleichzeitig.
Ich lachte nur und hickste auf.
"Entschuldigt, aber als einzige Schwester zwischen 4 anderen Brüdern hat man es nicht wirklich leicht. Da braucht man das ab und an.", kicherte ich.

Jap, Leon und Steve waren nicht meine einzigen Brüder. Ich hatte noch einen 13-jährigen Bruder, der (man soll es nicht glauben) noch nerviger als Steve war und einen 1-jährigen Bruder.
Als einzige Schwester zieht man da oft den Kürzeren.

Als ich nochmal hickste kam Ian zum zweiten Mal vorbei. Wieder etwas schwungvoller. Wieder mit einem roten Becher für mich. Ich roch daran, erkannte aber nicht was es war, weshalb ich nachfragte. "Geeeheiiimniiis!", trällerte Ian und grinste schief. "Wenn du es schaffst es in nur zwei Zügen auszutrinken, dann sag ich es dir", forderte er und steckte mir die Zunge raus. Flo und Kevin feuerten mich an und ich schlug bei Ians Wette ein. Er gewehrte mir einen Probeschluck. Ich probierte, mochte es und setzte an. Wären ich schluckte und schluckte, johlten Flo und Kevin irre laut. Ich setzte kurz ab, atmete durch und trank dann den Rest aus. Ich hickste zum dritten Mal und strahlte, weil ich es geschafft hatte.
Flo und Kevin hoben mich hoch, wobei mein Kleid zu weit runter rutschte und die Sicht auf meinen dunkelroten Spitzen-BH freigab. Normalerweise wäre ich rot geworden und hätte schnell alles zurecht gezupft, aber da mir das Zeug von Ian und der Vodka davor, durch das schnelle Trinken jetzt schon zu Kopf stieg, wartete ich die beiden mich wieder runterließen, ehe ich alles wieder richtete.
Emma, Kristina und Dave klatschten und Ian sagte mir es wäre irgendwas mit Milch und 42er gewesen wäre. Mir war es inzwischen egal was es war.