Kapitel 2

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Rote Augen fixierten sich auf mich.
Ich blinzelte. „Was machst du hier, Kacchan...?", fragte ich überrascht.
Er antwortete mir nicht, sondern sah mich einfach weiter an.
Leise schloss ich die Tür hinter mir, legte meine getragene Kleidung und das Handtuch weg und wollte mich gerade wieder zu ihm umdrehen, als er auch schon hinter mir stand und mich gegen eine Wand drückte.
Ein überraschter Laut entwich meiner Kehle, als ich seinen Körper so nah an meinem spürte.
Mein Gesicht wurde heiß, mein Mund trocken.
„Kacchan...?", kam es rau über meine Lippen.
Ich hörte seine Kleidung rascheln, spürte schließlich seinen Atem an meinem Ohr.
Eins seiner Beine hatte er zwischen meine gezwängt und drückte mich so nun weiter mit dem Gesicht an die Wand vor mir. Überdeutlich fühlte ich seinen Körper an meinem.
Peinlich berührt hoffte ich, dass mein Körper nicht einfach so auf die Nähe reagierte, kniff ich die Augen zu und atmete tief ein und aus, blinzelte dann überrascht.
Kacchan roch... anders als sonst. Der Minzgeruch war immer noch da, wurde aber von etwas anderem überlagert. Etwas, das ich von ihm überhaupt nicht gewohnt war und dennoch wusste, was es war. Alkohol!
„Hast du getrunken?", wollte ich leise wissen.
Noch immer hatte er kein Wort gesagt, drückte mich nur weiter gegen die Wand und hielt mich in dieser Position.
„Hat es Spaß gemacht, dich an IcyHot ran zu machen?", fragte er mich schließlich. „Hat er dich erhört?"
Ich blinzelte erneut, drehte meinen Kopf etwas, sodass ich ihn zumindest aus den Augenwinkeln erkennen konnte. „Was redest du da?", wollte ich wissen.
„Ich will wissen, ob da was zwischen euch läuft!", fauchte er mir direkt ins Ohr, sodass ich zusammen zuckte.
„Natürlich nicht!", fauchte ich zurück, drückte mich von der Wand weg gegen ihn und stieß auf weniger Widerstand als erwartet.
Ich schlüpfte unter seinem Arm hervor und brachte etwas Abstand zwischen uns.
Er hingegen blieb so stehen, hielt den Kopf gesenkt.
„Zwischen Todoroki und mir läuft rein gar nichts. Wir sind nur Freunde!", meinte ich nun und verstummte. Warum wollte er das überhaupt wissen? Es konnte ihm doch egal sein, mit wem ich zusammen war. Er... wollte ja nicht mehr in meiner Nähe sein, wollte nicht mehr mit mir befreundet sein.
Mein Herz zog sich bei diesen Gedanken schmerzhaft zusammen. Ich ballte die Fäuste. Ich würde niemals etwas mit jemand anderem anfangen. Nicht in einer Millionen Jahren! Aber das war schließlich etwas, das er nicht wusste. Nicht wissen konnte. Nicht wissen durfte!

Langsam kam wieder etwas Bewegung in Kacchan. Er stieß sich von der Wand ab, schwankte kurz und taumelte dann an mir vorbei zu meinem Bett, ließ sich darauf fallen.
„Okay...", sagte er leise.
'Okay...?', wiederholte ich gedanklich und betrachtete ihn.
Er lag halb auf dem Bett, hatte die Augen geschlossen und sah irgendwie friedlich aus. Unwillkürlich musste ich lächeln, setzte mich dann an die Bettkante und stupste ihn sanft an.
„Hey, du solltest in dein eigenes Bett gehen, wenn du schlafen magst...", meinte ich leise.
Nicht, dass ich etwas dagegen gehabt hätte, wenn er hier geschlafen hätte. Allerdings war meine Todessehnsucht doch zu gering um das Risiko einzugehen, am nächsten Morgen durch einen tobenden Kacchan geweckt zu werden, der mir vermutlich vorwerfen würde, ich hätte ihn gezwungen und verführt oder weiß der Geier was.
Ohne die Augen zu öffnen, schnappte sich Kacchan meine Hand und zog mich neben sich.
„Keine Lust...", murmelte er.
Ich quietschte überrascht auf, kam neben ihm zum Liegen und spürte sogleich seinen Arm um mich, wurde näher an ihn gezogen.
Er drückte seine Wange an meinen Arm, schmiegte sich regelrecht daran.
„Izuku~", hauchte er. Er hatte meinen Namen so lange schon nicht mehr benutzt, dass es sich ungewohnt anhörte. „Es war nicht nett, mich einfach so links liegen zu lassen und mit IcyHot zu flirten...", säuselte er und schlug die Augen auf. „Dafür muss ich dich jetzt wohl leider bestrafen..." Er grinste mich an.
In meinem Bauch begann es zu kribbeln, mein Kopf arbeitete dagegen auf Hochtouren.
'Was passiert hier gerade?', fragte ich mich, konnte aber nicht weiter darüber nachdenken, da Kacchan sich aufgerichtet hatte und sich nun über mich beugte.
Sein Gesicht kam immer näher.
Wie hypnotisiert starrte ich in seine Augen, spürte dann plötzlich seine Lippen auf meinen.
Unendlich sanft und schüchtern küsste er mich.
Mein Kopf war wie leer gefegt und mein Körper übernahm daher die Führung.
Ich zog ihn an mich, erwiderte den Kuss und schloss schließlich die Augen.
Wie lange hatte ich mich danach gesehnt, diese Lippen zu spüren. Wie lange hatte ich mich danach gesehnt, Kacchan so nahe wie jetzt zu sein.
Ich seufzte in den Kuss hinein. Mein ganzer Körper kribbelte wie verrückt. Mein Herz schlug so schnell und laut, dass man es wohl noch nebenan hören konnte.

Kacchan presste sich an mich, vertiefte den Kuss und leckte mir auffordernd über die Lippen.
Als sich unsere Zungen trafen, wusste ich schon lange nicht mehr, wo oben und unten war. Ich wusste nur noch, dass Kacchan bei mir war, mich küsste – und nach Alkohol schmeckte.
Der Geschmack brachte meinen Kopf wieder in Gang. Nein, so war das nicht richtig. Er küsste mich nur, weil er betrunken war. Weil er nicht Herr seiner Sinne war. Weil er nicht wusste, was genau er damit anrichten konnte.
Ich drückte ihn von mir weg und von mir herunter, brachte wieder Abstand zwischen uns.

Verblüfft sah Kacchan mich an, leckte sich dann über die Lippen und begann zu grinsen. „Du willst also spielen...", säuselte er wieder und kam auf mich zu gekrabbelt.
Ich blinzelte ihn an, sprang vom Bett und hob abwehrend die Hände.
„Nein, will ich nicht. Das hier... ist so nicht richtig...", begann ich und stockte.
Natürlich war es nicht richtig! Ich hatte mir das immer ganz anders vorgestellt. Und obwohl es mein allererster Kuss gewesen war und dann auch noch mit Kacchan... Es fühlte sich dennoch nicht richtig an. Es war schließlich der Alkohol, der ihn dies alles machen ließ.
„Dann zeig mir doch, wie es richtig sein sollte...", gurrte er, kam leicht taumelnd auf mich zu und wollte mich in eine Umarmung ziehen.
Ich schluckte, wich ihm aus. „Du bist betrunken. Geh und schlaf deinen Rausch aus!", fuhr ich ihn an.
Er erstarrte, sah mich an, sagte aber nichts.
„Bitte...", meinte ich ganz leise und sah ihn flehend an.
Immer noch sah er mich an, verzog dann sein Gesicht und hielt sich eine Hand vor den Mund.


Tbc...

Boku no himitsu (deutsche Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt